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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gebiet, als hätten sie schon immer dazugehört.
    Cosima und Vivian.
    Sie waren Freundinnen geworden. Sie hielten sich an den Händen, und sie spürten auch ihre Gedankengleichheit. Sie waren vor dem schwarzen Spiegel stehengeblieben und betrachteten sich darin.
    Aber sie waren nicht mehr normal. Es gab keine normale Haut mehr bei ihnen, es gab keine Haare, sie wirkten wie Monsterwesen von einem anderen Stern. Ihre Münder waren in die Breite gezogen, und die Lippen zeigten ein verzerrtes Lächeln.
    Weiße Pupillen vor einem schwarzen Hintergrund. Der Spiegel gab alles zurück, und trotzdem zeigte er die beiden Körper nicht wie ein normaler Spiegel.
    Sie bildeten sich dort zwar ab, aber sie sahen aus, als würden sie in der Fläche stehen.
    Cosima lachte leise. »Du begreifst es noch immer nicht?«
    »Nein.«
    »Es ist ein Tor, meine Liebe. Es ist das alte Tor des Zauberers Ruggieri. Er hat es bei einem Besuch in diesem Land hinterlassen. Er war sehr mächtig zur damaligen Zeit, und er war ein großer Gegenspieler des Nostradamus. Nie konnte er überwinden, daß die Medici dem anderen den Vorzug gegeben hat, und so hat er beschlossen, sich zu rächen. Er hinterließ dieses Tor.«
    Vivian Greyson nickte. »Und es führt zu mir?«
    »Ja, es führt zu dem, der sich mit den Dingen aus alter Zeit beschäftigt. Und das hast du doch getan – oder?«
    »Ja.« Sie nickte. Natürlich hatte sie noch Fragen, aber Cosima kam ihr zuvor. »Da ist was!«
    »Und was?«
    Cosima lachte girrend. »Die drei haben unsere Botschaft sehr gut verstanden. Sie spüren in ihren Köpfen unseren Einfluß, und sie können nicht dagegen an.«
    »Was tun sie denn?«
    »Sie kommen…«
    »Und dann?«
    »Sie werden so werden wollen wie wir. Sie werden sich hier umschauen, sie werden sich herantasten, und wir werden dann vor ihnen stehen und sie über ihr neues Dasein aufklären.«
    Vivian hatte verstanden. »Dann möchtest du nicht zurück in meine Welt? Nicht mehr ins Bad?«
    »Nein, das möchte ich nicht.« Cosima faßte nach Vivians Hand. »Komm mit, wir werden uns an einen Platz zurückziehen, wo wir alles sehr gut beobachten können.«
    Vivian Greyson folgte ihr willenlos. Schon längst wußte sie nicht mehr, ob sie ein Mensch oder ein Monster war…
    ***
    Janina Leschborn und Wilma Oehler eilten durch die schmalen Gänge.
    Sie hörten beide die seltsame Stimme in ihren Köpfen, die ihnen den korrekten Weg wies. Sie hatten keinen eigenen Willen mehr, denn sie gingen davon aus, daß es die fremde Kraft gut mit ihnen meinte. Die Besucher der Messe waren für sie nicht mehr als Hindernisse, denen man aus dem Weg gehen mußte.
    Die beiden bekamen sie zwar zu Gesicht, aber die Gestalten huschten an ihnen vorbei, als würden sie bei jedem Anblick blitzartig in ein Gewässer eintauchen.
    Hin und wieder preßte Janina ihre Hand gegen eine bestimmte Stelle an ihrer Wange. Sie hatte den Eindruck, als würde jeder Mensch, den sie anschaute, genau auf diese Stelle blicken, was natürlich Unsinn war, aber Janina dachte einfach so.
    Hin und wieder schaute sie ihre Freundin Wilma von der Seite her an.
    Dabei mußte sie zugeben, daß auch deren Haut sich verändert hatte.
    Sie war fleckiger geworden, regelrechte Stockflecke, die in einem gelblichen Ton schimmerten.
    Beinahe wie bei einer Toten.
    Die Stimme führte die beiden Frauen. Sie sprach mit ihnen zugleich, der Kontakt blieb, doch weder Wilma noch Janina konnten sich erklären, wer ihr Bote war.
    Sie dachten auch nicht mehr daran, weshalb sie hergekommen waren, für sie gab es nur das neue Ziel, bis zu dem Zeitpunkt, als plötzlich ein schlaksiger junger Mann vor ihnen stand und ihnen beide Arme entgegenstreckte. Sie liefen gegen seine Hände, spürten den Druck und erwachten wie aus einer Trance.
    »Hier finde ich euch!« rief Stefan Krüger.
    Beide schwiegen. Es dauerte etwas, bis sie sich wieder gefangen hatten.
    Wilma drückte sich vor und stellte sich auch vor Janina. Sie mußte zu Stefan hochschauen. »Hi«, sagte sie, »findet man dich auch mal wieder?«
    »Du hast vielleicht Nerven. Das gleiche könnte ich dich fragen. Wir suchen euch schon eine Weile.«
    »Wo sind denn die anderen?«
    »Sie kommen gleich.«
    »Warum?«
    »Weil wir uns hier treffen wollen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn ich euch nicht gefunden hätte, dann hätten wir euch ausrufen lassen.« Stefan schüttelte hastig den Kopf. »Bin ich denn blind gewesen?«
    »Wieso?«
    Er deutete zuerst auf Wilma, dann auf Janina.

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