Das Tal Der Abenteuer
Aufregung zitternder Stimme. »Wir nähern uns dem Ziel.«
Kiki saß wie immer auf seiner Schulter. Lucy hielt sich ängstlich an seinem Ärmel fest. Dina und Philipp folgten ihnen dicht auf den Fersen. Was würden sie finden?
Der Gang blieb weiter hoch und breit. Er war ein wenig abschüssig und machte viele Windungen, führte aber trotzdem im großen ganzen immer in der gleichen Richtung, nämlich mitten in den Berg hinein. Nach einer Weile endete er plötzlich in einer großen Höhle. Hier bot sich den Kindern ein überraschender Anblick.
Starr vor Staunen, blieben sie stehen. Im Licht der Lampe leuchtete eine unendliche Menge von funkelnden, weißen Säulen auf, die von der hohen Decke herabhingen. Was konnte das nur sein?
Lucy sperrte den Mund auf und klammerte sich noch fester an Jack. Ganz verzaubert starrte sie auf die herabhängenden, glitzernden Dinger. Andere weiße Säulen wuchsen vom Boden der Höhle nach oben. Einige von ihnen hatten sich mit den hängenden getroffen und waren mit diesen zusammengewachsen, so daß man den Eindruck hatte, es wären richtige Säulen, die ein Dach trugen.
»Jack, was ist das?« flüsterte Lucy.
»Es sind wohl Eiszapfen«, meinte Dina. »Nie im Leben habe ich so etwas Schönes gesehen. Wie still und weiß sie herabhängen! Einfach zauberhaft!«
»Nein, es sind keine Eiszapfen«, belehrte Jack das Mädchen. »Es sind Stalaktiten, wenigstens die hängenden. Sie sind nicht aus Eis, sondern aus Kalkstein.
Aber sie sehen eigentlich ganz unwirklich aus.«
Die Kinder konnten sich nicht von dem wunderbaren Anblick losreißen. Die Höhle war fast so hoch wie eine Kirche, und die zierlichen Stalaktiten funkelten und glänzten überirdisch im Licht der Lampe.
»Die Säulen, die vom Boden emporwachsen, heißen, glaube ich, Stalagmiten. Nicht wahr, Philipp? So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Ja, sie heißen Stalagmiten«, bestätigte Philipp. »Ich erinnere mich an Bilder von Stalaktiten und Stalagmiten, die ich früher mal in einem Buch gefunden habe.«
Kiki versuchte, die beiden neuen Wörter nachzusprechen, aber es gelang ihm nicht. Selbst er verstummte vor dem unerwarteten und wunderbaren Anblick.
»Seht doch nur!« rief Lucy und deutete auf ein Gebilde, das wie ein alter Spitzenschal aussah. »Diese Spitzen!
Und dann dort drüben das Tor – alles wie geschnitzt! Das muß doch jemand gemacht haben – das ist doch nicht gewachsen!«
Jack versuchte ihr das Wunder zu erklären. »Es hat sich eben geformt, ebenso wie die Kristalle in einer Schneeflocke. Sie wachsen nicht, weil sie ja nicht leben, sie formen sich.«
Lucy begriff das nicht ganz. Sie konnte sich nur denken, daß all diese Dinge eben doch gewachsen und dann in ihrer Schönheit erstarrt sein mußten. »Und zuerst glaubte ich schon, es wäre der Schatz«, lachte sie ein wenig verlegen.
»Kein Wunder«, sagte Jack. »Es ist einfach zu schön, um Worte dafür finden zu können. Sieht die Höhle nicht wie ein riesiger, unterirdischer Dom aus? Es fehlt nur noch, daß die Orgel einsetzt und eine feierliche Melodie ertönt.«
»Dort in der Mitte befindet sich so etwas wie ein Gang«, sagte Dina. »Ob es wohl ein natürlicher Weg ist oder ob er von Menschen gemacht wurde? Was meinst du, Jack?«
»Vielleicht trifft beides zu.« Jack leuchtete mit der Lampe durch den Gang. »Na, wollen wir nun weitergehen? Hier ist der Schatz nicht.«
Langsam gingen sie durch die weite, stille Halle. Immer wieder deutete Lucy auf besonders merkwürdige Gebilde hin. Philipp untersuchte alles genau. »Von den Stalaktiten fallen dauernd Wassertropfen auf den Boden, wodurch sich die Stalagmiten bilden. Und diese wachsen dann in die Höhe und treffen sich mit den oberen Säulen. Sie müssen ewig lange Zeit gebraucht haben, um sich zu formen – wahrscheinlich Hunderte von Jahren. Kein Wunder, daß man hier ganz anders fühlt als draußen. Mir ist fast, als gäbe es überhaupt keine Zeit mehr, keine Jahre oder Monate, keine Wochen, Tage oder Stunden gar nichts.«
Lucy schauderte. Was redete Philipp da nur? Sie hatte plötzlich das unheimliche Gefühl, als wäre alles um sie herum und auch sie selber nur ein Traum. Ängstlich griff sie nach Jacks Hand und war froh, als sie seine Wärme spürte.
Nun hatten die Kinder die andere Seite der riesigen Höhle erreicht. Dort befand sich ein großer Torbogen, der ebenfalls mit Stalaktiten geschmückt war. Sie hingen jedoch nicht sehr weit hinunter, und die Kinder konnten bequem
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