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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Heavy-Metal-untermalte, schwer verdauliche Kost gespeichert war, wie sie hatte finden können. Als sie überzeugt war, auf dem Computer genügend belastende Inhalte untergebracht zu haben, hatte sie in einer Word-Datei einen wütenden Brief angefangen, der mit den Worten begann:
Lieber Dad, du verdammter Hurensohn
, in dem O’Connell bekannte, er wisse jetzt, dass er vor Jahren niemals hätte lügen dürfen, um seinen Vater zu entlasten, und er sei jetzt bereit, diesen einen schweren Fehler in seinem Leben zu korrigieren. Er sei der einzige Mensch auf der Welt, der in der Lage sei, der Gerechtigkeit Genüge zu tun und den Mord an seiner Mutter zu rächen. Scotts Recherchen zur Familiengeschichte der O’Connells hatten ihr entscheidend geholfen.
    Noch zwei Dinge hatte Sally mit dem Computer gemacht. Sie hatte die Rückwand abgeschraubt, so dass die Innereien offen zutage lagen, und behutsam die Verbindung zum Netzkabel gelockert, so dass der Laptop nicht mehr anging und der Akku sich nicht mehr auflud. Dann hatte sie die Rückseite wieder geschlossen, allerdings mit einer Besonderheit. Mit zwei Tropfen Sekundenkleber hatte sie dafür gesorgt, dass eine der beiden Schrauben, die alles zusammenhielten, sich keinen Millimeter mehr bewegen ließ. O’Connell konnte das Gerät vielleicht reparieren, dachte sie, aber er wäre nicht in der Lage, hineinzukommen. Ein Techniker von der Forensik dagegen schon.
    Sie warf einen letzten prüfenden Blick auf den Laptop – es sah so aus, als stünde er genau so, wie O’Connell seinen zurückgelassen hatte.
    Sally schob O’Connells Laptop neben der Pistole in ihren Ruck sack.
    Sie sah auf ihre Stoppuhr. Es waren elf Minuten vergangen.
    Zu langsam, zu langsam, schimpfte sie mit sich, während sie den Rucksack über die Schulter warf. Sie spürte, wie ihr die Konturen der Waffe gegen den Rücken schlugen. Sie atmete tief durch. Sie würde bald wiederkommen.
     
    Das Handy auf dem Beifahrersitz klingelte beharrlich. Scott war sich nicht sicher gewesen, ob er diesen Anruf bekommen würde, hielt es aber immerhin für möglich, und so war er darauf gefasst, als er die Stimme am anderen Ende hörte. »Hey, spreche ich mit Mr. Jones?«
    O’Connells Vater klang ein wenig unsicher und gehetzt, aber auch freudig erregt.
    »Smith am Apparat«, erwiderte Scott.
    »Klar, Mr. Smith. Hören Sie, hier spricht …«
    »Ich weiß, wer dran ist, Mr. O’Connell.«
    »Tja, will ich auch meinen. Ich hab gerade einen Anruf von meinem Jungen bekommen, so wie Sie gesagt haben. Er ist in diesem Moment auf dem Weg hierher.«
    »In diesem Moment?«
    »Ja. Sind ungefähr anderthalb Stunden Fahrt von Boston, nur dass er garantiert schnell fährt, vielleicht ist er also ein bisschen früher da.«
    »Ich werde entsprechende Vorkehrungen treffen, danke.«
    »Der Junge hat was von einem Mädchen gebrüllt. Klang wirklich aufgeregt, fast übergeschnappt. Hat die ganze Sache was mit ’nem Mädchen zu tun?«
    »Nein, es geht um Geld. Und um etwas, das er uns schuldig ist.«
    »Na ja,
er
sieht das offenbar anders.«
    »Wie er das sieht, ist für unsere geschäftliche Verabredung von keinerlei Belang, nicht wahr, Mr. O’Connell?«
    »Klar, denke schon. Und was soll ich jetzt machen?«
    Scott brauchte nicht lange zu überlegen. Er hatte mit der Frage gerechnet. »Warten Sie einfach auf ihn. Lassen Sie ihn ausreden, egal, was er sagt.«
    »Und was haben Sie vor?«
    »Wir werden gewisse Maßnahmen ergreifen, Mr. O’Connell, und Sie bekommen, wie versprochen, Ihren angemessenen Lohn.«
    »Und was ist, wenn er nun plötzlich wieder geht?«
    Scott merkte, wie ihm die Kehle trocken wurde, wie sich ihm die Brust zusammenkrampfte.
    »Dann treten Sie zur Seite und lassen ihn gehen.«
     
    Hope nahm, während sie auf Sally wartete, einen Schluck Kaffee. Sie verbrannte sich an der heißen, bitteren Flüssigkeit die Zunge.
    Sie hatte den Wagen auf dem Parkplatz einer Mall, hundert Meter vom Eingang eines großen Lebensmittelgeschäfts, abgestellt. Es herrschte reger Verkehr, doch sie war ein wenig weiter vom Eingang entfernt, als es nötig gewesen wäre, und hatte vielleicht ein halbes Dutzend Parklücken zwischen ihr und dem nächsten Wagen freigelassen.
    Als sie Sally in ihrem unscheinbaren Leihwagen langsam durch die Reihen der parkenden Autos fahren sah, saß sie kerzengerade. Sie steckte den Kaffeebecher in den Halter, kurbelte hastig das Fenster herunter und winkte Sally zu, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Sie

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