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Das Schwein unter den Fischen

Das Schwein unter den Fischen

Titel: Das Schwein unter den Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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nicht mit Putzen, seine Hände befinden sich am Hintern von Tine. Tine von
Blumen Tine
auf der anderen Straßenseite. Ich gehe mit schnellen Schritten direkt auf den Imbiss zu und reiße die Tür auf. Reiner lässt den Tine-Hintern sofort los. Tine ist klein, zierlich, schüchtern, knapp dreißig und irgendwie ganz hübsch. Ich hatte mich schon länger gefragt, warum sie seit ein paar Wochen ständig bei uns isst, obwohl sie Vegetarierin ist. Sie bestelltPommes mit Krautsalat und Zwiebeln, dabei gibt es eine Straße weiter einen pakistanischen Imbiss. Wenn Ramona das mit Reiner und Tine spitzkriegt, habe ich ein Problem. Dann gesteht Ramona Reiner alles, nur um sich an ihm zu rächen. Und sie wird ihm auch stecken, dass ich längst Bescheid wusste. Er schmeißt sie raus, sie rennt zu Marlies, damit sie wenigstens Joachim Matthias kriegt, der mich dann feuern wird – und ich werde obdachlos. Tine zieht hektisch an ihrem Hello-Kitty-T-Shirt. Ihre viel zu engen Hüftjeans bedecken nur den halben Hintern.
    »Na, Stine, so spät noch unterwegs? Was macht die Schule?«, fragt sie.
    »Stint ist da doch schon seit fast zwei Jahren raus!«, ruft Reiner.
    »Papa! Seit einem Jahr!«
    »Tatsächlich? Sach an. Tine und ich haben hier mal durchgesprochen, wie das mit der Blumendekorative auf der Fensterbank aussehen könnte. Sie meint, so ein frischer Strauß Gerbas die Woche macht schon was her!«
    »Gerberas!« Tine kichert, als sei sie sechzehn.
    »Ich weiß nicht, wie Gerberas aussehen. Aber gehen die hier nicht ganz schnell ein, bei dem ganzen Fett in der Luft?«, frage ich.
    Tine zeichnet mit einem Kugelschreiber Blumen auf einen Bierdeckel. Warum geht sie nicht rüber und holt eine von diesen Scheißblumen? Aber dann müsste sie sich ja kurz von Reiner trennen. Und ihren roten Wangen nach zu urteilen, würde sie das am liebsten nie wieder tun. Sie hat ein Bein angewinkelt, wackelt damit unruhig hin und her, ihr Hals ist zu lang für den kurzen Rumpf. Ramona bumst ein pseudochristliches Mannskalb und Reiner einen abgebrochenen Flamingo. Warum steht mein Vater eigentlich nur auf Miniaturfrauen? Er sagt:
    »Also, diese Gerba-Blumen sehen so richtig aus wie Blumen, mit in der Mitte einer runden Fläche und rundrum Blätter, so wie jedes Kind eine Blume malen würde!«
    Tine hält mir stolz ihr Blumenbild vors Gesicht.
    Ich nehme mir eine Portion Kartoffelspecksalat, setze mich und rauche dazu eine Zigarette. Reiner macht die Tür auf und zu.
    »Sonst riecht das morgen früh nach Rauch.«
    Vegetarier haben meist etwas übrig für frische Luft. Ich schnippe dieZigarette nach draußen, als er die Tür wieder aufreißt, und gehe nach oben, ohne mich zu verabschieden. Reiner ruft, wie denn mein erster Tag war. Ich antworte nicht, bleibe stehen, er kommt mir nicht hinterher.
    Ich liege im Bett. So fertig war ich das letzte Mal nach dem Abitur, und da war ich wenigstens betrunken. Meine Deckenlampe ist eine Laterne mit Sternen, darunter baumelt ein Mobile aus Plastikpapageien. An der Wand hängen Riesenposter von
Alien
und
Alien – Die Rückkehr
. Mein Schreibtisch ist am Kleiderschrank befestigt. Das Bett besteht aus den gleichen mit holzgemusterter Folie beklebten Spanplatten wie die anderen Möbelstücke. Ich habe ein Einbaukinderzimmer. Der bunt gesprenkelte Sessel stammt aus unserer alten Wohnzimmergarnitur, das einzige Stück, das Friedrich nicht vollkommen zerstört hatte. Mit dreizehn fand ich es schick, einen eigenen Sessel zu haben. Nur deswegen lud ich einmal ein paar Mädchen aus meiner Klasse ein. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir dann aber im Wohnzimmer, weil ich keinen eigenen Fernseher hatte und die Mädchen unbedingt ihre Soaps sehen wollten.
    Mein letzter Gast war Simon, und damals war es mir egal gewesen, wie es hier aussah.
    Wenn Enki sich hier aufmerksam umsehen würde, wäre das schlimm für mich. Mein Kinn zuckt, ich hasse das, dieses Wimmern, das bin nicht ich. Trotzdem lasse ich es zu und kann fast nicht mehr aufhören zu heulen. Mein Kopf schmerzt. Auch Nasenbluten bekomme ich, aber es tut gut. Irgendwie.
     
    Ich wache vor dem Klingeln des Weckers auf und schalte das Radio an. In den Nachrichten wird von einem Unwetter mit 10 Zentimeter großen Hagelkörnern ganz in der Nähe berichtet. Eine Joggerin starb, es gibt Sachschäden in Millionenhöhe, in Bagdad wurden bei einem Bombenanschlag mindestens zweiundachtzig Menschen getötet, darunter viele Zivilisten, dann läuft »Candy Shop« von 50 Cent. Ich

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