Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
finde, für ihn müßten Sie etwas
tun. Notfalls anonym und mit...“
    „Was?“ fragte Herfurth. „Wer ist Dr.
Bienert? Wieso habe ich dich fast umgebracht? Wovon redest du eigentlich?“
    Empört sah Tarzan ihn an. „Haben Sie
das schon vergessen? Am Sonntagabend haben Sie den mächtigen Stein von der
Brücke geschleudert. Auf unser Auto. Ja, das waren wir. Überschlagen haben wir
uns und...“
    „Moment mal!“ unterbrach ihn Herfurth. „Ich
glaube, mein Schwein pfeift. Hier scheint ein grandioser Irrtum vorzuliegen.
Was du meinst, ist doch der letzte Überfall des Phantoms!“
    „Darum geht’s doch.“
    „Und was habe ich damit zu tun?“
    Entgeistert sah Gaby ihn an. Karl
wirkte verstört. Klößchen ließ fassungslos den Mund offen. Selbst Tarzan fühlte
sich für einen Moment verdattert, dachte dann aber: Laß dich nicht ins
Bockshorn jagen. Der versucht nur einen Trick.
    „Herr Herfurth“, sagte er. „Davon reden
wir doch die ganze Zeit. Von den Überfällen, die Sie verübt haben. Nicht, um
sich zu bereichern, sondern um harmlose Autofahrer ins Unglück zu stürzen. Wir
sprechen von Ihren Untaten als Phantom.“
    Jetzt war es an Herfurth, den Mund
aufzusperren. Für einen Moment sah er unsagbar einfältig aus, als hätte man ihm
eine Fliegende Untertasse gezeigt. Dann begann er zu lachen. Sein Gesicht
färbte sich rot. Lachtränen liefen ihm über die Wangen.
    „Nicht möglich!“ keuchte er. „Jetzt
begreife ich. Ich soll das... das Phantom sein. Herrlich! Aber leider
überschätzt ihr mich. Nichts, aber auch gar nichts habe ich mit dem zu tun.
Ehrlich! Bei dem Leben meiner Tochter schwöre ich: Ich bin nicht das Phantom.“

    „Ach?“ sagte Tarzan in scharfem Ton. „Aber
Sie waren ganz schön erschrocken, als ich anrief. Und Sie bewegten sich am
Rande einer Ohnmacht, als Sie herkamen. Sie hatten ganz lausige Angst, Herr
Herfurth. Weshalb denn? Wegen ihrer blütenweißen Weste? Wegen Ihres reinen
Gewissens?“
    „Pst! Nicht so laut!“ zischelte
Herfurth. „Muß denn die Serviererin hören, worüber wir reden? Also, ich habe...
Gedacht habe ich, daß ihr... daß ihr... äh... gesehen hättet, wie ich den Hasen
dort draußen im Wald überfuhr. Den habe ich nämlich nicht abgeliefert — beim
Jagdpächter. Sondern mitgenommen. Versteht ihr? Streng genommen ist das
Diebstahl. Oder Wilderei. Jedenfalls verboten.“
    „Und das sollen wir glauben?“ sagte
Tarzan.
    „Es ist die Wahrheit.“
    Tarzan blickte seine Freunde an.
    Klößchen machte große Augen und
betrachtete Herfurth wie ein Weltwunder. Karl hob die Schultern. Um Gabys zarte
Lippen spielte ein Lächeln. Sie wirkte, als wäre sie von einer schweren Last
befreit.
    Tarzan begriff: Gaby glaubte Herfurth.
Und sie war froh, daß Claudias Vater mit den Verbrechen des Phantoms nichts zu
tun hatte.
    Habe ich mich in eine Idee verrannt?
überlegte er. Himmel, es sprach doch alles gegen den Mann. Aber — manchmal ist
es wirklich so, daß der Schein trügt. Daß die Umstände einen Menschen
verdächtig machen und belasten, obwohl er’s nicht gewesen ist. Im schlimmsten
Fall kommt es dann zu einem Justizirrtum, und der Unschuldige muß ins
Gefängnis. Manchmal für lebenslang.
    Trotzdem ließ Tarzan noch nicht locker.
Immer wieder stellte er unbequeme Fragen an Herfurth, bohrte und verhörte ihn
buchstäblich. Doch der Mann blieb unerschütterlich und versicherte seine
Unschuld.
    Schließlich sagte Tarzan: „Wenn wir Sie
zu Unrecht verdächtigt haben, Herr Herfurth, dann entschuldigen wir uns. Aber —
ich will ganz ehrlich sein: Hundertprozentig überzeugt haben Sie mich nicht.
Irgendwas stört mich.“
    „Du bist aber schwer zu überzeugen“,
lächelte Herfurth. „Wollt ihr nun trotzdem zur Polizei gehen?“
    Tarzan schüttelte den Kopf. „Das wollten
wir auch vorher nicht. Aber wir sind fest entschlossen, das Phantom zu
entlarven und seinem verbrecherischen Treiben ein Ende zu machen.“
    „Dabei würde ich euch sogar helfen,
wenn ich könnte“, sagte Herfurth. Dann winkte er der Bedienung. „Ich lade euch
ein?“ sagte er zu den Kindern. Aber die wehrten ab und bezahlten ihre Zeche
selbst.
    Als Herfurth sich verabschiedete,
wirkte er kein bißchen feindselig — eher, als wäre er mit den Kindern
befreundet.
    Tarzan sah ihm nach und wußte nicht,
was er von dem Mann halten sollte. War er durchtrieben? Oder hegte er
tatsächlich keinen Groll wegen der falschen Verdächtigung?
    Falsche Verdächtigung? überlegte
Tarzan. Von wegen!

Weitere Kostenlose Bücher