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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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erreicht, eine stolze, reiche Hafenstadt, die vom Handel mit der Neuen Welt profitierte. An allen Straßenecken standen Gewürzhändler, die mit großer Selbstverständlichkeit Kostbarkeiten anboten, für die man in Prag ein Vermögen bezahlen musste.
    Zu Janas großem Bedauern blieben sie nicht lange in dieser lebhaften bunten Stadt. Es reichte jedoch, um für Jana ein neues Kleid und bequeme Schuhe und für Conrad ein dünnes Hemd und neue Hosen zu kaufen. Jana entschied sich für ein luftiges Kleid aus hellem dünnen Stoff. Sie freute sich über Conrads stolzen Blick, als sie darin neben ihm durch die engen Straßen der Stadt spazierte.
    An der Küste entlang ging die Reise weiter in den Süden, und nach einer weiteren Woche sahen sie die Stadtmauern von Lissabon aus dem milchigen Morgennebel auftauchen. Es war Mitte September, und obwohl es tagsüber noch unerträglich heiß war, kühlte es nachts doch deutlich ab, und die Sonne ließ sich mit dem Aufgehen viel länger Zeit als noch vor ein paar Wochen.
    Don Marco verabschiedete sich von Jana und Conrad vor der Catedral Sé Patriarcal, einer der ältesten Kirchen der Stadt. Zwei massive breite Türme, die eher an eine alte Ritterburg als an eine Kirche erinnerten, flankierten ein massives Rundbogentor, über dem sich ein kreisrundes Fenster mit einem bunten Glasmosaik befand. Don Marco fuhr mit seinen Wagen weiter in den Westen der Stadt, wo sich sein Wohnhaus befand. Er lud Jana und Conrad zum Essen ein, falls sie länger in der Stadt bleiben sollten, und empfahl ihnen eine kleine Herberge am Fuße des Castelo de São Jorge, der riesigen Festungsanlage, die sich auf einer kleinen Anhöhe mitten in der Stadt befand.
    Eine »gute Freundin«, wie Don Marco sie nannte, führte die Herberge. Jana war davon überzeugt, dass es sich bei ihr um eine der zahlreichen Geliebten des Kaufmanns handelte. Während der Reise hatte sie herausgefunden, dass der Mann unverheiratet war und eine Menge »guter und sehr guter Freundinnen« hatte.
    Don Marco küsste Jana eine Spur zu lang auf beide Wangen, dann winkte er ihnen zu und fuhr los, mitten hinein in eine der belebten, engen Straßen der Stadt. Passanten sprangen fluchend zur Seite, weil der Kaufmann auf sie keine Rücksicht nahm.
    »Sollen wir erst die Herberge suchen oder erst die Universität und Ferdinand, oder sollen wir erst einmal in einer Taverne etwas essen?«, fragte Conrad. Sein Magen knurrte, denn seit gestern Abend hatten sie nichts mehr gegessen. Heute Morgen hatte Don Marco keine Zeit mehr mit dem Frühstück verlieren wollen, um so rasch wie möglich sein Wohnhaus in seiner Heimatstadt zu erreichen.
    »Erst essen«, sagte Jana, die ebenso hungrig war wie Conrad. Wenig später saßen sie in einem kleinen, gemütlichen Lokal am Hafen und verspeisten einen riesigen Teller voll Sarinhas assadas, gegrillte Sardinen.
    Danach suchten sie die Herberge auf. Die Besitzerin, Donna Antonia, eine stattliche Witwe mit einer enormen Oberweite, wollte ihnen erst keine Kammer vermieten, aber als Jana den Namen des Kaufmanns nannte, öffnete sich die Tür in das kleine, gemütliche Haus wie von selbst. Jana und Conrad bekamen eine geschmackvoll eingerichtete Kammer mit einem sauberen, weichen Bett, und mehr brauchten sie im Moment nicht.

15
    Lissabon
    D ER HINKENDE M ANN MIT dem entstellten Gesicht und der verkrüppelten Hand sorgte für Aufregung in der noblen Herberge am Fuße des Castelo de São Jorge. Zuerst wollte die dicke Wirtin ihm keinen Einlass gewähren.
    »Wir haben seit Tagen kein freies Bett mehr, sucht Euch eine andere Unterkunft«, sagte sie. Erst als ihr Mann nach Hause kam und den Besucher erkannte, wurde der Fremde mit dem furchteinflößenden Gesicht ehrerbietig empfangen.
    »Ich bitte Euch vielmals um Entschuldigung, aber meine Frau hat keine Ahnung von unserem Abkommen. Sie kennt Euch nicht und weiß nichts von Eurer wichtigen Tätigkeit für unsere Kirche.« Der Wirt verbeugte sich unterwürfig, er wagte es kaum, dem Fremden ins Gesicht zu blicken.
    »Alles, was ich brauche, ist eine Unterkunft mit Balkon, von dem aus ich freien Blick auf den Marktplatz habe. Irgendwann kommen alle Besucher hierher und versorgen sich mit frischen Früchten, Gewürzen und den neuesten Importen aus der Neuen Welt.«
    Der Wirt nickte eifrig. »Ja, mein Herr, da habt Ihr recht. Nicht alle wollen die Kirchen sehen, aber es gibt niemanden, der unseren Märkten und vor allem dem Campo de Santa Clara widerstehen kann.«
    »Habt

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