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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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atmete einmal tief und schaudernd ein, dann würgte sie und rang keuchend nach Luft. Jon konnte sehen, wie ihre Halsmuskeln sich anspannten, weil sie etwas zu sagen versuchte. Die grotesk weit aufgerissenen Augen traten beinah aus den Höhlen, doch ihre Pupillen waren verengt, nur noch stecknadelkopfgroße schwarze Punkte. Und dann knickten ihre Knie ein.
    Erschrocken wollte Smith ihr unter die Arme greifen.
    Doch bevor er sie auffangen konnte, sackte Elena Wedenskaja wie eine Stoffpuppe in sich zusammen und stürzte auf das schneebedeckte Pflaster. Arme und Beine zuckten unkontrolliert, wild um sich schlagend wand sie sich am Boden, anscheinend in einer Reihe gespenstisch lautloser Krämpfe.
    »Rufen Sie einen Notarzt! Sofort!«, rief Smith Fiona zu.
    »Bin dabei.« Sie nickte kurz, zog ihr Telefon aus der Tasche und wählte die 03, Moskaus Nummer für medizinische Notfälle.
    Jon ging neben der gepeinigten Frau auf die Knie. Die heftigen, wilden Zuckungen ließen langsam nach und sie blieb verdreht auf dem Rücken liegen. Er legte die Plastikmappe auf den Boden, zog einen Handschuh aus und tastete mit zwei Fingern an ihrem Hals nach dem Puls. Er schlug sehr schnell und flach, flatternd, wie bei einem Vogel mit gebrochenem Flügel. Kein gutes Zeichen. Er beugte sich vor und legte sein Ohr an ihren Mund. Sie atmete nicht.
    Verdammt, dachte er düster. Was zum Teufel war ihr gerade zugestoßen? Eine Herzattacke? Dem Augenschein nach unwahrscheinlich. Ein Schlaganfall oder ein Krampf? Schon eher. Eine weitere, wesentlich schrecklichere Möglichkeit kam ihm in den Sinn, doch er schüttelte den Kopf, denn er wusste, dass er weder die Zeit noch die nötigen Informationen hatte, um diese Vermutung weiterzuverfolgen. Eine handfeste Diagnose musste bis später warten. In der Zwischenzeit konnte er nur sein Bestes tun, um Elena am Leben zu halten, bis die russischen Notärzte eintrafen.
    »Eins der Krankenhäuser schickt einen Rettungswagen, Colonel«, meldete Fiona Devin durch das Gemurmel schockierter Stimmen aus dem schnell wachsenden Kreis von Schaulustigen. »Aber es könnte fünf Minuten dauern, vielleicht auch länger.«
    Smith nickte mit gerunzelter Stirn. Fünf Minuten. Bei den meisten medizinischen Notfällen wäre das ausreichend – sehr gut sogar. Doch unter diesen Umständen war es eine Ewigkeit.
    Eilig zog er seinen Mantel aus, faltete ihn zusammen, legte ihn der älteren, grauhaarigen Frau unter die Schultern und bog ihren Kopf zurück, um die Atemwege freizumachen. Dann zog er mit einem Daumen das Kinn vor und schob ihre Zunge zur Seite. Er horchte abermals. Sie atmete immer noch nicht. Sanft drehte er ihren Kopf zur Seite und steckte ihr einen Finger in den Mund, um nach irgendeinem Hindernis, einem Schleimpfropf oder einem Essensrest zu suchen, an dem sie womöglich erstickte. Nichts.
    Mit grimmigem Gesicht barg Smith Elena Wedenskajas Kopf in seinen Armen, hielt ihr mit den Fingern die Nase zu und begann mit einer schnellen Mund-zu-Mund-Beatmung, blies ihr Luft in die Lungen, sodass er sehen konnte, wie ihr Brustkorb sich hob. Ab und zu hielt er inne und legte sein Ohr an ihren Mund, um zu kontrollieren, ob die Russin wieder von allein atmete. Doch sie lag immer noch wie gelähmt da und starrte mit offenen Augen in den Himmel, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.
    Jon arbeitete weiter und pumpte wieder Luft in ihre Lungen. Atme , drängte er sie stumm. Komm schon, Elena, atme . Zwei oder drei Minuten vergingen im Taumel hektischer Aktivität. In der Ferne heulte ein nahendes Martinshorn.
    Unter seinen Händen verlangsamte sich Elena Wedenskajas Puls weiter, stolperte noch einige unregelmäßige Schläge lang und stockte schließlich ganz. Mein Gott. In dem zunehmend verzweifelten Versuch Elena am Leben zu halten, wechselte er zwischen Mund-zu-Mund-Beatmung und rhythmischer Herzdruckmassage. Ohne Erfolg.
    Fiona kniete sich neben ihn. »Nutzt es etwas?«, fragte sie traurig, vorsichtshalber auf Russisch.
    Frustriert schüttelte Smith den Kopf. »Ich glaube, sie ist tot.«
    Einige der Schaulustigen, die auf Dr. Wedenskaja herunterstarrten, hatten ihn verstanden und bekreuzigten sich eilig, von rechts nach links, in der russisch-orthodoxen Art. Ein oder zwei nahmen die Mützen ab, um der toten Frau Respekt zu zollen. Manche gingen davon. Das Drama war vorüber.
    »Wenn das so ist, sollten wir verschwinden, Colonel«, meinte Fiona leise. »Schwierigkeiten mit den Behörden können wir uns nicht

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