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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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zerborstenen Felsen am Grund wirkten winzig klein, als wären sie meilenweit entfernt. Sein Mund wurde trocken. Weiter, sagte sich Smith ärgerlich. Du hast kaum noch Zeit.
    Und dann hatte er urplötzlich überhaupt keine Zeit mehr.
    Eine weitere Salve scharfer, stakkatoartiger Schüsse ertönte und ließ einen Bleihagel auf ihn einprasseln.

    Aus fünfzig Metern Entfernung hörte Georg Liss den Amerikaner aufschreien und sah, wie er herumgerissen wurde und über den
Rand der Klippe stürzte. Mit einem bösartigen, zufriedenen Lächeln entblößte er die Zähne. Soviel zu Dr. Smith, dachte er kühl.
    Langsam, sehr langsam senkte der Mann mit den dunklen Augen die rauchende Mündung seiner MP5K und erhob sich aus seiner Deckung hinter einem flachen Kalksteinfelsen. Vorsichtig pirschte er sich heran, dabei zog er den fast leeren Ladestreifen aus der Maschinenpistole und schob einen neuen ein. Dann hob er die Waffe wieder und drehte sich sichernd von links nach rechts, während er über Kimme und Korn seiner MP5K das offene Gelände fixierte. Sein Finger lag nach wie vor am Abzug.
    Alles blieb still – und dann war, noch weit entfernt, das Heulen nahender Martinshörner zu hören.
    Liss machte ein finsteres Gesicht. Er musste sich bald aus dem Staub machen, ehe die tschechische Polizei eintraf und anfing, den Wald zu durchsuchen. Der Amerikaner war mit Sicherheit tot, dachte er. Niemand konnte einen Sturz aus so großer Höhe überleben. Trotzdem war es wohl besser, sich zu vergewissern. Das Mindeste, was Moskau-Eins verlangen würde, war eine bestätigte Todesmeldung.
    Das Lächeln grausamer Befriedigung noch im Gesicht schlich der Mann mit dem Codenamen Prag-Eins näher an den Abgrund heran. Er beugte sich über die Kante und ließ den Blick in der Erwartung Smiths zerschmetterten Körper am Fuße der Klippe liegen zu sehen, an der zerklüfteten Felswand hinabgleiten.

    Jon Smith lag ausgestreckt auf einem schmalen Sims nur wenige Meter unterhalb der Felskante, den Rücken gegen den kleinen Nadelbaum gepresst, der seinen schnellen, beinahe unkontrollierten Sturz gebremst hatte. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er am Lauf seiner Waffe entlang, die er in den ausgestreckten Händen hielt – und wartete, wartete einfach ab.
    Dann sah er Kopf und Schulter des dunkeläugigen Mannes über der Felskante auftauchen. Aus dieser Nähe waren sogar die blassen, getrockneten Blutflecken auf dem Verband über seiner zerschlagenen Nase zu erkennen.
    Sag auf Wiedersehen, dachte Smith grimmig. Er drückte zweimal den Abzug, wobei er die Pistole, trotz des Rückschlags nach jedem Schuss, fest auf das Ziel gerichtet hielt.
    Die erste 7,62mm-Kugel traf den bandagierten Mann in den Hals, durchschlug das Rückgrat und trat hinten im Nacken wieder aus. Die zweite hinterließ ein kreisrundes Loch direkt zwischen seinen Augen.
    Tot, noch ehe er in die Knie sank, stürzte der dunkeläugige Mann mit dem Kopf voran über die Kante. Sein schlaffer Körper schlug auf einem Felsvorsprung auf, prallte ab und fiel weiter, flog sich überschlagend in gespenstischer Stille an der schroffen Felswand hinab.
    Einige Sekunden lag Smith reglos da und starrte in den bewölkten Himmel empor. Jeder Knochen und Muskel schmerzte, aber er lebte. Als die letzte Maschinenpistolen-Salve die Luft um ihn herum durchlöchert hatte, war er das bislang größte Risiko seines Lebens eingegangen: Er hatte sich rückwärts auf den schmalen Vorsprung fallenlassen, den er gerade erst als Ausgangspunkt für einen relativ sicheren Pfad nach unten ausgewählt hatte. Wundersamerweise hatte das verzweifelte Hasardspiel sich bezahlt gemacht, womit er wohl jedes Quäntchen Glück verbraucht hatte, das man in einem Leben haben konnte.
    Langsam senkte er die Pistole, legte den Sicherungshebel um und steckte sie in die Tasche seiner Windjacke. Seine Hände zitterten ein wenig, während der Adrenalinspiegel seines Blutes wieder sank.
    Immer noch etwas schwach und beklommen drehte Jon sich zur Seite, setzte sich auf und schaute vorsichtig über den Rand der schmalen Felsleiste. Dort, vierzig Meter unter ihm, lag der Körper
des Mannes, den er getötet hatte, verrenkt und zerschmettert auf einem großen Felsen. Blutspuren neben der Leiche markierten den Aufschlagspunkt.
    In der Ferne hörte er Martinshörner, leise noch, doch sie wurden stetig lauter. Es war höchste Zeit, dass er aus Dodge City herauskam, dachte Smith müde. NATO-Partnerschaft hin oder her, die tschechische

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