Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
hatte sich über das Register gebeugt, um es zu untersuchen. Ezekiel ging zu ihr. »Sehen Sie!«, flüsterte er und zeigte auf die Vertiefung zwischen den Seiten. »Flora hatte ein Rasiermesser.«
Madeleine tätschelte ihm die Hand. »Vielen Dank, Ezekiel«, sagte sie. »Du warst uns eine große Hilfe.«
Merrick wandte sich von dem Kahlköpfigen ab, der ihn so offensichtlich so viel Geduld gekostet hatte, und schüttelte Ezekiel die Hand. »Ja, vielen Dank«, sagte er. »Vielleicht solltest du all diese Namen eines Tages aufschreiben?«
Ezekiel nickte. »In Ordnung«, sagte er. Dann verschwand er nach hinten in die Werkstatt.
»Das Problem ist«, sagte der Kahlköpfige, »dass er nicht schreiben kann. An jede Zahl, jedes Wort und jede Summe kann er sich sofort erinnern, und er kann ein bisschen lesen. Aber er kann gerade mal seinen Vornamen schreiben.«
Merrick musterte den Mann verbittert. »Nun, verdammt, aber Sie können doch schreiben, oder etwa nicht?«, knurrte er. »Guter Gott, muss dieser arme Kerl denn alles allein machen?«
Madeleine versuchte zu vermitteln, indem sie Merrick am Arm nahm und aus der Schmiede führte. Draußen auf dem Hof zögerte er. »Es gibt keine Möglichkeit, dem auf den Grund zu gehen, nicht wahr?«, brummte er. »Diese Seite ist einfach mit dem Wind davongeweht, verschwunden.«
Madeleines Lächeln wirkte ein wenig schief. »Verschwunden in jemandes Tasche, wohl eher«, sagte sie. »Aber in Anbetracht des Zeitraums, für den die Angaben fehlen, wurde die Seite vermutlich zwei Wochen nach unserer Heirat entfernt.«
Merrick sah sie finster an. »Und was folgt daraus?«, fragte er. »Dass dein kostbarer Vater nichts damit zu tun hatte?«
»Merrick, offensichtlich wollte irgendjemand, dass unsere Heirat schwer nachzuweisen ist«, sagte sie kühl. »Und derjenige war bereit, einen Preis dafür zu zahlen. Aber in Anbetracht der Eigenart einer Heirat in Gretna Green könnte es auch einer der zehn anderen wütenden Väter gewesen sein.«
Merrick schnaubte zweifelnd. »Oh, lass uns mal eine Vermutung wagen, wessen Vater!«
Madeleine schaute auf den mit Kies bestreuten Hof. »Ich werde ihn nicht verteidigen, Merrick«, sagte sie mit leiser Stimme. »So schwer es für mich sein mag zu glauben, er könnte so etwas tun, muss ich akzeptieren, dass es möglich ist. Dachtest du, ich würde das nicht akzeptieren?«
Merrick starrte in die Ferne und strich sich mit der Hand durchs Haar. Die Sonnenstrahlen brachen sich in seinem Siegelring und ließen ihn auffunkeln. »Ich weiß kaum noch, was ich überhaupt denken soll.«
»Mein Vater kann es nicht selbst getan haben, denn wir sind überstürzt fortgefahren«, sprach Madeleine weiter. »Aber ist es möglich, dass er jemanden dafür bezahlt hat, es zu tun? Ja, ich würde meinen, das ist es.«
Und Madeleine hatte auch eine vage Vermutung, wer dieser Jemand gewesen sein könnte. Aber zunächst musste sie mit Eliza reden.
Merrick stand noch immer wie angewurzelt da. »Es tut mir leid, Maddie«, sagte er schließlich. »Es tut mir leid, dass du der Wahrheit ins Gesicht sehen und erkennen musst, was dein Vater war.«
»Mir tut es auch leid«, entgegnete sie ruhig. »Und wenn es dir nichts ausmacht, dann möchte ich jetzt wirklich nicht mehr darüber sprechen.«
»Aye.« Das Wort klang angespannt. »Also gut.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln und nahm seinen Arm. »Komm, Merrick. Wollen wir jetzt zurückgehen?«
Einen Moment lang zögerte er. »Hast du es plötzlich eilig?«
»Ich nicht«, erwiderte sie kühl. »Du bist doch derjenige, der all diese dringenden Geschäftsbriefe zu schreiben hat.«
Schweigend gingen sie zu dem alten Gasthaus zurück, ihre Hand lag auf seinem Arm. Seine Schritte, sonst rasch von Ungeduld, waren fast schleppend, als fürchtete er sich davor, zurückzukehren. Sie war sicher, dass irgendetwas ihn zutiefst beschäftigte, aber sie hatte Angst, ihn danach zu fragen.
Der Wirt war an seinen Schreibtisch am Empfang zurückgekehrt und sah die Post durch. Merrick führte Madeleine in einen kleinen Raum in der Nähe der Schankstube. Beide Räume waren leer bis auf den rothaarigen Kellner, der einen Tisch abräumte.
»Du siehst müde aus«, sagte Merrick. »Ich werde nach Tee schicken.«
Madeleine war müde - müde von den Ereignissen des Tages und ein wenig müde auch Merricks befehlendem Ton. Doch Tee klang gut. Sie legte ihren Schal über einen Stuhl an dem kleinen Tisch. Der Kellner war mit dem Tablett in die
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