Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
McDermott hat ihm gesagt, Sie würden für die Männer Kaffee machen.«
Tanner setzte sich auf der anderen Poolseite ins Gras und versuchte, Sinn in die letzte Stunde zu bekommen. Fassett und Jenkins standen über ihm.
»Um Gottes willen, wie ist das passiert?« Er sah zu, wie die Männer die Leiche wegtrugen. Seine Stimme war kaum zu hören. Fassett kniete nieder.
»Man hat ihn von hinten angegriffen.«
»Von hinten?«
»Jemand, der das Wäldchen hinter Ihrem Haus kannte.« Fassetts Augen bohrten sich in die Tanners. Der andere spürte die unausgesprochene Anklage.
»Meine Schuld, nicht wahr?«
»Möglich. Jenkins hat seinen Posten verlassen. Seine Position lag daneben... Warum waren Sie unten? Warum brannten sämtliche Lichter im Erdgeschoß?«
»Ich konnte nicht schlafen. Ich bin aufgestanden.«
»In der Garage brannte Licht. Warum waren Sie in der Garage?«
»Ich – ich erinnere mich nicht. Wahrscheinlich habe ich über heute nachmittag nachgedacht.«
»Sie haben das Garagenlicht brennen lassen... Ich kann verstehen, daß man nervös wird, aufsteht, hinunter geht, eine Zigarette raucht, etwas trinkt. Das kann ich verstehen. Aber ich kann nicht verstehen, daß man in die Garage geht und das Licht brennen läßt. Wollten Sie irgendwohin, Mr. Tanner?«
»Irgendwohin? – Nein. Nein, natürlich nicht. Wohin sollte ich denn?«
Fassett blickte zu Jenkins auf, der Tanners Gesicht im schwachen Widerschein des Lichtes beobachtete, das vom Haus herüberkam. Jetzt sprach Jenkins.
»Sind Sie sicher?«
»Mein Gott... Sie dachten, ich wollte wegrennen. Sie dachten, ich würde fliehen, und sind hereingekommen, um mich aufzuhalten.«
»Bleiben Sie leise, bitte.« Fassett stand auf.
»Glauben Sie, daß ich das tun würde? Glauben Sie auch nur einen Augenblick lang, daß ich meine Familie verlassen würde? «
»Sie könnten ja Ihre Familie mitnehmen«, antwortete Jenkins.
»O Gott! Deshalb sind Sie ans Fenster gekommen. Deshalb
haben Sie Ihren...« Tanner konnte den Satz nicht zu Ende führen. Ihm war übel, und er fragte sich, ob er sich wohl übergeben würde. Er sah die beiden Beamten an. »Herrgott!«
»Wahrscheinlich wäre es ohnehin passiert.« Fassetts Stimme klang ganz ruhig. »Das gehörte nicht – gehörte nicht zu irgendeinem ursprünglichen Plan. Aber sie müssen verstehen. Sie haben sich abnormal verhalten. Es war für Sie nicht normal, das zu tun, was Sie getan haben. Sie müssen alles, was Sie tun, genau beobachten. Alles, was Sie tun oder sagen. Das dürfen Sie nicht vergessen. Niemals.«
Tanner stand unsicher auf. »Sie machen doch damit nicht weiter? Sie müssen das jetzt abblasen!«
»Abblasen? Einer meiner Männer ist soeben getötet worden. Wenn wir es jetzt abblasen, sind Sie ebenfalls tot. Sie und der Rest Ihrer Familie.«
Tanner sah die Trauer in den Augen des Agenten. Man widersprach solchen Männern nicht. Sie sagten die Wahrheit.
»Haben Sie die anderen überprüft?«
»Ja, das haben wir.«
»Wo sind sie?«
»Die Cardones sind zu Hause. Tremayne ist in New York geblieben; seine Frau ist hier draußen.«
»Und was ist mit den Ostermans?«
»Darauf komme ich später. Sie sollten jetzt hineingehen. Wir haben die Streife verdoppelt.«
»Nein, das werde ich nicht. Was ist mit den Ostermans. Sind sie nicht in Kalifornien?«
»Sie wissen, daß sie das nicht sind. Sie haben heute nachmittag um sechzehn Uhr sechsundvierzig in Kalifornien angerufen. «
»Wo sind sie dann?«
Fassett sah den Nachrichtenchef an und antwortete einfach:
»Sie haben sich offensichtlich unter einem anderen Namen ein Zimmer genommen, wir wissen, daß sie in der New Yorker Gegend sind. Wir werden sie finden.«
»Dann hätte es Osterman sein können.«
»Ja, kann sein. Sie sollten jetzt hineingehen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben eine ganze Armee hier draußen. «
Tanner blickte zu dem Wäldchen hinüber, wo Fassetts Mann ermordet worden war. Sein ganzer Körper zitterte einen Augenblick lang unkontrollierbar. Die Nähe eines solch brutalen Todes erschütterte ihn. Er nickte dem Beamten zu und ging dann zu seinem Haus. Er spürte nur eine Übelkeit erregende Leere in sich.
»Stimmt das mit Tremayne?« fragte Jenkins leise. »Ist er in der Stadt?«
»Ja. Er hatte ziemlich viel getrunken und hat sich ein Zimmer im Biltmore genommen.«
»Hat jemand sein Zimmer heute abend überprüft?«
Fassett wandte seine Aufmerksamkeit von der Gestalt Tanners ab, der soeben im Haus verschwand. Er sah
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