Das Pete Buch 41 - Mit Humor gehts doch viel besser
dem Wagen.
Niemand hatte den Vorfall bemerkt. Als die Somerseter sich wieder ans Fenster wagten, sahen sie nur zwei schlichte Planwagen dastehen, deren magere Gäule friedlich an ein paar Halmen zupften.
*
Als John Watson erwachte, hörte er ein seltsames, wimmerndes Geräusch. Kamen da nicht Stimmen aus dem Office? Er strich sich schnell über die Haare und zog sein Hemd glatt. Da war er doch wieder mir nichts dir nichts am helllichten Tage eingeschlummert — kein Wunder bei dem anstrengenden Leben und der großen Verantwortung.
Ja, wobei hatte er sich eigentlich so angestrengt? Watson horchte in sich hinein. Ach richtig, er hatte — wenn ihn nicht alles täuschte — doch nur ein Fläschchen Bier ausprobiert — oder war es Whisky gewesen? Und warum hatte er das getan? Richtig, er erinnerte sich jetzt haargenau: um zu sparen. Ausgezeichnet, sein Verstandeskasten funktionierte wieder. Und warum wollte er sparen? Reichte etwa das Geld nicht mehr, das liebe Geld . . . Natürlich, das war's! Wie es doch folgerichtig in seinem Köpfchen knisterte! Was war er doch für ein konsequenter Mensch!
Aber da jammerte doch jemand — eine richtige, zittrige Altweiberstimme! Jesses, was war nun schon wieder los! Er war tatsächlich das reinste Mädchen für alles! Wahrscheinlich hatte sich wieder eine Katze auf einem Baum verkrochen, von dem sie nun nicht mehr herunter fand, oder sonst etwas war passiert, das man eigentlich der Feuerwehr überlassen konnte. Aber nein, sie kamen immer zu ihm, denn der gute Hilfssheriff wußte stets Rat, der nichts kostete. Nur ein Viertelstündchen aufs Ohr gelegt, und
prompt war wieder etwas los. In Somerset schien es wirklich außer ihm keinen einzigen Erwachsenen mehr zu geben. Ja, sein Los war hart und kein Zuckerlecken!
Mit festen Schritten verließ das Gesetz das Wohnzimmer und schlenderte zum Office hinüber.
Einige Augenpaare starrten ihn verzweifelt an, und auf einem Stuhl saß ein altes Mütterchen und wimmerte vor sich hin.
Was wollten denn diese Leute? Waren doch eigentlich nicht als Krakeeler bekannt! Was da so verängstigt vor ihm stand, das waren die braven Friedhofswärterleute, die die Kirche, den Friedhof und das Spritzenhaus in Ordnung hielten. Und Gesichter machten sie, als habe der heilige Gottseibeiuns bereits persönlich um ihr Haus gespukt. Und wie die Oma jammerte, das ging einem wirklich durch die markigen Nerven!
„Was ist denn los mit euch?" fragte Watson mit seiner markantesten Stimme, der er aber sogleich der Oma zuliebe einen beruhigenden Tonfall gab. Wahrscheinlich, so dachte der Hilfssheriff, ist ihnen ein kleines Malheur beim Aufräumen passiert; alte Leute sind oft taprig und ungeschickt. Und die Friedhofwärterleute waren als besonders pflichteifrig bekannt.
„Aber — aber — nur heraus mit der Sprache! Ich fresse euch doch nicht gleich."
Das Mütterchen auf dem Stuhl schluchzte auf. „Fressen, fressen", wimmerte sie in sich hinein, „wir werden bald alle gefressen!"
Sie ist total mit den Nerven herunter, dachte Watson mitleidig.
„Also, Mann, nun legen S i e mal los", sprach er auf den Aufseher ein, der schon zweimal zu einer Erklärung angesetzt, sich vor Aufregung aber immer wieder verschluckt hatte.
„Huhuhu" schluchzte für ihn seine Frau und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
Endlich brachte der Mann einen Satz, wenn auch nur einen ganz kurzen, heraus: „Sie sind da. Die ersten sind da!"
„Wer?"
„Na — die Indianer!"
„Es ist uns unmöglich, in dem Haus zu bleiben. Vorhin ist einer an der Kirchenmauer herumgekrochen — ein furchtbarer Kerl mit einem Flammenwerfer in der Hand", stieß der Gärtner hervor. „Bitte, bitte, lassen Sie uns hier, lieber Watson!"
„Wir hätten keine ruhige Minute mehr", ergänzte seine verschüchterte Ehehälfte.
„Keine zehn Pferde bringen mich zurück" wimmerte die Oma. „Da ist man nun so alt geworden und dann kommen diese Wilden und bringen einen auf so gräßliche Weise noch um . . . Huhuhu . . ."
Und dann redeten alle durcheinander. Ein Indianer, gräßlich und wild anzusehen, dazu mit einer riesigen Spritze bewaffnet, habe sich im Spritzenhaus festgesetzt. Es stimme also, was seit ein paar Stunden durchs Town ging...
„W a s geht hier um, wovon ich nichts weiß?" Wollten ihn diese im Dienst ergrauten, ehrenwerte Bürgersleute veräppeln?
„Aber alle wissen es doch! Fragen Sie nur Mr. Baker, Mr. Gray und Mr. Teacher und den Friseur und den Metzger .. . Es ist wirklich kein
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