Das Multiversum 2 Raum
Oh.« Offensichtlich hatte sie gerade eine Zusammenfassung der Mission vom virtuellen Gegenstück heruntergeladen, das mit ihnen gereist 385
war. Sie schaute finster. »Sie müssen doch überall hineinpfuschen, nicht wahr, Meacher?«
Madeleine stieß mit der Hand durch Nemotos Körper, und die Pixel flatterten wie Schmetterlinge. Für Madeleine, die sich ein weiteres Jahrhundert von ihrer Zeit entfernt hatte, war diese Projektion eine eindrucksvolle neue Technik. Es gab keine Anzeichen für Zeitverzögerung; Nemoto – oder der Projektor – musste sich hier, auf dem Mond oder im Mondorbit befinden. Sonst wären die Reaktionen um ein paar Sekunden verzögert worden.
»Was ist mit Triton?«, fragte Ben mit belegter Stimme.
Nemotos Gesichtsausdruck war leer. »Triton schweigt. Es ist auch ratsam, zu schweigen. Aber Ihre Frau lebt noch.«
Madeleine spürte, dass Ben sich entspannte.
»Aber«, sagte Nemoto, »die Kolonie wird bedroht. Eine Flotte aus Blumen-Schiffen der Gaijin und Fabrikschiffen hat die Asteroiden verlassen. Sie befinden sich schon im Orbit um Jupiter, Saturn und sogar Uranus. Sie verfolgen Projekte dort draußen – zum Beispiel auf dem Jupitermond Io –, deren Zweck wir nicht kennen.« In ihrem Gesicht arbeitete es. Sie war sichtlich zornig. Nach all diesen Jahren war sie noch immer bereit, ihr Revier zu verteidigen. »Die Erde ist natürlich kollabiert. Und obwohl die Narren es noch nicht wissen, werden auf dem Mond langfristig die Ressourcen knapp, insbesondere bei Metallen. Und so weiter. Die Gaijin gewinnen, Meacher. Triton ist der einzige Brückenkopf, den wir Menschen im äußeren System haben. Die letzte Bastion. Sie darf nicht an die Gaijin fallen.«
Und du hast auch schon einen Plan, sagte Madeleine sich verdrossen. Einen Plan, in den ich einbezogen bin. Kaum zu Hause angekommen, wurde sie schon wieder Opfer von Nemotos Mani-pulationen und Plänen.
Ben runzelte die Stirn. Er stellte Nemoto ein paar dezidierte Fragen über ihre Anwesenheit, ihren Einfluss, ihre Möglichkeiten.
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Wie war die aktuelle politische Lage? Wer unterstützte sie? Wer finanzierte sie?
Sie beantwortete keine einzige seiner Fragen. Sie verriet ihnen nicht einmal, wo sie körperlich war, bevor sie mit dem Versprechen – oder der Drohung – verschwand, wiederzukommen.
■
Madeleine verbrachte lange Stunden am Fenster und betrachtete den Mond.
Der Mond wurde von einer straff organisierten föderalen Regierung kontrolliert, die in eine Reihe von Unternehmens-Zusammenschlüssen eingebettet schien, die hauptsächlich aus den japanischen Unternehmen hervorgegangen waren, die die ersten Wellen der Mondkolonisierung finanziert hatten. Die Mond-Behörden hatten der Ancestor eine weite Zwei-Stunden-Parkbahn zugewiesen, erteilten Madeleine und Ben aber keine Landeerlaubnis. Es war Madeleine klar, dass zurückgekehrte Sternenfahrer für diese geschäftigen Mondbewohner irrelevant waren.
Große glühende Blumen-Schiffe der Gaijin umkreisten den Mond über die Pole.
Dieser neue Mond glühte grün und blau, in den Farben des Lebens und der Menschheit. Die MondJapaner hatten die großen Krater – Copernicus, Eudoxus, Gassendi, Fracastorius, Ziolkovskij, Verne und viele andere – mit Kuppeln überwölbt, die mit Wasser und Luft und Leben gefüllt waren. Landsberg, die erste große Kolonie, war noch immer die Hauptstadt. Die mächtigen Kuppeln erhoben sich zum Teil zwei Kilometer über die Mondoberfläche.
Es waren Gitterrohrrahmen-Strukturen mit sechseckigen Zellen, die von riesigen bewohnten Türmen getragen wurden. Überdachte Straßen, die von Häuserzeilen gesäumt waren, verbanden ein paar 387
Kuppeln. Sie zogen sich wie glühende Stränge durch die Maria.
Die Japaner wollten diese Strukturen erweitern, bis die ganze Mondoberfläche als ein ›Welthaus‹ unter Glas war. Es wäre wie ein gewaltiges Arboretum, eine kontrollierte Biosphäre.
All das wurde durch Tiefbohrungen mit der Bezeichnung Paulis-Minen ermöglicht, erfuhr Madeleine, die sich in das Informations-netzwerk eingeloggt hatte, das den neuen Planeten umspannte.
Frank Paulis selbst lebte auch noch. Madeleine verspürte einen Funken Stolz, dass ein Vertreter ihrer alten Generation eine solche Leistung vollbracht hatte. Doch fünfzig Jahre nach seinem technischen Triumph war Paulis eine Unperson und befand sich in Ein-zelhaft.
Die virtuelle Nemoto materialisierte erneut.
Madeleine hatte herausgefunden, dass Nemoto noch immer lebte – was man
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