Das Pest-Gewölbe
war so.«
Vivian räusperte sich. »Nein, Ron, ich bin dir nicht böse. Genau das habe ich auch festgestellt. Hinzu kommt noch das Brennen. Es ist jedenfalls nicht normal.«
»Und deshalb werden wir morgen einen Arzt konsultieren. Einen Dermatologen. Verdammt noch mal, ich hätte dir diese Kosmetik nicht geben sollen! Ich bin schuld.«
Das wollte Vivian nicht zugeben. »Aber nein, Ron, du hast es nur gut gemeint. Außerdem habe ich mich oft genug hysterisch benommen, wenn es um mein Aussehen und um mein Alter ging.«
»Jedenfalls müssen wir etwas unternehmen.«
»Das stimmt. Aber nicht du!«
»Wieso?«
»Du kannst dich um die Messe kümmern. Ich werde morgen zu einem Arzt gehen.«
»Ich bin dabei.«
Sie lächelte ihn an. Beim Verziehen der Lippen hatte sie das Gefühl, als hätte sich ihre Haut gestrafft. Auch das Brennen war für einen Moment stärker geworden.
»Wir werden sehen, wie es morgen aussieht. Okay?«
»Okay.«
»Dann schlaf gut, Ron.«
Das werde ich nicht können, dachte Greyson. Er schaute seiner Frau mit düsteren Blicken nach, als sie durch den Raum ging, eine Tür öffnete und verschwand.
Der Verleger goß noch einen Whisky in das Kristallglas. Er brauchte den Schluck. Während er trank, fluchte er innerlich. Dabei dachte er auch nach und hatte das Gefühl, von einem Netz umgeben zu sein.
Hier war etwas falsch gelaufen, und es hatte mit diesem verdammten Manuskript angefangen. Er hätte es nicht kaufen sollen. Um einen Rückzieher zu machen, war es zu spät. Bereits am ersten Tag der Messe hatten sich einige Händler für das Buch interessiert. Schließlich war Nostradamus in, es gab genügend neue Bücher über ihn, und diesen Boom hatte auch Greyson nutzen wollen.
Er hätte die Kosmetik wirklich erst analysieren lassen sollen, aber seine Euphorie war einfach zu groß gewesen.
Jetzt gab es sie nicht mehr. Sie war von einem anderen Gefühl abgelöst worden.
Von einer unbestimmten Furcht vor der kommenden Nacht…
***
Im Schlafzimmer hatte Vivian nur die Nachttischlampe eingeschaltet und sich in ihrem Schein ausgezogen. Sie warf ihre Jacke und den Rock achtlos über einen Sessel, entledigte sich auch der Unterwäsche, stand schließlich nur im Slip da und strich wie traumverloren über ihre wunderbar geformten und immer noch festen Brüste, auf die sie so stolz war. Doch heute war sie zu einer anderen Person geworden. Sie hatte sich etwas angetan und spürte tief in ihrem Innern die bohrende Angst.
Diese Nacht war nicht länger als die anderen auch, aber sie konnte lang werden, und Vivian fürchtete sich davor. Wieder ging sie ins Bad.
Wieder stellte sie sich vor den Spiegel und betrachtete ihr Gesicht.
Hatte es sich verändert?
Nein, es zeigte noch immer die gleiche Glätte und auch die gleiche Bleichheit. Sie drückte mit den Fingerkuppen gegen die Haut und spürte abermals diesen seltsamen Widerstand. Es gab einfach keine Stelle an den Wangen, wo er nicht vorhanden war. Da hatte sich unter der Haut tatsächlich etwas anderes gebildet, mit dem sie nicht zurechtkam. Etwas Künstliches wahrscheinlich, möglicherweise ausgelöst durch die verdammte Creme.
Wie eine Platte fühlte es sich an.
Sie schüttelte sich und schluckte.
Kein zweites Gesicht tauchte auf, und die Frau sah auch keine Veränderung an den anderen Stellen ihrer Haut.
Das Brennen war geblieben!
Direkt unter der Haut breitete sich die Säure aus. Zumindest war es für sie so.
Wieder tastete sie ihr Gesicht ab. Diesmal langsamer und behutsamer.
Siedrückte auch die Haut zusammen. Ihre Finger blieben dabei trocken, obwohl sie diesen ›Gelee‹ wieder gespurt hatte.
»Es hat keinen Sinn, wenn ich mich selbst verrückt mache. Es hat wirklich keinen Sinn.«
Diesen Satz befolgte sie auch, als sie sich umdrehte und das Bad verließ. Sie betrat den Schlafraum und verzichtete diesmal auf die dunkle Schlafbrille, denn sie würde möglicherweise nur noch mehr leiden, und das wollte sie auf keinen Fall. Vivian legte sich ins Bett.
Sie blieb auf dem Rücken liegen. Seit ihrer Kindheit hatte sie große, dicke und auch breite Kopfkissen geliebt, und auch als Erwachsene hatte sie darauf nicht verzichtet. Ihr Kopf drückte das weiche Kissen ein, und sie hatte ihren Blick gegen den hellen Fleck an der Decke gerichtet, den die Nachttischleuchte hinterlassen hatte.
Plötzlich störte sie diese Helligkeit. Vom Bett aus konnte sie die Lampe ausschalten.
Wie ein Vorhang fiel die Dunkelheit in den Raum. Die langen Stores
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