Das Salz der Mörder
meine.“ „Wahrscheinlich hat er mich deshalb sitzen
lassen. Ich konnte es nicht. Ohne Liebe bin ich unfähig dazu.“
„Wie
kannst du das wissen, wenn du es noch gar nicht versucht hast? Und er war dein
erster Freund?“
„Ja.
Wir kannten uns seit der Schulzeit, doch ich glaube, ich habe ihn nie richtig
geliebt. Ach, das hätte ich beinahe vergessen. Frau Hansen hat mir eine Ausgabe
der ‚Itzehoer Nachrichten‘ für Sie mitgegeben, ist leider schon drei Wochen
alt. Sie meint, die Zeitung würde sie sicher interessieren: Ihre Frau sucht
nach ihnen.“
Ein altes
Sprichwort besagt: Wer Salz verschüttet, bekommt Ärger. Cum grano salis?
23. Wir suchen Gaby Itzehoer Nachrichten, 23. August
„ Wir
suchen Gaby - Vater entführt Tochter“
Um
den immensen Unterhaltsforderungen seiner Kinder zu entgehen, entführte der
einstige DDR-Musiker und Möchtegernafrikaner Manfred W. seine leibliche Tochter
Gabriele aus einer Münchener Wohnung. W., der sich aus obengenanntem Motiv über
sechs Jahre in Schwarzafrika versteckt hielt, kehrte in diesem Frühjahr
reumütig zu seiner geschiedenen Frau zurück. Bedauerlicherweise gewann er das
Vertrauen und die Liebe seiner Kinder und deren Mutter sofort wieder. Unter
fadenscheinigen Versprechungen und Erklärungen schlich er sich von neuem in das
zerstörte, doch zartfühlende Herz der jungen Frau ein. Veronika W.,
Krankenschwester in einer Münchener Privatklinik, berichtete uns unter Tränen
ausführlich über den schmerzlichen Verlust ihrer Tochter und das abscheuliche
Verhalten ihres Ex-Mannes. „Bitte, Manfred, gib mir meine Gaby zurück!“
Der
Sohn Daniel zu unserem Blatt: „Vati, du bist ein Schwein.“
Eine
bundesweite Großfahndung ist eingeleitet. Als wichtigstes Indiz erachtet die
Polizei das gesuchte Tatfahrzeug: einen silberfarbenen Opel Kadett 1,6 i mit
dem Münchener Kennzeichen M-PS 3004.
Zurzeit
verbringen Veronika und Daniel W. ihre schweren und verzweifelten Tage in Sankt
Peter-Ording, um dort Trost und Entspannung nach dem tragischen Entführungsfall
zu finden. Die Familie W. appelliert an alle Bundesbürger, ihr bei der Suche
nach ihrer Tochter Gabriele zu helfen. Wir, die Mitarbeiter der Itzehoer
Nachrichten sind stolz darauf unseren geschätzten Abonnenten und Lesern in
dieser Ausgabe mitteilen zu können, dass unsere Redaktion, zwei Wochen nach
Gabrieles Entführung, eine Belohnung von DM 5.000, - ausgesetzt hat. Zusätzlich
wurde von uns eine 24-Stunden Hotline unter dem Titel „Wir suchen Gaby!“
eingerichtet.
Telefon:
04821 67740; Fax: 04821 67741.
Jeder
Hinweis wird selbstverständlich vertraulich behandelt.
24. Peter Lutze,
Unternehmensberater
Ich
war außer mir! Ich zerriss die Zeitung, schnellte wutentbrannt vom Stuhl hoch,
nahm die Tischdecke an allen vier Zipfeln, band sie mit dem darauf befindlichem
Zeug zu einem Sack zusammen und schleuderte ihn mit voller Wucht an die Wand.
Dann stieß ich den leeren Tisch gegen den Servierwagen, der klirrend umfiel.
Die Blumenbank mit samt den Töpfen flog auch noch hinterher. Ich konnte mich
einfach nicht mehr beherrschen, ich verlor die Gewalt über mich.
„Ich
kann doch nichts dafür, dass Ihre Frau so über Sie denkt“, rief Maria, nachdem
sie erschreckt aufgesprungen und zur Tür geflüchtet war.
Ohne
auf ihre Äußerung zu achten, brüllte ich: „Warum geben Sie mir diese verfluchte
Zeitung, Frau Doktor Hansen? Ich war bis jetzt verhältnismäßig ruhig und
versuchte ebenso kompromissbereit zu sein“. Ich schrie gegen die Zimmerdecke,
außer mir vor Zorn. „Wollen Sie wirklich, dass ich Ihrer Maria den Hals
umdrehe, um mich dadurch vollends in Ihre Abhängigkeit zu bringen? Sie sind
wahnsinnig, Frau Hansen! Ist Ihnen das klar? Wahnsinnig sind Sie!“
In
meiner Unbeherrschtheit hörte ich diesmal das Summen meiner Schleuse nicht. Die
Tür sprang unvermittelt auf und ein Mann wurde in mein Zimmer gestoßen. Er
kippte vornüber auf die Knie, fiel auf den Bauch und konnte dabei gerade noch
den Kopf zur Seite drehen, um Schlimmeres zu vermeiden. So lag er da, die Hände
auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt, seine Füße mit Klebeband verschnürt.
„Bitte,
helfen sie mir. Ich kann nicht mehr. Die wollen mich umbringen“, wimmerte der
Mann. Ich befreite ihn von den Plastikstreifen an seinen Knöcheln und half ihm
beim Aufstehen. Er war noch jung, Ende zwanzig vielleicht. Ein Mann mittlerer
Größe und angenehmem Aussehen. Dessen ungeachtet machte er einen
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