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Das sexuelle Leben der Catherine M.

Das sexuelle Leben der Catherine M.

Titel: Das sexuelle Leben der Catherine M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Millet
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befördere: Sei es, dass mein Gewissen sich in dieser Entschlossenheit auflöst, sodass ich den Vorgang nicht mehr mit kritischer Distanz betrachten kann, sei es, dass sich der Körper einfach seinen Mechanismen hingibt – das Bewusstsein entschlüpft und verliert seine Beziehung zum sexuellen Akt. In diesen Momenten kann nichts von außen meinen Körper und den Körper meines Partners stören, weil nichts außerhalb des Raums existiert, den diese Körper besetzen. Und dieser Raum ist eng! Nur selten macht man es sich beim Vögeln in der Öffentlichkeit bequem, man zieht sich eher ineinander zusammen.
    Wenige Orte sind durch Verbotszonen so eingeschränkt wie ein Museum; man darf den Exponaten nicht zu nahe kommen, es gibt zwar viele Türen, doch sie sind dem Publikum verschlossen. Der Besucher hat den Eindruck, durch eine parallele Welt zu gehen, eine Welt, die er zwar nicht sehen kann, doch von wo er gesehen wird.
    Henri, ein Freund namens Fred und ich schlüpften am hinteren Ende eines großen Saals in der städtischen Sammlung moderner Kunst einmal durch eine ausnahmsweise angelehnte Tür in eine winzige Kammer, die wohl als provisorischer Abstellraum diente. Wir wagten uns nicht sehr viel weiter vor. Der Raum war voll gestopft, wir waren kurz entschlossen, dachten nicht lange nach. Während ich den einen lutschte und der andere mich vögelte, sah ich den Streifen Sonnenlicht auf dem Boden, wo wir die Tür angelehnt gelassen hatten. Nach einigen Minuten tauschten sie die Plätze. Beide kamen, der eine in meine Möse, der andere in meinen Mund. Ich weiß nicht mehr, welcher von beiden immer wieder seinen Schwanz ruhig hielt und meinen Schoß rieb. Das ermutigte mich, es selbst zu tun, und ich hatte einen Orgasmus, während der abschwellende Schwanz immer noch in meiner Möse war und der andere, dessen Sahne ich geschluckt hatte, sich zurückzog und mich von einem Haltepunkt befreite, damit ich besser zu meinem Vergnügen kam. Das löste eine kleine Diskussion über meine Art zu masturbieren aus. Ich dachte, ich würde ihnen etwas Neues erzählen, als ich erklärte, dass ich unter weniger prekären Umständen zwei oder drei Orgasmen hintereinander haben könnte. Sie machten sich über mich lustig. Das wäre doch ganz normal bei Frauen, meinten sie, während wir unsere Hemden wieder in die Hosen stopften. Als wir wieder durch die Tür traten, war es im Museum so still wie vorher auch, und wir setzten unseren Besuch fort. Ich ging von einem Bild zum anderen und von Henri zu Fred, um das eine oder andere zu kommentieren. Der Museumsbesuch war umso schöner, als er von einer Komplizenhaftigkeit unterfüttert wurde, die mich genauso an die beiden Männer band wie an den Ort.
    In dieser dunklen Kammer war ich gut eingerahmt, mein Körper zweigeteilt zwischen zwei anderen Körpern, mein Blick tauchte an den Beinen hinab. Ich bin sicher, mein begrenztes Gesichtsfeld bannt auf sehr primitive Weise alles, was mich bedrohen oder auch nur stören könnte, also all das, was ich aus irgendeinem Grund nicht wahrnehmen will. Der Körper meines Partners bildet diese Barriere, und alles, was dahinter liegt und ich nicht sehen kann, existiert nicht wirklich. In dieser Stellung, wie im Museum, war ich im ersten Stock eines Geschäfts für SM-Artikel am Boulevard de Clichy, wieder in einer Abstellkammer; eine Wange an Erics Schoß, Eric hält mich an den Schultern, während der Ladeninhaber mit harten Bewegungen mein Hinterteil an seinen Schwanz drückt. Bevor ich meine Stellung einnehme, sehe ich, dass der Mann sehr klein und stämmig ist, aber dann verschwindet er aus meinem Blick und löst sich auf. Ich wende mich nicht direkt an ihn, sondern an Eric, und bitte ihn, ein Kondom überzuziehen, bevor er in mich eindringt. Die Suche stört ihn, er muss in Kartons wühlen, bis er das Ding schließlich findet; er sagt leise, dass er Angst hätte, seine Frau könne auftauchen. Er hat zwar ein großes Glied, das er in mein Loch drücken muss, doch er dringt nicht ganz ein. Ein Mädchen mit dem distanzierten, etwas mürrischen Gesichtsausdruck einer Angestellten schaut zu. Ab und an kreuzt mein Blick von der Seite ihren Blick, schwarz, wahrscheinlich mit Kajal umrandet. Ich komme mir vor wie auf einer Bühne, wo ich durch einen unsichtbaren Graben von einer trübsinnigen Zuschauerin getrennt bin, die wartet, dass endlich etwas Entscheidendes passiert. Wenn ich sie sehe, sehe ich in gewisser Weise auch mich und ich stelle mir mein Bild vor,

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