Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
Vom Netzwerk:
den Sieben Zwergen berichten, davon, was ich in dem Haus gehört hatte. Es musste alles aufgedeckt und ans Tageslicht gebracht werden, damit nicht nur mein Leben in Ordnung kam, sondern auch diesen Verbrechern das Handwerk gelegt wurde. Ein erster Schritt war es, den Leuten da draußen, die gutgläubig die angeblich richtige Automarke wählten, den Banken vertrauten oder sich für das scheinbar einzig vernünftige Schicksal des Autobahnnetzes entschieden, die Augen zu öffnen. Ich musste ihnen klarmachen, was hier wirklich gespielt wurde, dass sie nur Figuren in einem perfekt ausgetüftelten Spiel der Macht waren. Manipulierte Wesen, die brav genau das taten, was von ihnen erwartet wurde. Und dass klammheimlich nicht nur Europa, sondern sogar die ganze Welt von ein paar Männern regiert wurde, die mit ihrem Einfluss und ihrer Wirtschaftsmacht einzelne Staaten mühelos in den Ruin treiben konnten.
Ich wusste nicht, ob ein einziger Artikel dafür reichen würde, aber vielleicht setzte er eine Lawine in Gang, die dem ganzen Treiben ein Ende bereiten würde.
Zum ersten Mal seit einiger Zeit fühlte ich mich wieder richtig gut, optimistisch und voller Kraft. Das konnte zum einen daran liegen, dass ich endlich mal wieder richtig satt war und auch etwas Geld in der Tasche hatte (Dr. Janosch hatte mir 90 Euro zugesteckt). Möglicherweise hatte er meine Infusion auch mit ein paar speziellen Mittelchen angereichert. Zum anderen aber glaubte ich wirklich, dass ich die Kerle mit ihren miesen Geschäften zur Strecke bringen könnte.
Deshalb schrieb ich mehrere Seiten voll, fasste meine ganzen Erkenntnisse der letzten Wochen kurz in ungefähr sechstausend Zeichen zusammen, in der Hoffnung, dass das nicht zu viel war, um kurzfristig gedruckt zu werden. Ich brachte die Toten in Zusammenhang mit den Zwergen, berichtete von dem, was mir Dr. Gruneveld erzählt hatte und was ich selbst erlauscht hatte, umriss die Pläne in Bezug auf die Autobahn-Privatisierung und endete mit der einzigen Möglichkeit, sie aufzuhalten, die darin bestand, die Wahrheit zu verbreiten.
Das Netzwerk der Zwerge funktionierte nur dadurch, dass keiner davon wusste und jeder, der eine Gefahr darstellte, das Geheimnis zu verraten, getötet wurde. Sie waren nur deshalb so mächtig, weil keiner ihre Absprachen erahnte. Käme dieses Geheimnis ans Licht, würde der ganze Spuk ein Ende finden.
Wenn Clara nicht gewesen wäre, wüsste ich auch nichts davon und würde irgendwann ahnungslos Aktien der A2 als Altersvorsorge kaufen. Aber Clara hatte mich auf die Spur der Zwerge gebracht und ich hatte sie entdeckt. Jetzt war ich dadurch einer der meistgesuchten Männer der Republik, vielleicht sogar Europas. Diese geheime Gesellschaft versuchte mich auszuschalten, und die einzige Möglichkeit, sie aufzuhalten, war, ihr Geheimnis aufzudecken. Das musste ich tun, es war meine einzige Rettung. Allein konnte ich nichts gegen sie ausrichten, aber wenn bekannt würde, was sie trieben, würde sich mit Sicherheit Einiges ändern. Zumindest war es dann nicht mehr so einfach, mich auszuschalten, denn wenn ich als Autor des Artikels wie die Männer, die ich in meinem Artikel erwähnte, eines gewaltsamen Todes starb, würde sicherlich jemand Fragen stellen.
Zum Schluss setzte ich meinen Namen dick unter den Artikel, packte das Notebook und verließ das sichere Gartenhäuschen.
    Ich konnte es mir endlich wieder leisten, ganz ordnungsgemäß eine Fahrkarte zu kaufen. Doch sonst ging ich kein Risiko ein. Ich setzte die Kapuze der Jacke, die mir Dr. Janosch gegeben hatte, auf den Kopf und bewegte mich damit geschützt durch die Stadt.
Beim Morgenspiegel angekommen nuschelte ich unten am Empfang meinen Namen und den des Redaktionsleiters, der mich in die heiligen Hallen der Zeitung bringen sollte und den ich sehr gut kannte. Ich baute insgeheim auf meine Kontakte zu dieser Zeitung und hoffte, dass sie mir aus alter Freundschaft den gewünschten Platz zur Verfügung stellen würden. Der Pförtner zuckte nicht ein bisschen, als er den Namen eines gesuchten Verbrechers hörte. Vielleicht glaubte er an einen Scherz oder er hielt nichts von den Medien, für die er arbeitete.
Der Redaktionsleiter wies den älteren Mann tatsächlich an, mich hereinzulassen, und ich betrat die Redaktion. Es war noch gar nicht so lange her, dass ich das letzte Mal hier war. Damals hatte ich nach Franz' Sachen gesucht. Jetzt war ich ein gesuchter Mörder, und ich zog die Kapuze tief ins Gesicht, damit mich keiner

Weitere Kostenlose Bücher