Das Monopol
wir einen Vergleich erzielt haben, habe ich in der Sache noch ein wenig weitergegraben. Irgendwas stimmt an dem Fall nicht. Umso mehr, nachdem Sie mir jetzt von den Schwierigkeiten Ihres Mandanten erzählt haben. Ich würde Sie gern in ein paar Tagen noch einmal anrufen, wenn ich weitere Informationen habe.“
„Vielen Dank. Ich weiß das zu schätzen.“
„Nein. Ich danke Ihnen, Dan. Ich melde mich.“
Carlton drehte sich zu seinem Schreibtisch herum, legte den Hörer auf.
Das wird ja immer toller.
Aber, wie man so schön im DOJ sagte: Willst du einen Verbrecher schnappen, musst du sein Verbrechen kennen. Diesem Grundsatz entsprechend wusste Carlton, wie sein nächster Schritt auszusehen hatte.
14.
Der Juwelier
Cartier
Connecticut Avenue
Washington, D. C., 10.31 Uhr
Pat Carlton, Justizministerium“, stellte Carlton sich vor. Der feste Händedruck der Frau gefiel ihm. Schlaffe Hände fand er grässlich.
„Therese de la Pierre. Willkommen bei Cartier, Monsieur Carlton“, sagte sie mit starkem französischen Akzent.
Jeder Mann hätte de la Pierre, eine Frau Mitte vierzig, attraktiv gefunden. Sie hatte olivfarbene Haut und ein Katzengesicht mit dunklen Augen voller Sinnlichkeit. Das schwarze Haar war mit einer goldenen Spange zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Carlton fand sie überwältigend, jedoch ein bisschen zu hart und kalt; unwillkürlich verglich er sie mit Erika, mit ihrer Spontaneität und Wärme, ihrer kindhaften Verschmitztheit. Auch spürte er, dass Madame de la Pierre ihn prüfend musterte.
„Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten.“
„Stets zu Diensten, Monsieur. Man sagte mir, Sie interessieren sich für Diamanten. Haben Sie die Absicht, sich zu verloben?“
„Nein, ich arbeite an einem Fall, der mit Diamanten zu tun hat, und leider verstehe ich überhaupt nichts von Edelsteinen. Da dachte ich mir, ein Crashkurs im angesehenen Hause Cartier könnte nicht schaden.“
„Certainement, Monsieur. Wir freuen uns, dem Justizministerium behilflich zu sein. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
„Das wäre nett. Vielen Dank.“
Carlton betrachtete die Fotos an den Wänden, während Madame de la Pierre ihrem Assistenten auftrug, Kaffee zu bringen. Die Bilder zeigten Meisterstücke von Cartier.
„Das Haus Cartier hat mit Diamanten zu tun, seit es von Louis Cartier im Jahre 1847 gegründet wurde, noch vor der Entdeckung der Diamantenvorkommen in Südafrika. Nun, die Menschen sind aus den verschiedensten Gründen von Diamanten fasziniert. Da ich nicht weiß, wie viel Sie darüber wissen, gebe ich Ihnen einen allgemeinen Überblick. Verzeihen Sie, wenn es zu schulmeisterlich klingen sollte.
Diamanten sind einzigartig, nicht nur auf Grund ihrer besonderen Härte. Sie werden nach so strengen Maßstäben gemessen wie kein anderer Edelstein. Diamanten werden nach den vier C beurteilt – Color, Clarita, Cut und Carat.“
Madame de la Pierre lehnte sich in ihrem Schwingsessel zurück. Ihr Assistent erschien wieder mit zwei winzigen Espressotassen aus Cartier-Porzellan auf einem silbernen Cartier-Tablett. Sie blickte zu ihm auf und lächelte. „Merci, François.“ Dann rührte sie Zucker in ihren Espresso. „Rabbi Nachman aus Braslov hat einmal gesagt: „Gott wiederholt sich niemals. „ Genauso ist es mit Diamanten. Jeder Stein ist einzigartig. Da es aber besagte strenge Skala gibt, kann diese Einzigartigkeit in einen spezifischen Geldwert umgesetzt werden, und das unterscheidet den Diamanten von anderen Edelsteinen.
Die clarity, die Reinheit, bezieht sich auf Art und Anzahl der Fehler. Fast jeder Diamant hat irgendeinen winzigen Makel.“ Sie unterstrich ihre Ausführungen mit beredten Gebärden. „Es gibt Blasen, schwarze und braune Flecken, kleine Splitter, die „Federn“ genannt werden, und Wolken, die „Kohleflecken“ heißen, sowie leuchtende Stellen. All das sind „Einschlüsse“. Die meisten dieser Einschlüsse sind mit bloßem Auge nicht zu sehen, nicht einmal aus nächster Nähe. Deshalb muss man einen Diamanten bei zehnfacher Vergrößerung anschauen.“ Sie nippte an ihrem Kaffee. „Konnten Sie mir bis hierhin folgen?“
„So sicher, wie Gott kleine grüne Äpfel erschaffen hat.“
Madame de la Pierre lachte. „Ich liebe diese Redensart. Reinheit bei Diamanten – nicht Äpfeln – wird in sieben Kategorien unterteilt. Ein vollkommen reiner Diamant ohne jeglichen Einschluss ist natürlich der schönste und edelste. Diese Steine
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