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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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das breite, selige Grinsen, die weit aufgerissenen Augen, die in dem aus einem Fenster strömenden Dämmerlicht funkelten. »Bist du wahnsinnig? Macht dir das keine Angst?«
    »Zugegeben, es ist ungewöhnlich. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass man in hundert Jahren einen Weg findet …« Er schüttelte den Kopf. »Hast du es sonst jemandem gesagt? Wo bist du überall gewesen? Oder vermutlich besser wann?« Er lachte wieder. »Wie absolut phantastisch!«
    Ich konnte nicht anders, als mitzulachen. »Julian Ashford«, keuchte ich, vom Kichern geschüttelt, »du erstaunst mich immer wieder. Hier stehe ich nun und habe eigentlich mit einer großen, dramatischen Szene gerechnet, damit, dass du schreiend die Flucht ergreifst und ich betteln und flehen … und stundenlange Diskussionen führen muss, es dir zu beweisen …«
    Ich stellte fest, dass ich in seine Brust hineinredete, denn in seinem Überschwang hatte er die Arme um mich geschlossen und fing an, mich wie wild durch die Luft zu schwenken.
    »Erzähl mir alles, alles! Ich habe so viele Fragen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Hast du deine Maschine dabei? Darf ich sie sehen?«
    »Ich muss sagen«, merkte ich an, während ich mich bemühte, mich zu befreien, bevor er mich noch erdrückte, »dass du es viel besser wegsteckst als ich. Ich musste mich damals übergeben.«
    Er wich zurück und musterte mich. »Du hast wirklich einen ausgesprochen schwachen Magen. Kommt so etwas in der Zukunft häufiger vor?«
    »Nun«, erwiderte ich spöttisch, »vielleicht liegt es ja an dir. Wollen wir zum Reden nicht woanders hingehen? Ich glaube, es fängt wieder an zu regnen.«
    »Süße Kate«, sagte er lächelnd, drückte meine Hände und küsste sie nacheinander, »göttliche, wundersame Kate, nichts auf der Welt wäre mir lieber.«
    Hand in Hand liefen wir durch den stärker werdenden Nieselregen zu dem hohen, schmalen Haus in der Rue des Augustins. Während Julian mit dem Schlüssel hantierte, war mir, als hätte ich neben der Straßenlaterne eine Gestalt im dunklen Mantel bemerkt. Doch dann öffnete sich die Tür, Julian schob mich ins Haus, und die Gestalt war verschwunden.

14
    N och ehe mir mein eigener Name wieder einfiel, wusste ich, dass ich allein im Bett lag.
    »Julian.« Mein Flüstern war kaum mehr als ein Lufthauch. Aber es erfolgte keine Antwort.
    Ich stemmte mich hoch. Trotz der heruntergezogenen Jalousien erkannte ich an dem Licht, das an den Rändern vorbeiströmte, dass es schon mitten am Vormittag sein musste. Er hatte mich ausschlafen lassen. Ich wandte den Kopf zur Uhr auf dem Nachttisch. Da ich mich schläfrig und benommen fühlte, brauchte ich eine Weile, um die Bedeutung der Ziffern und Zeiger zu entschlüsseln. Viertel vor elf? Das war wirklich spät. Wo war Julian?
    Julian. Ich sank zurück in die Kissen und schloss die Augen. Die letzte Nacht strömte wie ein Wasserfall aus deutlichen Eindrücken durch mein Gehirn. Seine Hände und Lippen überall auf meinem Körper, tastend, ehrfürchtig und drängend; und meine auf seinem. Der sanfte Schimmer seiner Haut im Lampenlicht. Flüstern, Lachen, Glücksschreie. Mein Name, gehaucht wie einen Segenswunsch. Strahlende Freude, schonungslose Nähe. Das kaum zu ertragende Gefühl der Vereinigung, als ob ich nach einem leeren Leben endlich Erfüllung gefunden hätte.
    Julian, nun mein Geliebter – sanft, wild, feurig. Wo war er?
    Ich zwang mich, die Beine über die Bettkante zu schwingen. Meine Muskeln fühlten sich an wie pulverisiert. Staunend betrachtete ich meine Nacktheit. War es wirklich geschehen? Diesem bescheidenen kleinen Körper? Ich stand auf und ging auf wackligen Beinen ins Bad, wo noch einige verloschene Kerzen von einem mitternächtlichen Picknick in der Badewanne zeugten. Offenbar hatte Julian den Rest heute Morgen weggeräumt.
    Beim Zurückkommen bemerkte ich den Zettel auf dem Kissen neben meinem. »Dein«, stand da einfach nur in Julians wunderschön geschwungener Handschrift. Das Wort war zur Bekräftigung unterstrichen. Ein einziges Wort, das alles aussagte.
    Ich sah mich nach einem Morgenmantel um, konnte aber nichts entdecken. Meine Kleider lagen noch immer anstößig verstreut auf dem Boden. Also zog ich ein Laken aus dem zerwühlten Bett und wickelte mich hinein.
    Ich glaubte genau zu wissen, wo ich ihn finden würde, und ging die Treppe hinunter in die Bibliothek, wo sich meine Vermutung bestätigte. Da saß er an seinem Schreibtisch, den Laptop aufgeklappt, das

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