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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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oder?«
    Merlin wusste nicht, was er sagen sollte. Er kannte Paolo erst seit sie eingezogen waren, aber da war er schon ... Mitten in seinen Gedanken hielt er inne. Es stimmte! Fast hätte er laut aufgelacht bei der Erinnerung, als Paolo erfahren hatte, dass Merlin schwul war und daraufhin vor Scham rot geworden war.
    »Wenn man so eng mit einem Mensch zusammenlebt, fallen einem Veränderungen vielleicht nicht so auf«, sagte Selma. »Ich weiß auch nicht.«
    Merlins Herzschlag beschleunigte sich. Seine Mutter hatte recht, Paolo hatte sich verändert. Und David auch, obwohl er ihn ja noch nicht lange kannte. Trotzdem: Wie konnte ein Junge, der so schüchtern war, mit Paolo einfach so ins Bett gehen? Von heute auf morgen. Und zu ihm selbst passte das auch nicht!

    122

    Keine halbe Stunde war seit Merlins Auszug vergangen, als David wieder die Haustüre hörte. Er hatte die ganze Zeit seit Merlins Verschwinden reglos hier gelegen. Sein Kopf war einfach leer gewesen und er hatte ins Nichts gestarrt. Doch jetzt tat sein Herz plötzlich einen Sprung. Die Haustüre! Merlin kam zurück! Vollkommen ausgefüllt von diesem Gedanken setzte er sich auf und wollte gerade aus dem Bett springen, als Paolo die Treppe hinaufkam. Kraftlos ließ er sich zurückfallen. Paolo ...
    »Wie ich sehe, haben wir das Haus jetzt für uns allein, was?«, sagte Paolo, als er das Schlafzimmer betrat.
    David versuchte seine Gedanken beiseitezuschieben und einfach nur wieder an die Decke zu schauen. Aber es gelang ihm nicht. Also nahm er Paolos Satz auf. Sie hatten das Haus jetzt für sich allein. Das war immer noch besser, als über seine Gefühle zu Merlin nachdenken zu müssen. Aber was bedeutete das eigentlich? Sollte er jetzt hier einziehen und seine Eltern meiden? Paolo stellte sich das vielleicht einfach vor, aber David glaubte kaum, dass das letzte Wort mit seinem Vater gesprochen war. Außerdem, dachte David, klang das fast so, als hätte Paolo nur darauf gewartet, dass Selma und Merlin endlich verschwanden. Er schloss die Augen und sah Merlin vor sich. Jetzt war er doch bei diesem Thema.
    Paolo legte sich neben ihn. »Was hältst du davon?«
    »Wovon?«, krächzte David.
    »Von uns beiden und dem Haus?«
    David schluckte. Mit einem Mal fühlte er sich von Paolo unter Druck gesetzt. Verstand er eigentlich nicht, dass er gerade seine erste große Liebe verloren hatte und nicht auch noch seine Eltern in die Wüste schicken konnte?
    »Ich - ich - weiß nicht«, sagte er nach einer Weile.
    Paolo lachte auf. »Woher hab ich das gewusst?«
    David schlug die Augen auf und sah Paolo irritiert an. »Was?«
    »Dass du mich auch verlassen wirst.«
    »Ich - ich ...«
    »Ist es dein Vater?«, fragte Paolo dazwischen.
    David wusste nicht so recht was er sagen sollte, also nickte er. Letztlich stimmte es doch auch. Seine Eltern würden niemals genehmigen, dass er hier bei Paolo lebte. Sie würden nicht mal kampflos dulden, dass er sich mit ihm traf.
    Paolo schüttelte den Kopf. Dann zog er seufzend einen Brief aus der Hemdtasche und faltete ihn umständlich auf.
    »Was ist das?«, fragte David perplex. Langsam kam ihm das Ganze komisch vor. Er ahnte, dass sich die Welt gleich wieder einen Schwung schneller drehen würde.
    »Ein Vertrag«, sagte Paolo und sah ihn ernst an. »Ich gebe zu, dass ich in dich verknallt bin und dich wirklich gern hier behalten würde, aber ich fürchte, ich kann das nicht entscheiden.« Er reichte ihm das zerknitterte Blatt. »Das musst du wohl in die Hand nehmen, wenn du es überhaupt willst.«
    David verstand plötzlich kein Wort mehr. Verdutzt nahm er das Papier und las ›Unterlassungserklärung‹. Davids Augen rutschten sofort nach unten zu den Unterschriften. Paolo und sein Vater hatten das Schriftstück beide signiert. Dann las er: Hiermit erkläre ich, Paolo Jobim, mit sofortiger Wirkung ...
    Die Buchstaben verschwommen vor seinen Augen. Sein Vater wollte doch tatsächlich vertraglich verbieten, dass Paolo sich noch mit ihm abgab. Eine utopische Summe stand da geschrieben, die bei Vertragsbruch fällig sein sollte und ... David konnte nicht weiterlesen. Er lachte. Dann nahm er den Vertrag noch mal auf, als könne er nicht glauben, was er da in den Fingern hielt. Doch, es war ein richtiger Vertrag und sein Vater hatte unterschrieben.
    »Du bist den Vertrag eingegangen?«, fragte David schließlich heiser und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Hör zu, ich will mich nicht zwischen dich und deine Eltern stellen«, sagte

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