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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herausgekommen.«
    »Das kannst du in einer derartig kurzen Zeit auch nicht verlangen, John. Ich bitte dich.«
    »Meines Erachtens haben sie diese Kur gar nicht nötig gehabt. In ihrem Alter hat man noch keine Falten.«
    »Das allerdings.«
    Ich lehnte mich gegen eine Trennwand. »Du warst bei Bill. Was haben die Reporter gesagt?«
    »Sie glauben nichts.«
    »Wieso?«
    »Ja, sie sind davon überzeugt, daß hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Was natürlich an unserer Anwesenheit liegt, denke ich mal.«
    Ich hob die Schultern.
    »Um nicht ganz umsonst hier erschienen zu sein, John. Du hast dich doch mit diesem Buch beschäftigt. Zumindest habe ich gesehen, wie du darin geblättert hast. Ist es wirklich eine so große Sensation? Wird es den Markt der Kosmetik revolutionieren?«
    »Quatsch.«
    »Also Humbug?«
    Ich holte tief Luft.
    »Was heißt denn Humbug. Es sind Rezepte darin abgedruckt, wie man sich die entsprechenden Cremes herstellen kann. Das aber kennt man aus zahlreichen Hexenbüchern, die nachgedruckt wurden, und auch das sechste Buch Moses ist nicht anders. Wir können es vergessen, nehme ich mal an.«
    »Trotz des Autors?«
    »Sicher. Nostradamus muß es in jungen Jahren geschrieben haben. Also vor seinen Prophezeiungen. Ich gehe davon aus, daß er noch studierte. Da hat er sich eben mit diesem Gebiet beschäftigt. Und Frauen haben zu allen Zeiten auf ihre Schönheit geachtet, das weiß man schließlich auch.«
    »Stimmt.«
    »Für mich läuft das alles auf einen großen Bluff hinaus. Es wird genügend Käufer für das Buch geben und auch genügend für die Creme. Das wird ein Geschäft werden.«
    »Mich wundert nur, daß die drei jungen Frauen sich das Zeug so einfach in die Gesichter haben schmieren können.«
    »Sie wurden nicht beobachtet, und ich wollte sie auch nicht davon abhalten. Sie haben sich schon schwer getan, aber was soll’s? Die Sache ist gelaufen.«
    »Heißt das, daß auch die Messe für dich gelaufen ist? Willst du verschwinden oder dich hier noch umsehen?«
    »Heute ist Samstag.«
    »Ja, wir haben Zeit.«
    »Wie sieht es mit Bill aus?«
    »Der hat genug damit zu tun, seine Kollegen wieder auf den Teppich zu bringen. Wie ich mitbekam, ist diese Vivian Greyson noch immer verschwunden.«
    »Was ist mit ihrem Mann?«
    »Der liegt weiterhin im Koma.«
    »Das weißt du genau?«
    »Ja. Es wurde ja genug mit dem Krankenhaus telefoniert. Ob es hier noch eine Sensation gibt, weiß ich nicht. Jedenfalls lauern die Presseleute darauf.«
    »Aber wir nicht!« sagte ich bestimmt, drehte mich um und schaute um die Ecke.
    Bill war noch immer im Gespräch vertieft. Jemand hatte etwas zu trinken besorgt. Der Kasten mit den Flaschen stand in der Mitte des Pulks, und auch meine rothaarige ›Freundin‹ sah ich. Sie schaute sich immer wieder um, wahrscheinlich suchte sie nach mir, aber so leicht war ich nicht zu finden. »Alles in Ordnung?«
    Ich schlug auf Sukos Schulter. »Okay, laß uns noch mal den kleinen Rundgang machen…«
    ***
    Dunkelheit, dicht wie schwarze Watte. Ein kalter und kühler Geruch, der von alten Mauern ausging, die tief unter der Erde lagen und das krasse Gegenteil dazu bildeten, was sich an der Oberfläche abspielte, eben in der alten Halle, die damals über das uralte Gewölbe gebaut worden war, von dem jemand kaum etwas wußte. Es gab noch einen Zugang, aber der interessierte nur wenige.
    Wenn die Messe umzog, würde er sowieso zugemauert werden.
    Noch war das Gewölbe da, noch war es belegt, und noch schwang der alte Geruch durch die Gänge, als lägen hier wie damals die Pesttoten in den Schächten. Das Pest-Gewölbe…
    Es hatte seinen Namen behalten, und es war nach wie vor ein Ort des Schreckens, durch den sich nicht nur Ratten bewegten, sondern zwei Gestalten, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Durch den Spiegel waren sie in diese Tiefen geraten, und durch einen Spiegel mit schwarzer Oberfläche waren sie auch wieder ins Freie gelangt.
    Frei und trotzdem gefangen in dieser eigenen Welt. Sie hatten sich bei den Händen genommen, als sie die Dunkelheit durchwanderten. Vivian hatte sich von Cosima führen lassen. Zwei gleiche Hände lagen übereinander, als wollten sie sich gegenseitig Kraft geben. Vivian wußte mittlerweile, wo sie sich befanden, und sie hörte immer wieder das kalte, leicht klirrende Lachen ihrer Begleiterin, das jeden Schritt umwehte.
    »Der Zauber wirkt!« flüsterte sie immer wieder. »Ich spüre es sehr deutlich. Es ist einfach wunderbar.

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