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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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tut mir leid«, sagte Marsha.
    »Es war ein großer Verlust für die Schule«, pflichtete Mr. Remington ihr bei.
    Die Konversation stockte. Marsha wollte sich gerade verabschieden, als Mr. Remington sagte: »Wenn Sie meine Meinung hören möchten: Ich glaube, es wäre vorteilhaft für VJ, wenn er mehr Zeit hier in der Schule verbringen würde.«
    »Sie denken an die Sommerkurse?«
    »Nein, nein, ich meine das reguläre Schuljahr. Ihr Mann schreibt häufig Entschuldigungen, weil VJ bei ihm im Forschungslabor ist. Nun bin ich durchaus für eine alternative Bildungsumgebung, aber VJ sollte sich hier mehr beteiligen, vor allem bei Aktivitäten außerhalb des eigentlichen Unterrichts. Ich glaube - «
    »Moment mal«, unterbrach Marsha ihn. »Soll das heißen, VJ versäumt Unterricht, weil er im Labor ist?«
    »Ja«, sagte Mr. Remington. »Oft.«
    »Das ist mir neu«, gestand Marsha. »Ich weiß, daß er viel Zeit im Labor verbringt, aber ich wußte nicht, daß er dazu die Schule versäumt.«
    »Wenn ich schätzen sollte, würde ich sagen, er ist mehr im Labor als hier.«
    »Du meine Güte«, entfuhr es Marsha.
    »Wenn Sie es genauso sehen wie ich«, meinte Mr. Remington, »sollten Sie darüber vielleicht mit Ihrem Mann sprechen.«
    »Das werde ich tun«, erklärte Marsha und erhob sich. »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Ich möchte, daß ihr im Auto wartet«, sagte Victor zu VJ und Philip, während er sich vorbeugte und Gephardts Haus durch die Frontscheibe betrachtete. Es war ein unauffälliges, einstöckiges Gebäude mit einer Backsteinfassade.
    »Dann dreh den Zündschlüssel um, damit wir wenigstens Radio hören können«, sagte VJ; er saß auf dem Beifahrersitz, Philip hinten.
    Victor drehte den Schlüssel um. Das Radio schaltete sich ein, und lärmende Rockmusik dröhnte auf, die VJ zuvor eingestellt hatte. Sie klang lauter, wenn der Motor nicht mehr lief.
    »Es dauert nicht lange«, erklärte Victor und stieg aus. Jetzt, da er auf Gephardts Grundstück stand, kamen ihm Bedenken wegen der geplanten Konfrontation. Das Haus befand sich auf einem ziemlich großen Grundstück, vor den Blicken der Nachbarn verborgen durch dichte Birken- und Ahorngruppen. Links wölbte sich ein Erkerfenster aus dem Gebäude - wahrscheinlich das Wohnzimmer. Nirgends brannte Licht, obwohl es allmählich dämmerte, aber in der Einfahrt stand ein Ford-Kombi; also, dachte Victor, würde jemand zu Hause sein.
    Er beugte sich noch einmal in den Wagen. »Es dauert nicht lange.«
    »Hast du schon mal gesagt«, bemerkte VJ und schlug mit der flachen Hand auf dem Armaturenbrett den Takt zur Musik.
    Victor nickte verlegen. Er richtete sich auf und ging auf das Haus zu. Dabei fragte er sich, ob er nicht einfach nach Hause fahren und anrufen sollte. Aber dann dachte er an die verschwundenen Laborgeräte, an das unterschlagene Gehalt irgendeines armen verstorbenen Angestellten und an den Ziegelstein, der durch VJs Fenster geflogen war. Das weckte seinen Zorn und legte Entschlossenheit in seinen Schritt. Als er näher kam, betrachtete er die Backsteinfassade und fragte sich, ob der Stein, der in sein Haus gekracht war, von Gephardts Hausbau stammte. Er blickte zum Erkerfenster und verspürte den Drang, einen der Pflastersteine vom Weg hindurchzuwerfen. Plötzlich blieb er stehen.
    Victor blinzelte, als traute er seinen Augen nicht. Er war jetzt keine zehn Schritte mehr von dem Erkerfenster entfernt und sah, daß die meisten Scheiben schon zerbrochen waren. Scharfe Glasscherben steckten noch in den Rahmen. Es war, als sei seine Rachephantasie Wirklichkeit geworden.
    Victor sah zum Auto, wo VJ und Philip saßen, und er kämpfte mit dem Impuls, zu ihnen zurückzulaufen und wegzufahren. Hier stimmte etwas nicht. Das spürte er. Er schaute zu dem eingeschlagenen Erkerfenster hinüber und dann zur Haustür. Es war zu still hier, zu dunkel. Aber was sollte er VJ erzählen - daß er Angst hatte? Nachdem er nun schon bis hierher gekommen war, zwang er sich zum Weitergehen.
    Er stieg die Stufen hinauf und sah, daß die Haustür nicht zu war.
    »Hallo!« rief Victor. »Jemand zu Hause?« Er stieß die Tür auf und trat ein.
    Sein Schrei erstarb auf seinen Lippen. Die blutige Szene in Gephardts Wohnzimmer war schlimmer als alles, was er bisher gesehen hatte - selbst in seiner Zeit als Assistenzarzt im Boston City Hospital. Sieben Leichen, darunter Gephardts, lagen grotesk verstreut im Wohnzimmer. Sie waren von Kugeln durchsiebt, und der Geruch von Kordit

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