Das Patent
typischen Koksers.
»Aber klar.« Der Fahrer griff in die Jackentasche - Tibbald nahm träge zur Kenntnis, dass der Mann trotz der Hitze eine Lederjacke trug - und entnahm ihr einen dicken Umschlag mit Scheinen. Er reichte sie Tibbald. »Hast du gut gemacht«, sagte er.
Als Tibbald anfing, die Scheine zu zählen, legte der Fahrer anerkennend einen Arm um seine Schulter. Die andere fuhr wieder unter seine Lederjacke, doch diesmal kam sie mit einer kleinen automatischen Pistole hervor.
Tibbalds Blick war auf das Geld gerichtet, deswegen begriff er erst, was los war, als der Fahrer das Schießeisen gegen seine Rippen drückte und ihn fester an sich zog. Tibbald riss die Augen auf. Seine Lippen bewegten sich, er wollte protestieren, doch die Überraschung verlangsamte seine Reaktion.
Obwohl die Hohlspitzgeschosse so konstruiert waren, dass sie im Inneren eines Leibes explodierten, statt ihn zu durchschlagen, richtete der Lederjackenträger den Lauf der Waffe sorgfältig nach unten, aufs Rückgrat des sich nun zur Wehr setzenden Tibbald, um die Möglichkeit ausschließen, seinen eigenen Ellbogen zu treffen, mit dem er das Opfer festhielt.
Ein gedämpfter Knall, dann noch einer. Die Papageien kreischten begeistert. Tibbald zuckte und sackte zusammen.
Ein dünner, quäkender Laut kam aus seiner Kehle, als entwiche Luft aus einem Blasebalg. Der Fahrer ließ ihn los, und Tibbald sank nach hinten. Dann riss der Lederjackenträger den Geldumschlag an sich, damit die blutrote Flut ihn nicht beschmutzte. Er zog die Ölhaut über die Leiche, wickelte Tibbald sorgfältig ein und rollte ihn über den Sitz ins Heck des Lieferwagens. Schließlich warf er einen raschen Blick aus dem Fenster und grunzte. Er war zufrieden, weil alles so glatt gegangen war.
Als er das Schießeisen wieder in die Jacke schieben wollte, hielt er inne. Er war zwar schnell gewesen, aber nicht schnell genug: Eine dünne rote Linie zierte sein Hemd. Sie war feucht.
Der Fahrer steckte die Waffe mit einem Fluch ein, packte den Reißverschluss der Jacke und zog ihn fest hoch. Zwei Minuten auf einer Toilette würden das Problem schon aus der Welt schaffen.
Außerdem würde es niemandem auffallen, wenn er erst mal kostümiert war.
09:10 Uhr
Andrew Warne richtete sich in seinem Plüschsessel in einem großen Büro auf der A-Ebene auf. Amanda Freeman saß vor einem Monitor und gab Daten ein. In der letzten Viertelstunde hatte sie eine beträchtliche Anzahl von Fragen gestellt.
Vor Jahren hatte Warne auch die CIA beraten. Der Beamte, der in Langley seine Sicherheitsüberprüfung vorgenommen hatte, war weniger wissbegierig gewesen.
Als Amanda mit den Eingaben fertig war, schaute sie ihn an.
»Ich habe zwar gewusst, dass Sie in der Robotik arbeiten, aber ich hatte keine Ahnung, dass Sie das Gehirn hinter dem Metanet sind. Stimmt es, dass es sämtliche Parkroboter steuert?«
Warne nickte. »Außer einigen gänzlich autonomen.«
»Sehr beeindruckend.« Amanda Freeman schaute wieder auf den Monitor, dann kritzelte sie etwas auf einen Zettel und reichte ihn ihm. »Ich glaube, wir sind hier fertig. Ihre Konferenz ist für elf Uhr angesetzt. Dies ist die Nummer des Büros. Fragen Sie einfach jemanden von der Besucherbetreuung nach der Richtung. Vielleicht wollen Sie sich bis dahin noch ein bisschen umsehen?«
»Aber ja. Vielleicht schau ich mir den Atomreaktor an.«
Amanda Freemans Blick traf wie ein Pfeil sein Gesicht.
Dann zeigte sie wieder ihr schwaches ironisches Lächeln.
»Sie haben es also auch gehört. Man hat mich ausgebildet, darauf die Antwort zu geben, dass wir hydroelektrische Energie verwenden.« Sie stand auf.
»Bleibt also nur noch die Orientierung. Ist Standard für alle Experten, die bei uns zu Besuch sind.«
»Was? Etwa ein Schulungsfilm? Ich wollte mich eigentlich mit meiner Tochter ein wenig im Park umsehen.«
»Es dauert nur fünf Minuten. Kommen Sie bitte mit!«
Sie führte ihn aus dem Büro und durch einen Gang. Warne folgte ihr. Er fühlte sich zunehmend verärgert. Er hatte schon jetzt mehr als genug Bürokratie ertragen. Jetzt auch noch eine Orientierung? War er denn nur irgendein Spezialist für Schaufensterdekoration? Hatte Sarah all dies inszeniert, um ihn persönlich zu kränken? Aber nein. Man konnte ihr viel nachsagen, aber engstirnig war sie nie gewesen.
Warne griff sich beim Gehen an die Schultern und rieb seine Oberarme. »Ich hab meinen alten Computerraum schon für kalt gehalten. Aber hier ist es so kalt, dass
Weitere Kostenlose Bücher