Das Tor nach Andoran (German Edition)
Mantikore sind mit den Harpyien seit ewigen Zeiten verfeindet und uns steht auch nicht die Zeit zur Verfügung, um sie aufzusuchen. Mit den Trollen ist es ebenso. Sie leben weit im Norden in der unwegsam und unzugänglichen Eiswelt der Darminaden.«
»Es ist die einzige Möglichkeit, versteht ihr das nicht? Ich werde einen Weg finden.« Riana senkte nachdenklich ihr Kinn auf die Brust. Lange stand sie unbeweglich da und blickte auf ihre Zehenspitzen. Mit einem Mal schien es den Gefährten als werde die Luft um Riana dickflüssig und verändere ihre Beschaffenheit. Sie konnten Riana nur noch als schwachen Umriss erkennen, der mit weit ausgestreckten Händen nach einem imaginären Halt zu suchen schien.
Rianas blasschimmernde Aureole erstrahlte zunehmend heller, bis das Licht die Anwesenden blendete. Durch die schützend vor die Augen gehaltenen Hände sahen Julian und die anderen den feinen Faden, welcher sich aus der Aureole löste. Wie ein Strich durchbohrte die Gedankenfaser das Mauerwerk und Julian war überzeugt, dass er auf der anderen Seite weiter wuchs. Ein zweiter Faden löste sich und durchschnitt das Mauerwerk eine Handbreit neben dem Ersten.
Mit angehaltenem Atem warteten Granak Julian und Gandulf, was weiter geschah. Es dauerte lange, bis Rianas Lichthülle zu verblassen begann und als sie gänzlich erlosch, schwankte Riana unsicher nach vorne. Julian reagierte und fing Riana auf, als ihre Beine einknickten. Auf seinen Armen trug er sie zu ihrem Lager und bettete sie darauf.
»Was hat sie gemacht, dass sie so geschwächt wurde?,« wandte er sich an den Troll. Granak sah ihn nachdenklich an, als schien er in seinem Inneren nach einer Antwort zu suchen. Als Magier kannte er viele Erscheinungsformen von Zauber, wusste über ihre Beschaffenheit und ihre Wirkungen Bescheid, aber solche gebündelte Magie und Kraft war ihm neu.
»Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten bis Riana wieder zu Kräften kommt, dann wird sie es uns erklären.«
Von Mandelao kam ein heiseres Räuspern. »Ich denke Riana hat über Hunderte von Meilen geistigen Kontakt mit den Harpyien und den Mantikoren aufgenommen.«
Auf Granaks fragenden Blick schüttelt der Schattenmagier aber sein Haupt und gestand.
»Ich weiß aber nicht, ob es ihr gelungen ist. Wir müssen abwarten, bis Riana wieder ansprechbar ist.«
Julian, der sich über Riana beugte, als sie ein stöhnendes Seufzen von sich gab, rief aufgeregt. »Ich glaube sie kommt wieder zu sich,« dann glitt sein Arm unter ihre Schulter, um sie aufzurichten. Riana öffnete blinzelnd ihre Augen und sah sich verwundert um. »Was ist geschehen, wo bin ich?,« fragte sie unsicher.
Der Troll ging neben Riana auf die Knie. »Dem Herrscher über das Universum sei gedankt, was hast du dir dabei nur gedacht. Magie gibt uns nicht nur eine gewisse Macht, sie nimmt auch Kraft von uns. Du hättest sterben können Riana,« murmelte der Troll besorgt, dabei strich er Riana mit seiner klobigen Hand über die Stirne. »Zu welchem Zweck hast du deine Kräfte verschwendet?,« wollte er von Riana wissen.
Rianas indigoblauen Augen blitzten auf und schroff entgegnete sie. »Mein lieber Granak, ich verstehe deine Sorge um meine Gesundheit und mein Wohlergehen, aber ich vergeudete nicht meine Kräfte. Vielmehr nutzte ich sie, um mit den Anführern der Harpyien und Mantikore geistigen Kontakt aufzunehmen. Ich erklärte ihnen die Machtgier Kishos und warnte sie vor einem heraufziehenden Krieg. Xylane die oberste Harpyie und Kandralas der Mantikor versprachen zu kommen, um mich anzuhören und darüber zu beraten.«
Granaks Hand fuhr entsetzt von Rianas Stirn zurück. In seinen dunklen Augen zeichnete sich Schrecken ab und in seinem grauen breiten Gesicht erkannte Riana deutlich den Vorwurf, den der Troll aussprach. »Wie konntest du nur mit diesen Bestien Kontakt aufnehmen. Sie werden über uns herfallen und uns alle zerfleischen. Selbst Kisho lässt die Harpyien und Mantikore in Frieden, weil sie ihm zu gefährlich sind.«
Sein Blick wanderte bestürzt zu Gandulf Julian und Mandelao, dann meinte er trocken. »Außer dem Schattenmagier sind wir eine leichte Beute für diese Wesen.«
Riana erhob sich ohne die Hilfe des Trolls, deren Blick sich in den Granaks bohrte. »Dann sind sie die richtigen Verbündeten für uns oder willst du jetzt kneifen. Du warst es doch der davon sprach, Kisho Einhalt zu gebieten.«
In Rianas indigoblauen Augen loderte ein Feuer, das der Troll noch nie in ihnen sah, als sie
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