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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vertraut war, denn beide Frauen waren durch das starke Band eines Geheimnisses miteinander verbunden.
    Zwei Verschwörerinnen, die jetzt zusammenhielten, und Vivian wunderte sich darüber, daß sie ihr normales Leben schon längst vergessen hatte.
    Hier war es im wahrsten Sinne des Wortes abgelegt worden wie die alte Haut, die wie ein zur Seite geschleuderter Putzlappen in der Ecke lag.
    Vivian Greyson betrachtete sich im Spiegel, sie schaute zugleich auch die zweite Person an. So etwas wie eine Zwillingsschwester, und es machte ihr überhaupt nichts aus, eine Person zu sehen, die mehr einem Wesen von einem anderen Stern glich, was sich natürlich auch auf die Gattin des Verlegers anwenden ließ.
    »Wer bist du?« flüsterte Vivian.
    »Dein Schicksal…«
    Sie nickte. »Ich weiß, ich bin auch damit einverstanden. Aber hat mein Schicksal auch einen Namen?«
    »Cosima…«
    Für eine Weile lauschte Vivian dem Klang nach. Cosima – welch ein Name, ein wunderschöner, ein Name, der heute kaum noch vorkam, denn wer nannte schon sein Kind Cosima? Sie war eine Gestalt aus der Vergangenheit, gekommen – durch den Tunnel der Zeiten. Sie war so unwirklich und trotzdem real, ein Wunder in sich.
    »Mir gefällt er. Ja, mir gefällt der Name? Er ist herrlich, ich liebe ihn schon jetzt.«
    »Das mußt du auch, Vivian, denn du bist hinter das Geheimnis unserer Kosmetik gekommen. Du bist die erste, die Person, an der ich es ausprobiert habe. Und ich freue mich, daß du dich sofort auf meine Seite gestellt hast. Wir beide haben einiges vor, und du wirst Dinge erleben, die du bisher als normaler Mensch nicht für möglich gehalten hast. Ich habe mir einen Plan ausgedacht, dem du folgen wirst.«
    »Was hast du vor?«
    »Wir werden zu mir gehen.«
    »Und wo lebst du?«
    Das Lächeln auf dem starren Gesicht nahm an Breite zu. Es wirkte noch unnatürlicher und clownhafter. »Wir werden unseren Weg gehen. Du bleibst an meiner Seite, und wir gehen zu mir in das Gewölbe, das du schon im Traum gesehen hast.«
    »Der schwarze Spiegel?«
    »Auch er, meine Liebe. Es ist das Tor. Wir können durch ihn das Gewölbe betreten, das einen besonderen Namen hat. Es ist das Pest-Gewölbe.«
    Vivian hatte zwar zugehört, konnte aber nichts damit anfangen. Sie wiederholte den Begriff zweimal und schaute dabei in Cosimas lächelndes Gesicht. Dann sagte sie leise: »Ich wußte nicht, daß es dich wirklich gibt. Ich habe von dir gehört und gelesen, aber ich habe immer gedacht, daß du entweder tot oder nur eine Erfindung bist. Mein Mann hat über dich gelesen. Jetzt fällt es mir ein. Daß ich dir jetzt gegenüberstehe, ist für mich nicht zu fassen. Es ist so anders und auch wunderbar. Ich fühle mich besser.«
    »Das sollst du auch.«
    »Und was ist mit Ronald?«
    Das Lächeln blieb, die Antwort aber klang kalt und unnachgiebig. »Er stört uns, er wird uns immer stören. Deshalb wird es besser sein, wenn du ihn dir aus deiner Nähe schaffst. Und zwar für immer.«
    Vivian zögerte nicht einen Moment. Sie nickte und zeigte dann ein breites Lächeln. »So muß es wohl sein, und ich werde alles in den Hintergrund treten lassen.«
    »O nein, das wirst du nicht. Wir werden immer da sein, wo wir gebraucht werden. Wir sind die heimlichen Beobachter, und wir werden uns über unseren Erfolg freuen.«
    »Wenn du das sagst…«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Vivian lächelte noch intensiver, aber dieses Lächeln zerbrach ebenso wie die Gefühlsaufwallung, an den Spiegel heranzutreten und nach Cosima zu fassen.
    Sie hatte etwas gehört. Nichts, was sie hätte beunruhigen können, etwas Normales, das Klappen einer Tür, dann Schritte, und schließlich hörte sie die Stimme ihres Mannes.
    »Vivian…?«
    Im Spiegel lachte Cosima. »Er ist da, Vivian, er ist da.«
    »Ich weiß.«
    »Denk daran, was du tun wolltest.«
    »Ich werde es tun.« Sie bewegte sich jetzt sehr schnell auf die Tür zu und schaltete das Licht aus.
    Dann traf sie ihre Vorbereitungen.
    Im Spiegel aber schimmerte Cosimas Gesicht wie ein nebeliger Abdruck…
    ***
    Es hatte für den Verleger ein schöner Abend werden sollen. Eine kurze, erholsame Ruhepause von dem Rummel auf der Messe, doch es war alles anders gekommen.
    Vivians Reaktion im Restaurant hatte er noch verstanden. Daß sie aber allein schlafen wollte, begriff er nicht. Gerade in ihrem Zustand hätte sie Trost gebrauchen können, und Greyson hatte auch vorgehabt, seine Frau zu trösten, schließlich fühlte er sich schuldig an

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