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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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schwarze Kugel, die allein durch den finsteren Raum trieb. Aber es war ein großer Planet mit einer wasserstoffreichen Atmosphäre; er wärmte sich selbst mit der schwindenden Wärme der radioaktiven Elemente im Kern, mit Vulkanen, Erdbeben und tektonischen Ver-schiebungen. Unter seinem dunklen Himmel gab es Meere aus flüssigem Wasser – und in den Tiefen tummelte sich Leben und ernährte sich von Mineralien des unterseeischen heißen Gesteins.
    Vergleichbar mit den Tiefseetieren, die sich um die Geothermal-quellen der Weltmeere scharten. Hier war das Leben jedoch zum Untergang verurteilt, denn der Kern der Welt verlor die Wärme ihrer Entstehung und kühlte unweigerlich aus.
    Doch nicht einmal dieser Planet war von der brutalen Ausbeutung durch die Kolonisten verschont worden; Malenfant sah Spuren riesiger Abbau-Furchen auf dem Meeresboden. Große Maschinen waren zurückgelassen worden, die man vielleicht absichtlich unbrauchbar gemacht hatte. Überall hatte sich Leben entwickelt, 302
    wie er wusste. Aber jede Welt, jedes System war von Wellen der Kolonisierung überrollt worden, gefolgt vom totalen Zusammenbruch oder verheerenden Kriegen – und nicht nur einmal, sondern immer wieder. Der ganze Himmel war angefüllt mit technischen Artefakten und Ruinen.
    Und die schlechten Nachrichten rissen nicht ab. Das Universum an sich war ein potentiell tödlicher Ort. Er wurde durch eine hundert Lichtjahre durchmessende Region geführt, wo die Welten alle tot und Land und Meer mit den Überresten verschiedener eigenständiger Lebensformen übersät waren.
    Es hatte hier eine Explosion eines Gammastrahlers stattgefunden, sagten die Gaijin ihm: Der Zusammenstoß von zwei Neutronensternen hatte einen Schauer energiereicher elektromagnetischer Strahlung und schwerer Teilchen verursacht, der alle Welten im Umkreis von ein paar Lichtjahren entvölkert hatte. Es war ein ganz zufälliges kosmisches Ereignis gewesen. Ein kleiner Teil des Lebens hatte die Katastrophe überdauert – auf der Erde hätten die Tiefseebewohner, Bakterien und ein paar Insekten vielleicht die tödlichen Schauer überlebt. Die höher entwickelten Lebensformen hatten es nicht geschafft, und schon gar keine, die sich der Empfindungsfähigkeit schon näherten. Nach diesem Ereignis, dessen Auswirkungen binnen Wochen oder Monaten eingetreten waren, würde es hundert Millionen Jahre geduldiger Evolution bedürfen, um das Loch im Gewebe des Lebens zu stopfen, das an diesem Ort aufgerissen war.
    Aber wie alles seinen Preis hatte, so hatte auch alles sein Gutes, wie er merkte. Der intensive Energiepuls des nahen Gammastrahlen-Ausbruchs vermochte die Entstehung junger Sternensysteme zu begünstigen; urzeitlicher Staub verschmolz zu dichten eisenhaltigen Tröpfchen, die sich schnell in der Mittelebene einer Staubwolke aneinander lagerten und Kondensationskerne bildeten, die das Entstehen von Planeten beschleunigten. Sternsysteme wie das Son-303
    nensystem waren möglicherweise nur durch einen solchen Gammastrahlen-Schwall entstanden. Tod und Geburt, das war der Zyklus des Universums.
    Vielleicht. Aber diese kalte Logik war kein Trost für Malenfant.
    Die Gaijin schienen entschlossen, ihm möglichst viel von diesem sternenumspannenden Friedhof zu zeigen, um ihm seine Bedeutung klarzumachen. Nach einiger Zeit wurde es schier unerträglich, und die Grausamkeit der Lektion überwältigte ihn fast: Dass, wenn das Universum einem nicht den Garaus machte, andere empfindungsfähige Wesen das tun würden.
    Manchmal blitzte ein rebellischer Geist in ihm auf. Muss das sein? Gibt es denn keinen anderen Weg?
    Aber er war schon sehr schwach, sehr einsam, sehr alt.
    Er kauerte sich in seiner Hülle zusammen und schloss die Augen, während die Jahre des Universums und seines Lebens im Schein des blauen Sattelpunkt-Lichts verstrichen.
    Es gibt nur ein bestimmtes Maß an Unheil und Zerstörung, das ein Mensch zu ertragen vermag.
    304

    Die Gaijin hatten eine mathematisch angehauchte Philosophie. Sie mutete Malenfant verdächtig wie eine Religion an.
    Die Gaijin glaubten nämlich, das Universum sei von Geschöpfen wie ihnen grundsätzlich zu erschließen – was die Menschen, was Malenfant auch glaubten. Das heißt, sie hielten es für möglich, dass eine Wesenheit existierte, die das gesamte Universum hinreichend zu verstehen vermochte.
    Ihre Idee war, dass es eine Vielfalt von Universen gab, von der dieses Universum nur eins war. Dann existierte diese Gottheit womöglich nicht in

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