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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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grenzenlosen Meer – nur Du und ich und die Unvergänglichkeit.
Auf dem Bootsdeck steht ein leerer Liegestuhl, den außer Dir niemand benutzen
darf. Ich träume davon, dass Du bald darin liegen wirst.
    Leider
gibt es noch ein einziges Problem zu lösen, und das hast Du weitgehendst allein
zu bewältigen. Es tut mir weh, wenn Du von einer Talkshow zur anderen hetzen
musst, um diesen bornierten Leuten unseren erlogenen Schwachsinn zu erzählen,
währenddessen ich hier alle Viere von mir strecke und meinen eingeölten,
gelangweilten Körper in der grellen Sonne braun brennen lasse. Bitte verzeihe
mir das!
    Inzwischen
ist es drei Uhr nachmittags, glaube ich. Es ist so heiß, dass die Tinte aus
meinem Kugelschreiber ungehindert auf diesen Briefbogen tropft und
unansehnliche Flecken hinterlässt. (Siehst Du?) Darum habe ich mir die
folgenden Sätze dreimal zu überlegen, bevor ich den Stift einmal auf das Papier
setze.
    Jetzt,
während ich dies schreibe, sitze ich auf unserer Veranda. Danny und Gaby sind
mit ihren Freunden aus der Nachbarschaft auf der Praça do Commércio beim
„Italiener“ Eis essen. Die Praça ist ein wunderschöner historischer Marktplatz,
umgeben von Arkaden, in denen sich die eigenartigsten Ladengeschäfte befinden.
Sonntags ist die Praça ein beliebter Treffpunkt für die Jugend.
    Wenn
die Kinder aus dem Haus sind, bin ich oft allein. Nur unser schweigsamer José
schleicht durch die kühlen Zimmer und den prächtig angelegten Garten - wischt
hier, fegt dort, harkt da. Und Paolo schläft die meiste Zeit oder zieht sich
Videos rein, wenn ich ihn nicht brauche.
    Unsere
Gegend ist einfach herrlich. Alles ist so friedlich. In der Hauptstadt –
immerhin dreihundert Kilometer entfernt - gibt es eine Vielzahl faszinierender
Sehenswürdigkeiten: wunderschöne Denkmäler, Museen, eine große Oper, Theater,
Kinos und hervorragende Restaurants. Das kulturelle Leben ist überaus
eindrucksvoll und abwechslungsreich. Für Unterhaltung jeder Art ist also
gesorgt. Doch ich gehe nicht aus dem Haus. Ich möchte all das Neue und all das
Unbekannte gemeinsam mit Dir entdecken, und diese Entdeckungen gemeinsam mit
Dir erleben, gemeinsam verstehen und gemeinsam genießen. Lass mich erklären,
dass wir für diese dreihundert Kilometer in die Metropole nur achtzig bis
neunzig Minuten benötigen. Kommt drauf an, von wo der Wind weht. Du musst
nämlich wissen, bevor ich das Boot kaufte, hatte ich mir schon einen kleinen
Hubschrauber zugelegt, um die gewaltigen Strecken in diesem Land überwinden zu
können, denn hin und wieder habe ich meine Leute zu kontrollieren, die in den
abgelegeneren Gegenden arbeiten. Die Kinder sind ganz wild aufs Fliegen. Sei
unbesorgt, ich kaufte den entsprechenden Piloten gleich mit dazu. Ich erwähnte
ja Paolo bereits. Er bleibt für ein halbes Jahr bei uns und erteilt mir bis
dahin Flugunterricht. Toll, was? Außerdem hat er wochentags Danny zur Uni zu
fliegen. Er wohnt zusammen mit José in den Angestelltenunterkünften. Wenn Paolo
mal nicht schläft, spielen wir Schach. Das kann er, genauso wie
Hubschrauberfliegen, recht gut – leider, denn ich verliere ständig.
    Übrigens,
die Informationen über Land und Leute habe ich von unserem Nachbar, einem
reichen griechischen Reeder, der sich in dieser Region vor einigen Jahren zur
Ruhe gesetzt hat. Ich schätze ihn um die Siebzig. Anfangs beobachtete er mich mit
mürrischer Neugier, wenn nicht sogar mit Ablehnung. Als ich jedoch eines Tages
an sein Tor klopfte, um ihn um einen Ratschlag zu bitten, wurde er
freundlicher. Seitdem besuche ich ihn gelegentlich. Dann unterhalten wir uns
bei einer guten Flasche Wein über Gott und die Welt. Er lebt allein und
ziemlich zurückgezogen in einer prachtvollen Villa, die ihm angeblich ein
verdrehter, deutscher Architekt im viktorianischen Stil entworfen haben soll.
Aber das aller Lustigste ist, dass er von unserem Fall gehört hat, und sich
darüber köstlich amüsiert, wie kopflos sich die deutsche Regierung verhält.
Wenn er wissen würde, wer ihm da gelegentlich sein Glas Wein nach schenkt,
bekäme er zweifellos einen Herzanfall vor Lachen.
    Eben
rief ich nach unserem Hausdiener. Ohne Erfolg: José wäscht möglicherweise schon
wieder das Auto. Und das macht er gründlich, denn er ist verliebt in unseren
neuen Wagen. So muss ich mir meinen Eistee selbst zubereiten. Neuerdings mixe
ich, anstatt Sahne, stets ein wenig Vanille und Zimt hinein. Schmeckt gut.
    Ich
weiß eigentlich gar nicht, weshalb ich Dir

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