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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Jahr, glaube ich. Er hat sie bei seinen Recherchen kennengelernt.»
    «In der Universitätsbibliothek.»
    «Als er Bücher zurückbrachte, fiel ihr eines auf, das sie selbst gelesen hatte und bewunderte. So lernten sie sich kennen.»
    «Über eine sogenannte Weiße Frau.»
    «Über die Banshees in Irland. Er wollte ein Buch darüber schreiben. Die Entstehung, das Erscheinen und ihre heutige Bedeutung im Volksglauben. Leider konnte er das Projekt nicht mehr fertigstellen. Jedes Mal, wenn er daran denkt, sieht er sie vor sich.»
    «Das kann ich gut verstehen.» Nun war der Zeitpunkt gekommen, dachte Heinlein. Alles oder nichts. «Rosie sah sich, nach eigenem Bekunden, ebenfalls in der Tradition einer Weißen Frau.»
    Andrea Imhof schaute ihm wortlos in die Augen, als glaubte sie das Geheimnis verraten. Doch das Gegenteil war der Fall. «Interessant, dass Sie das wissen. Rosie hat immer darauf gedrängt, nicht darüber zu sprechen. Es war ihr irgendwie peinlich.»
    Jetzt war es raus. Heinlein hätte einen Luftsprung machen können. «Sie kannten sie persönlich?»
    «Michael hatte mich mal zum Essen in seinen Turm eingeladen. Da habe ich sie kennengelernt. Eine wunderbare Frau. Ich habe sie ihm so gegönnt.»
    «Sie wussten, dass sie verheiratet war?»
    «Ja. Noch.»
    «Sie wollte sich scheiden lassen?»
    Sie nickte.
    «Doch dann kam dieser Unfall dazwischen», sprach Heinlein weiter.
    «Schrecklich, wie schnell ein Glück zerstört werden kann. Michael war wie gelähmt. So habe ich ihn noch nie erlebt. Er kam aus seinem Turm nicht mehr heraus. Er schlief nicht, aß und trank nicht. Er saß einfach nur in der Ecke und starrte die Wand an. Und das alles, weil ein übermüdeter Lkw-Fahrer nicht aufgepasst hatte.»
    «Machte Ihr Bruder ihn für Rosie Wildes Tod verantwortlich?»
    «Sie hätten diesen fürchterlichen Menschen im Gericht erleben sollen. Kein Anzeichen von Reue. Im Gegenteil, er machte noch den Eindruck, dass er sich amüsierte.»
    «Waren Sie während des Prozesses dabei?»
    «Nein, natürlich nicht. Der Richter hätte das nie geduldet. Seine Angestellten hätten anderes zu tun, als ihn bei der Arbeit zu stören. Er hatte ein sehr fragwürdiges Verhältnis zu Frauen.»
    «Ich habe davon gehört. Gab Ihr Bruder Zinnhobel für das milde Urteil die Schuld?»
    Das war eine Frage zu viel. Obendrein noch die falsche. Andrea Imhof zog sich in Verteidigungsstellung zurück.
    «Michael hat nichts damit zu tun, wenn Sie das meinen», antwortete sie scharf.

47
    Erneut sprang die Mailbox von Imhofs Handy an. Verflixt, schimpfte Heinlein, wieso ging er nicht ran?
    Er war auf dem Weg nach Sommerhausen, wo er Imhofs Alibi überprüfen wollte. Imhof hatte ihm wie versprochen eine Liste derjenigen geschickt, mit denen er am Abend des Verschwindens von Richter Zinnhobel zusammen gewesen sein wollte. Aber Heinlein war bei den sich überstürzenden Ereignissen nicht dazu gekommen. Jetzt musste er nacharbeiten. Er hätte sich auf die Lippen beißen können vor Ärger. Wenn es sich herausstellte, dass Imhofs Alibi nicht dicht war, dann hatte er eine wichtige Spur schlicht verschludert. Das würde bei der anschließenden Bewertung der Ermittlungsarbeit durch den Polizeipräsidenten nicht gut ankommen.
    Aber so weit war es noch nicht. Erst die jüngsten Erkenntnisse hatten Imhof zum Reisebegleiter und Liebhaber Rosie Wildes gemacht. Diese Verspätung würde ihm niemand vorwerfen können. Hoffentlich. Er wagte nicht an die missgünstigen Kollegen zu denken, die sich mit Freude darauf stürzen würden. Um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, musste er nun schnell handeln und Ergebnisse liefern.
    Als er von der B13 nach Sommerhausen abbog, fiel ihm auf, wie nahe Rosie Wilde und Michael Imhof beieinanderwohnten. Es war nur ein Katzensprung von Winterhausen nach Sommerhausen. Einzig der Main musste überquert werden, damit sich die beiden sehen konnten. Dazwischenlagen ein eifersüchtiger Ehemann und zwei halbwüchsige Kinder. Andrea Imhof hatte nichts darüber ausgesagt, ob Rosie Wilde ihre Kinder für die neue Beziehung aufgeben wollte. Wenn sie vorgehabt hatte, sie mitzunehmen, hatte Gerald Wilde einen triftigen Grund, die Trennung zu verhindern. Das setzte allerdings voraus, dass er einerseits von Imhof und andererseits von den Plänen seiner Noch-Ehefrau wusste.
    Die erste Adresse auf seiner Liste führte Heinlein zu einem Weinbauern im Ortskern. Er parkte den Wagen und ging in den Hof, der sich zur Straße hin öffnete. Dort,

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