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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Klein einen außerordentlich schlechten Tag hinter sich oder sie war Hardy herzlich unsympathisch. »Verzeihen Sie bitte«, sagte sie, »aber ich habe unsere Mitarbeit erin nicht recht verstanden. Wie war Ihr Name?«
    Hardy erklärte es von neuem - daß er eine Mandantin im Raum San Francisco vertrete und bei den Papieren in ihrem Haus ein Dokument gefunden habe, auf dem die Telefonnum mer stand, die er soeben gewählt hatte. Er fragte sich, was wohl die Verbindung sein mochte. Wie hieß die Kanzlei? Er dachte sich, daß er das Spielchen ebensogut beherrschte wie jeder andere.
    »Crane & Crane. Und Ihre Mandantin ist?«
    »Jennifer Witt.«
    Ms. Klein machte eine Pause. »Nun, der Name sagt mir nichts.« Ein mattes Lachen: »Aber das will nichts heißen.«
    »Wie ist es mit dem Namen Larry Witt? Er war ihr Ehe mann. Vielleicht kennt ihn einer Ihrer Anwälte? Ihr Senior partner? Könnte ich wohl...«
    Abrupt schien ihr die Stimme zu versagen. »Nein. Nein, das können Sie nicht!« Eine neue Pause, so lange, daß Hardy be reits dachte, sie hätte vielleicht aufgelegt.
    »Ms. Klein?«
    »Oh, oh, tut mir leid, Sie müssen bitte entschuldigen, ich bin einfach nicht ich selbst. Diese Woche ... ich sollte das überhaupt nicht ansprechen ...«
    »Alles in Ordnung?«
    »Nein, Mr.,.. Hardy war der Name? Nein, gar nichts ist in Ordnung.«
    »Tut mir leid«, sagte Hardy. Der Streß in diesen großen An waltskanzleien muß so schlimm sein, wie die Gerüchte be sagen, dachte er bei sich. »Ich versuche es später noch mal.«
    »Nein, später wird auch nichts nützen. Ich meine ...« Jetzt hörte er ein Schluchzen. »Es tut mir so leid, ich will damit sagen, Mr. Simpson wird auch später nicht zu sprechen sein. Er ist, er war der Seniorpartner und der Kanzleichef. Er ist tot. Man hat ihn erschossen.«
    Gebannt hörte Hardy zu, als die Tatsachen Stück für Stück herüberkamen. Mr. Simpson war Simpson Crane, zuletzt Seniorpartner der Kanzlei Crane & Crane. Vor etwa einer Woche waren er und seine Ehefrau in ihrem Wohnhaus in Pacific Palisades erschossen worden. Simpson Crane war ein Anwalt, der sich auf Prozesse gegen Gewerkschaften speziali siert hatte, und er hatte soeben Tarifverhandlungen geführt. Man hegte den Verdacht, so sagte Ms. Klein, daß die Gewerk schaft einen Killer angeheuert hatte, der Crane umlegen sollte, aber die Polizei verfügte nur über wenige Anhaltspunkte und war der Meinung, daß dies vornehmlich eine Theorie sei. Simpsons Sohn Todd hatte vorübergehend die Leitung der Kanzlei übernommen, aber, wie Hardy sich vor stellen könne, sei dies eine sehr schwere Zeit.
    Als Hardy auflegte, war es draußen völlig dunkel. Er faltete den Zettel und steckte ihn in die Brieftasche. Er ließ das Licht im Arbeitszimmer brennen und ging hinaus auf den Gang und die Treppe hinunter, über den Marmor des Eingangsbe reichs und glücklich und wohlbehalten endlich nach draußen.
    »Mein Gott«, flüsterte er.
    Auf dem Heimweg erlaubte sich Hardy - teilweise, um das ungute Gefühl abzuschütteln, das ihn im Haus der Witts be fallen hatte - sich ausgiebig darüber zu ärgern, daß er das Wort »Dokument« zur Beschreibung eines Zettels aus einem Spiralblock benutzt hatte, der jetzt in seiner Brieftasche steckte. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie ihm beim Jurastudium zum erstenmal das Wort »Dokument« untergekommen war. Die Wortwahl, die Arroganz, die hölzerne Wichtigtuerei - kurz, alles an der Definition kam ihm so lächerlich vor, so schlichtweg blöde, daß er das Ganze (die alphabetische Reihenfolge machte es einfacher) auswendig ge lernt und sich geschworen hatte, nie ein Anwalt zu werden, der solchen Unsinn in den Mund nahm.
    »Dokumente« wird hier im umfassendsten Sinne benutzt und umfaßt jedwede schriftliche, gedruckte, getippte, als Graphik oder sonstwie festgehaltene Sache, egal wie hergestellt oder reproduziert, darunter nichtidentische Abschriften, erste, vorläufige und abschließende Entwürfe, Schriftstücke, Aufzeichnungen und Unterlagen jeder Art und Beschreibung, ob nun per Hand geschrieben oder mechanisch, elektronisch, fotografisch oder per Mikrofilm erstellt, ebenso allerdings auch akustische (wie etwa Tonbandaufzeichnungen) oder visuelle Reproduktionen aller Aussagen, Unterhaltungen oder Vorkommnisse und bezieht sich ohne jede Einschränkung auch auf folgende Dinge: Abkommen, Adreßbücher, Arbeitspapiere, Arbeitsskizzen und sonstige Arbeitsunterlagen, Aufstellungen, Auswertungen, Auszüge,

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