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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Andere Männer würden das ausnutzen.« Er trat auf sie zu und versuchte, sie an sich zu ziehen, zuerst nur an den Händen, dann, als sie seine Finger wegschlug, indem er noch näher an sie herantrat und sie zu umarmen versuchte.
    Zoria, steh mir bei!
Sie war wie vom Donner gerührt. Er versuchte allen Ernstes, sie zu küssen! Ein kleiner, vernünftiger Teil ihres Gehirns war froh, dass sie die Dolche unterm Bett gelassen hatte, denn in diesem Moment hätte sie ihm ohne zu zögern eine Klinge mitten ins Herz gestoßen.
    Sie wehrte sich, aber es war nicht leicht. Er bedrängte sie so unbeirrt, als ob er fest entschlossen wäre, etwas zu tun, was zwar schmerzhaft, aber notwendig war, und ihre Knie waren weich vor Schock und Angst. Sie wusste nicht recht, warum sie so panisch reagierte. Er war doch nur ein Junge, und Shaso und die anderen waren nur ein paar Schritte entfernt — ein Ruf, und sie würden ihr zu Hilfe eilen.
    Es gelang ihr, einen Arm frei zu bekommen und zum Schlag auszuholen. Sie verfehlte sein Gesicht, traf aber mit Wucht seinen Hals. Er hielt überrascht inne, bedrängte sie dann aber erneut. Sie wandte einen der Griffe an, die ihr Shaso gezeigt hatte, packte ihn am Arm, schleuderte ihn zur Seite und lief dann durch den Hof zum Frauentrakt. Tränen der Wut und der Scham verschleierten ihr die Sicht.
    »Du wirst zu mir kommen«, rief er ihr hinterher, ungefähr so erschüttert, als hätte ein Händler auf dem Markt sein erstes Angebot zurückgewiesen. »Du weißt, dass ich recht habe!« Einen Moment war Stille, dann folgte noch ein letzter Ruf, dieser jetzt scharf und zornig: »Du wirst mich nicht zum Gespött machen!«

13

Botschaften
    Warum wurde es so bestimmt? Warum sollte die Verschmelzung der Musik zweier Herzen zur Vernichtung der Erstgeborenen und auch des Volkes führen? Die ältesten Stimmen schweigen. Wenn Krummling davon sprach, nannte er es ›Die Verengung des Weges‹ und verglich es mit einer Klingenspitze, die dort schneidet, wo sie am spitzesten ist, und die kein Blut vergießen kann, ohne das, was sein könnte, von dem zu trennen, was ist.
    Einhundert Grundsteine,
Buch der Trauer
    Chaven schien es jetzt, da er eine heiße Tasse Blauwurztee in den verbundenen Händen hielt, ein wenig besser zu gehen, aber er zitterte immer noch wie ein Fiebernder.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, wollte Chert wissen. »Verzeiht, aber Ihr habt Euch wie ein Verrückter aufgeführt, als wir in Eurem Haus waren. Was ist geschehen?«
    »Nein. Nein, ich kann es Euch nicht sagen. Ich schäme mich.«
    »Das zumindest seid Ihr uns schuldig«, sagte Chert. »Wir haben Euch aufgenommen, Euch, einen Gesuchten. Wenn Euch die Tollys hier finden, werden wir alle im Kerker der Großwüchsigen landen. Was glaubt Ihr, wie lange es wohl dauert, bis Euch einer unserer Nachbarn erkennt? Es war die ganze Zeit schon schier unmöglich, Euch bei Nacht aus dem Haus und wieder zurück zu schmuggeln.«
    »Chert, lass den Mann in Ruhe«, knurrte ihn Opalia an, obwohl auch sie verängstigt wirkte: Der Hofarzt und Chert waren mit so gehetztem Blick zur Tür hereingestürzt, als wären ihnen Wölfe auf den Fersen. »Es ist nicht seine Schuld, dass diese schrecklichen Leute hinter ihm her sind.«
    »O doch, es ist meine Schuld, dass ich jemandem vertraut habe, dem ich nicht hätte vertrauen sollen.« Chaven führte zittrig die Tasse zum Mund. »Aber wie konnte Okros davon wissen? Das war das Einzige, was ich ihm nie gezeigt habe — was ich nie irgendjemandem gezeigt habe!«
    »Was
war dieses Einzige?« Chert hatte den Hofarzt noch nie so gesehen, zitternd und weinend wie ein Kind — nicht mal, nachdem er gerade dem Tod und den Schrecknissen in Königin Anissas Gemächern entronnen war.
    »Nicht so laut«, sagte Opalia leise, aber bestimmt. »Du weckst noch den Jungen.«
    Ab ob wir nicht schon genug Schwierigkeiten hätten,
dachte Chert.
Zwei Großwüchsige in meinem Haus, einer davon ein erwachsener Mann, beide halb verrückt. Sie durchzufüttern, wird uns schon umbringen, bevor die Burgwachen kommen, um uns zu holen.
Ganz abgesehen von der unangenehmen und ungewohnten Helligkeit, weil die Lampen für Chavens schwache Oberirdleraugen auch am Tag brennen mussten. »Ihr seid uns ein paar Erklärungen schuldig, Herr«, sagte Chert stur. »Wir sind Eure Freunde — und nicht wie die, die Euch verraten haben.
    »Natürlich, Ihr habt recht.« Chaven nahm einen weiteren Schluck Tee und starrte auf den Boden. »Ihr habt euer Leben

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