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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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aufzuspulen versuchen? Es ist … es ist … mir fehlen die Worte für einen passenden Vergleich.«
    Sie schien der Verzweiflung nahe, und Eadulf lenkte ein.
    »Ich bin mir bewusst, wie verzwickt das alles ist. Ich habe nur das Gefühl, dass wir uns weitere Probleme aufhalsen.«
    »Die Suche nach der Wahrheit ist wie das Wandern an einem Fluss. Dessen Verlauf ist auch nicht immer gradlinig«, erwiderte Fidelma. »Er schlängelt und windet sich, hat viele kleine Nebenflüsse. Nenn mir eine Linie, die du für absolutgerade hältst, und ich zeige dir die Knicke und Eindellungen.«
    »Selbst wenn wir Gláed gegenüberstehen, glaubst du, das fördert die Wahrheit ans Licht?«, fragte Eadulf. »Vergiss nicht, er hat versucht, dich umzubringen.«
    »Der Versuch, einen hinterrücks und im Dunklen zu erschlagen, ist nicht das Gleiche wie der, es in aller Öffentlichkeit und vor seinem Vater zu tun.«
    »Vor seinem Vater … dem wir nicht trauen?«
    »Ich bin fest entschlossen«, erklärte sie hartnäckig.
    Eadulf hatte Fidelma in ähnlichen Situationen erlebt und wusste, dass alle Überredungskünste jetzt vergeblich waren.
    Von draußen drang Musik an ihre Ohren.
    »Das klingt, als hätte Fidaigs Festgelage begonnen«, meinte Fidelma. »Wir sollten uns dort sehen lassen.«
    Sie verließen das Zelt und begaben sich zu einem größeren Platz, den man vor dem pupall des Stammesfürsten hergerichtet hatte. Zweige, Binsen, Farne und Riedgras bedeckten den Boden, um den schlammigen Untergrund bei dem bunten Treiben nicht aufzuwühlen. In der Mitte brannte ein großes Feuer, und darum herum waren notdürftig zusammengezimmerte Tische gruppiert und Baumstämme zum Sitzen.
    An einer Seite standen Musiker mit ihren Instrumenten – Dudelsackpfeifer, Bläser mit ihren Hörnern, auch Männer, die mit Ketten und Glocken Musik machten, indem sie sie rhythmisch schwenkten; selbst Männer, die mit Knochen die Musik begleiteten und den Takt schlugen, fehlten nicht.
    »Fidaig scheint um das Wohl seiner Krieger besorgt, wenn er mit ihnen unterwegs ist«, stellte Eadulf mit einem Blick in die Runde fest.
    Fidelma musste sich erneut klarmachen, dass es sich nurum ein »Feldlager« handelte; immerhin versammelte es an die hundert Krieger und die dazugehörigen Bediensteten, die von Ort zu Ort zogen, um den Tribut für den Stammesfürsten der Luachra einzufordern. Es war eine reine Männermannschaft, die, wenn nötig, eine wehrbereite Armee abgeben würde. Jetzt aber stand Unterhaltung und Essen auf dem Plan. Nur durch das lodernde Feuer und die brennenden Laternen konnten sie die schweren Wagen erkennen, die das Lager umstellten. Zum einen lagerten in ihnen die Abgaben, zum anderen bildeten sie eine Art Schutzwall für das Lager.
    Im flackernden Lichtschein stießen sie auf Gormán, der sich gerade einen Eindruck von dem Aufbau des Zeltlagers verschaffte.
    »Der Mensch, der die Planung des Lagers hier verantwortet, hat ein gutes Augenmaß«, stellte er fest. »Alles ist ordentlich durchdacht, und doch sehe ich es unter Vorbehalt.«
    »Wieso unter Vorbehalt?«, fragte ihn Fidelma.
    »Betrachte mal die längliche Fläche vor dem Zelt des Stammesfürsten etwas genauer. Sie ist umgrenzt von lauter Masten, auf jedem Mast steckt eine Laterne, die den Platz beleuchten. So etwas in der Art wurde uns in der Schule der Glendamnach demonstriert, wo ich meine Ausbildung zum Krieger machte. Ich frage mich, was für eine Unterhaltung uns hier geboten werden soll.«
    Fidelma folgte seinem Gedankengang und versuchte, sich eine Vorstellung zu machen, aber da trat schon Fidaig aus seinem Zelt und begrüßte sie.
    »Komm, Lady, du musst mit deinen Gefährten bei mir Platz nehmen«, forderte er sie auf und wandte sich dann an die anderen Umherstehenden. Noch ehe er die Hand erhob, wurde es still im Lager.
    »Heute Abend haben wir allen Grund zu feiern, meine Freunde, denn es ist der letzte Tag, an dem wir Tributabgaben eingefordert haben. Lassen wir es uns bei einem guten Schluck wohl ergehen, freuen wir uns auf die Rückkehr zu unseren heimischen Betten und unseren Frauen.«
    »Wessen Frauen?«, grölte eine raue Stimme und erntete viel Gelächter.
    »Eine gute Frage«, bestätigte Fidaig. Erwartungsvolles Schweigen folgte seiner Bemerkung. Fidaig deutete mit der Hand auf Fidelma. »Heute Abend beehrt uns Lady Fidelma mit ihrer Gegenwart, Schwester von König Colgú in Cashel, gemeinsam mit ihrem Mann Eadulf und einem Mitglied der Leibgarde ihres Bruders, einem

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