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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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Danny kommt toll mit den Skiern zurecht, und
Gaby mit ihrem Schlitten immer hinterher. Es geht uns gut, glaub mir. Nur eines
fehlt uns. Das bist Du. Freddy, komm zu uns und lass uns noch einmal neu
anfangen. Wir haben ja beide Vieles falsch gemacht. Wir sollten das alles
vergessen. Die Kinder brauchen Dich und ich brauche Dich auch. Arbeit bekommst
Du sofort in Deinem Beruf als Kfz-Mechaniker. Ich habe mich da bereits
erkundigt. Musst Du eben ein Vierteljahr umschulen. Das schaffst Du doch mit
links.
    Also,
Freddy, bitte pack Deine Sachen und komm. Tschüss, wir lieben Dich
    Deine Vroni'
    Im
Westen schien scheinbar wirklich alles möglich zu sein, davon war ich nun
endgültig überzeugt. Aber sollten die tatsächlich dazu fähig sein, mich in einem
Vierteljahr von Trabant auf Mercedes Benz umzuschulen? Dazwischen liegen doch
Welten. Egal – wird schon irgendwie schief gehen. Es war Winter 1989-1990, und
ich packte meine Sachen.
     
    Wegweiser für Übersiedler aus der DDR, 10. Auflage, Januar 1989.
    (Vorwort)
    Sie sind in die Bundesrepublik Deutschland
gekommen, um im freien Teil Deutschlands leben zu können. Für diese Freiheit
haben Sie Entbehrungen und Belastungen auf sich nehmen müssen. Ich heiße Sie
bei uns herzlich willkommen.
    Vieles wird Ihnen neu sein. Sie haben Ihre
vertraute Umgebung, Freunde und Verwandte verlassen und müssen sich hier
zurechtfinden. Aber Sie sind als Deutsche in Deutschland geblieben. Die
Bundesrepublik Deutschland hilft Ihnen beim Start in ein neues Leben.
Gleichwohl müssen Sie ganz von vorne anfangen. Sie müssen sich in einer neuen
Umgebung mit neuen Lebensumständen zurechtfinden. Doch was viele Tausende vor
Ihnen geschafft haben, wird auch Ihnen gelingen . . .
    Verlieren Sie bitte nicht gleich die Geduld,
wenn hier und da einmal etwas nicht so reibungslos läuft, wie Sie erhofft
haben. Manches Warten und manche Schwierigkeiten werden sich nicht vermeiden
lassen.
    Aber machen Sie dennoch von Ihren Rechten und
den angebotenen Möglichkeiten Gebrauch. Sie können darauf stets auf die verständnisvolle
und sachverständige Unterstützung der für Ihre Belange zuständigen Stellen
rechnen. Ich wünsche Ihnen einen guten Anfang.
    Dr. Wolfgang
Schäuble (Bundesminister des Innern)

20. „Ich habe Hunger“
     
    Als
ich frisch geduscht und nach Lavendel duftend aus der Badewanne auftauchte,
hatte sie mein Bett neu bezogen, die Ledergurte entfernt und den quadratischen
Tisch mit einem hübschen Tischtuch bedeckt, auf dem sich nun Bestecke, Gläser
und Servietten befanden. Die Brieftasche und mein übriges Zeugs lagen fein
säuberlich auf dem Nachttisch. Maria öffnete den Schrank, um mir meine Sachen
zu reichen. Ich warf mein feuchtes Badetuch achtlos zu Boden und stand nackt
vor ihr. Ohne mich anzusehen, gab sie mir Unterhose und Hemd – irgendwie
ängstlich, wie mir schien. Zweifellos wartete sie auf eine Reaktion von mir.
Doch außer mich anzuziehen, tat ich nichts. Danach nahm ich am Tisch Platz -
auf dem Stuhl an der Fensterseite, den gesamten Raum überblickend, und sagte
beiläufig: „Ich habe Hunger. Wenn du willst, kannst du jetzt das Essen
servieren lassen.“
    Ich
ertappte mich dabei, dass ich sie duzte. Sie hob die schmutzige Bettwäsche auf
und ging, ohne ein Wort zu erwidern, zur Tür, die sich wieder automatisch
öffnete und schloss. Dann hörte ich die nächste Tür - das Öffnen und das
Schließen. Endlich erkannte ich den Sinn dieser Einrichtung. Es war eine
Schleuse. Und sie schickten Maria zu mir, durch diese Schleuse, durch diese
zwei Türen, wie zu einer Raubtierfütterung. Nun wusste ich, dass man jede
Bewegung von mir beobachtet und jedes Geräusch belauscht, zumal ich ja seit
zehn Minuten frei in diesem Käfig umher laufen durfte. Warum war mir das nicht
schon viel früher aufgefallen? Möglicherweise hatte mich die ganze Zeit der
Infusionsbeutel betäubt. Zum Glück war es mir jetzt wieder möglich einigermaßen
klar zu denken. Doch was sollte ich denken? Und was konnte ich tun? Ich
entschied mich fürs Abwarten.
    Mein
Schwanz tat weh. Seitdem mir Maria den Katheter entfernt hatte, war mir nicht
mehr klar, ob mein männliches Fortpflanzungsorgan hing oder stand. Jedenfalls
brannte das Ding bestialisch.
     
    Die Gesundheit
ist wie das Salz. Man bemerkt es nur,sobald es fehlt

21. Der Mann aus Kiel
     
    Daniel
Wegner war ein eingefleischter Fernsehzuschauer, das hat man, ohne neidisch
werden zu müssen, uneingeschränkt zuzugeben. Er kannte alle

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