Das Salz der Mörder
von Wusterwalde wurde von dem Autokran zu
Tage befördert. Erneut brach ein nicht enden wollendes Blitzlichtgewitter aus.
Der männliche Tote wies keinerlei Verwesungsmerkmale auf. Die untersuchenden
Ärzte und Sanitäter wollten zunächst keine eindeutigen Stellungnahmen abgeben
und hielten sich mit ihren Äußerungen weitgehendst zurück. Über den Monitor
wackelten entsetzliche Bilder. Graue, schreckensverzerrte Totengesichter kamen
zum Vorschein. Ineinander verschlungene Körper lagen wie eingeschichtet in
einem Salzbett, in der grausamen Tiefe des Brunnens. Zwischen den leblosen
Leibern klebten Unmengen von Salz. Die Nahaufnahmen der Spezialkamera
entsetzten selbst den Hartgesottensten. Erst jetzt erkannten die
Ermittlungsbeamten die erschreckenden Ausmaße, über jene tote
Hinterlassenschaft der Hansen. Man stellte fest, dass einige der Opfer noch
mehrere Tage gelebt haben mussten, bevor sie grauenvoll zu Tode kamen. Andere wiederum
wiesen Genickbrüche auf, was demzufolge auf einen sofortigen Tod schließen
ließ.
Immer
mehr Leichen wurden durch das Absaugen des Salzes freigelegt. Innerhalb einer
Stunde lagen bereits acht Tote notdürftig aufgebahrt auf dem Vorplatz des
Weißen Hauses. Und es war kein Ende abzusehen. Alle wiesen die gleichen
Merkmale auf: man hatte ihnen den kleinen linken Finger, den Daumen der rechten
Hand und den linken Unterschenkel professionell amputiert.
84. „Ich brauche Hilfe . . .!“
„ Ich komme von Ihrer lieben Frau Mutter, Herr
von Bentheim.
Ich
soll Sie schön grüßen. Es geht ihr sehr gut, hat sie gesagt.
Ich
dringe so einfach unangemeldet in Ihr Büro ein.
Ich
bitte, das zu entschuldigen.
Ich
bin, ich war die Krankenschwester Ihrer werten Frau Mama.
Ich
nehme an, Sie erinnern sich an mich, Herr von Bentheim?
Ich
heiße Veronika Wegner.
Ich
kenne die Sekretärin in Ihrem Vorzimmer.
Ich
habe oft mit ihr telefoniert.
Ich
bin im Moment eine Mandantin Ihrer Gattin.
Ich
brauche Ihre Hilfe, Herr von Bentheim, bitte!
Ich
bin in einer außergewöhnlichen Notlage.
Ich
werde verfolgt.
Ich
werde gejagt!
Ich
weiß nicht von wem.
Ich
könne mich ohne Bedenken an Sie wenden, meinte Ihre Mutter.
Ich
möchte Sie keineswegs belästigen, was mir äußerst peinlich wäre.
Ich
bin mir sicher, Sie erinnern sich an mich, nicht wahr?
Ich
weiß überhaupt nichts mehr.
Ich
weiß aber, dass Sie meinen Fall kennen, oder?
Ich
bin völlig durcheinander.
Ich
kann nicht in die Kanzlei Ihrer Frau gehen, sie wird observiert.
Ich
kam deshalb in Ihre Firma.
Ich
bin mir völlig im Klaren, dass Sie sehr beschäftigt sind.
Ich
möchte Sie da nicht mit hineinziehen.
Ich
wusste mir aber keinen anderen Rat mehr.
Ich
habe nur meine Eltern, die halten wenigstens noch zu mir.
Ich
bitte Sie, kommen Sie doch mal ans Fenster.
Ich
sehe dort unten Typen, die so tun, als tun sie was.
Ich
kenne diesen Mann, ja, der Graumelierte neben dem Wachmann.
Ich
glaube nicht, dass der bei Ihnen arbeitet.
Ich
kenne ihn, der hat mich schon den ganzen Tag verfolgt.
Ich
flehe Sie an, bitte helfen Sie mir!
Ich
möchte Sie bitten, diesen Kerl einstweilen einzusperren, geht das?
Ich
schlage vor, Ihr Werksschutz spielt mit ihm Karten oder so was.
Ich
verstecke mich inzwischen hinter den Sitzen Ihres Wagens.
Ich
wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das für mich tun würden.
Ich
weiß, Sie sind wirklich der Einzige, der dazu fähig ist.
Ich
steige an irgendeinem Bahnhof aus, egal wo.
Ich
kann ja im Zug eine Fahrkarte nachlösen.
Ich
fahre dann zu Schwester Hedwig, meiner einstigen Ausbilderin.
Ich
möchte Ihre Frau keinesfalls in Schwierigkeiten bringen.
Ich
meine, es wäre besser, wenn Sie ihr nichts über mich erzählen.
Ich
habe gehört, dass der Staatsanwalt auch sie überwachen lässt.
Ich
weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Ich
will nicht mehr.
Ich
kann nicht mehr, bitte, glauben Sie mir.
Ich
wiederhole mich ständig, verzeihen Sie mir, Herr von Bentheim.
Ich
bin am Ende.
Ich
brauche Ruhe.
Ich
brauche Hilfe . . .!“
Als
Herr von Bentheim nach dreistündiger Irrfahrt durch Münchens „Rushhour“ wieder
in seinem Büro eintraf, stellte sich heraus, dass der Mann, den der Werksschutz
auf seine persönliche Anordnung seit genau drei Stunden unter sanftem Druck und
womöglich in ungerechtfertigter Weise im Pförtnerhäuschen festhielt - ein
gewisser Möller übrigens -, ein ehemaliger Mitarbeiter der Anwaltskanzlei
seiner Gattin war. Erst beim Abendessen erfuhr Frau von Bentheim von
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