Das Pete Buch 41 - Mit Humor gehts doch viel besser
gotischen Kirchenfensters hatte, wenn er zum Glück auch nicht ganz so groß war.
In Joes Augen trat ein listiger Zug.
„Am besten, ich sehe mal nach Dad, wenn dich das beruhigt."
Mrs. Jemmery schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Ha, ha, wenn mich das beruhigt! Mitten in der Nacht willst du jetzt auch noch aus dem Haus? Sag mal, was denkst du dir eigentlich?"
„Aber Mam, du bist doch selbst um Dad besorgt. Es könnte ihm ja etwas zugestoßen sein. Wenn er nun gar nicht mehr nach Hause kommt? Wir müssen da etwas unternehmen! Vielleicht braucht er meine Hilfe, nicht wahr?"
Joe entwickelte eine Beredtsamkeit, die einem Versicherungsvertreter Ehre gemacht hätte, so daß Mrs. Jemmery nicht umhin konnte, ihm schließlich recht zu geben. Und so ließ sie denn nach anfänglichem Zaudern ihr Söhnchen schweren Herzens aus dem Haus, nicht ohne ihm noch einen Schwall von guten Ermahnungen mit auf den Weg zu geben.
Für „Listige Schlange" kam das lange Ausbleiben seines Dads wie gerufen. So konnte er doch wenigstens rasch noch einmal zum Postoffice flitzen und nachfragen, ob noch keine Antwort von Charly eingetroffen war. Es wäre ihm verdammt unangenehm gewesen, wenn der gute Porker etwa noch mitten in der Nacht angestelzt gekommen wäre und das Telegramm gebracht hätte. Das hätte nur zu peinlichen Rückfragen seitens seiner Eltern geführt.
Joe nahm die Beine unter den Arm und wetzte los wie ein Windhund. In Nullkommanichts war er um die drei Straßenecken und erreichte, wenn auch ein wenig außer Atem, das Post-Office. Durch die Ritzen des morschen Ladens drang matter Lichtschein. Mr. Porker war also noch wach. Da brauchte er nur ganz leise an den Laden zu klopfen; das erregte weiter kein Aufsehen.
„Ja, ja doch — wer ist denn da?" dröhnte ein tiefer Baß von drinnen. „Listige Schlange" gab sich zu erkennen. Mr. Porker mochte ihn gut leiden, den Knirps, und öffnete sofort. Joe schlüpfte durch die Tür.
„Guten Abend, Mr. Porker, wollte nur mal nachfragen, ob schon Antwort aus Tucson eingegangen ist. Sie wissen doch, ich erwarte ein Telegramm."
„Da muß ich dich leider enttäuschen, mein Junge, bis jetzt ist noch nichts da —".
„Zu dumm!" Der Kleine überlegte einen Augenblick. „Hören Sie, Mr. Porker — ich frage von Zeit zu Zeit nach. Wenn ein Telegramm für mich eintrifft, so bringen Sie es doch bitte nicht zu mir nach Hause; ich hole es selbst ab."
Das war Mr. Porker nur recht, denn er war als Posthalter in Somerset auf sich allein gestellt und hatte keinen Gehilfen, den er loshetzen konnte.
Joe war schon wieder auf der Straße und pumpte sich wie ein Karpfen einen Brustkasten voll Luft, um gleich weiterzuwetzen, als Porker hastig die Tür aufriß und ihn zurückrief.
„Moment mal, Boy — ich glaube, eben kommt was durch!"
Zehn Sekunden später stand Joe in atemloser Spannung neben dem hühnenhaften, breitschultrigen Posthalter und starrte auf den schmalen Papierstreifen, den dieser mit seinen klobigen Händen langsam aus dem Telegraphen zog. Wort für Wort nahm „Listige Schlange" mit immer größer werdenden Augen die durchgegebene Nachricht auf:
„UNRUHEN — IM — NORDEN — BEI - HOPI — INDIANERN — APACHENSTAMM — GEMELDET — STOP — LAGE NOCH UNKLAR — STOP — KOMME — IN — BALDE - SELBST — STOP — CHARLY"
„Da haben wir den Salat", rief Joe aufgeregt und riß dem guten Porker den Papierstreifen aus der Hand.
„Aber nun warte doch, Junge, der muß erst aufgeklebt werden; es muß ja schließlich alles seine Ordnung haben", brummte der Posthalter und wollte Joe den Streifen wieder abnehmen.
„Danke, ausnahmsweise geschenkt, Mr. Porker. Lassen Sie's gut sein und bitte: zu niemanden ein Wort." Joe war schon an der Tür.
„Aber wie käme ich dazu, ist doch Dienstgeheimnis."
Joe hörte die letzten Worte nicht mehr, denn er war schon draußen und rannte in Richtung „Silberdollar" weiter. Zunächst mußte er nach seinem Vater sehen, und dann ergab sich das Problem, wie er auf dem schnellsten Wege Pete von der wichtigen Nachricht in Kenntnis setzen konnte.
Die Lage war wirklich brenzlig. Charly schrieb zwar, sie sei unklar, aber das war noch schlimmer. Und dann die Unruhen bei den Apachen. — Na, wenn das nicht reichte!
Dem Kleinen schwirrten, während er weiter rannte, die finstersten Gedanken durch den Kopf. Und sie schwirrten noch mehr, als er in die Nähe des „Silberdollars" kam. Schon von weitem hörte er lautes, aufgeregtes
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