Das Vampir-Pendel
Zittern zu unterdrücken.
Schwang das Pendel aus, oder ließ es ihn im Stich?
Ja, es schwang aus.
Es bewegte sich nach rechts. Leicht nur und nur ein kurzes Stück. Dann schwang es denselben Weg zurück, um wieder in die alte Richtung zu wehen.
Marek überlegte.
Wohin jetzt?
Er wußte es nicht. Er mußte sich auf das Pendel verlassen, das ihm sicherlich den richtigen Weg weisen würde, denn es reagierte im Prinzip wie eine Wünschelrute, die ebenfalls ausschlug, wenn sie eine Energie-oder Wasserquelle entdeckte.
Nur – wo war die Stelle, die den weitesten Ausschlag garantierte? Die mußte Marek finden, und davor hatten die Götter den Schweiß oder die große Suche gestellt.
Vier Richtungen standen ihm zur Verfügung. Er entschied sich für die linke Seite. Einige Schritte ging er in die Dunkelheit hinein, voll konzentriert auf das Pendel, auf dessen Schwingungen er wartete, aber enttäuscht wurde, denn die Schwingungen nahmen ab.
Die andere Seite.
Auch hier wurde Marek nicht fündig. Der Weg nach vorn? Er ging ihn.
Den ersten Schritt, den zweiten, auch den dritten. Dann mußte er einem Baum ausweichen, bewegte sich um ihn herum, blieb aber in der einmal eingeschlagenen Richtung und hätte beinahe gejubelt, als das Pendel kräftiger ausschlug. Es wehte nach rechts, schwang wieder zurück und wurde dabei von einem roten Schein begleitet, der auch weiterhin in den Augen lag.
Er fühlte sich besser.
Zugleich jedoch stieg ein Brennen vom Magen her in ihm hoch, denn Marek wußte nicht, was ihn dort erwartet, wo das Böse lauerte. Ein Vampir, vielleicht Mallmann?
Und was war mit Milan?
Der Pfähler zwang sich dazu, fremde Gedanken auszuschalten und sich nur auf das Pendel und auch auf seine Umgebung zu konzentrieren. Sie war düster genug, er mußte sich immer wieder seinen Weg suchen.
Außerdem führte ihn der Weg in die Richtung des Bachs, deshalb trieben ihm auch die Dunstschwaden entgegen.
Der Pfähler ließ das Pendel nicht aus den Augen. Immer wieder bewegte es sich von einer Seite zur anderen. Es hielt die Gesetze der Physik genau ein, und seine Schwingungen verstärkten sich, das sah Marek, da brauchte er nicht erst nachzumessen.
Irgendwann mußte der Zeitpunkt kommen, wo er das Ziel antraf. Das Böse versteckte sich noch, ob bewußt oder unbewußt, es war ihm egal.
Er merkte nur, daß er näher herankam.
Der Stein schwang, und Mareks Herz klopfte stärker. Es schien sich dem Rhythmus der Schwingungen anzupassen, und Marek schaute über seinen vorgestreckten Arm hinweg.
Dunkelheit. Nacht. Bäume. Darüber der nächtliche Himmel, der etwas heller war.
Marek ärgerte sich, daß er keine Lampe bei sich trug. Er hätte sie jetzt brauchen können. Er wußte genau, daß er dicht an der Quelle stand, und er rechnete sogar mit einem plötzlichen Angriff aus dem Unsichtbaren hervor, der jedoch nicht erfolgte.
Man ließ ihn in Ruhe.
Warum passierte dies? Fürchtete sich das Grauen vor den Schwingungen des Pendels?
Marek verfolgte wieder den Weg des Steins. Er ging noch einen Schritt auf die Bäume zu.
Der Schlag zur linken Seite hin. Höher als zuvor. Der Stein fiel wieder nach unten, setzte den Weg an der rechten Seite fort, schlug abermals sehr hoch. Höher ging es kaum, denn dann hätte sich der Stein einfach überschlagen.
Ich bin da, dachte Marek. Verdammt noch mal, ich bin so gut wie da. Es muß hier sein.
Vor ihm wuchsen die dicken Stämme hoch. Über ihm breiteten sich die Kronen der Bäume zu einem natürlichen Dach aus.
Saß das Böse in den Zweigen? Lauerte dort der Blutsauger, um sich auf Marek herabfallen zu lassen.
Er sah nichts, senkte den Blick wieder, ging noch weiter, stand beinahe auf einer Baumwurzel und verfolgte den roten Schein der Augen. Er kam ihm noch heller vor.
Marek blickte zu Boden. Zwischen Laub und Gras entdeckte er die beiden dunklen Bretter, die hinter dem Baumstamm ein Stück hervorragten. Hatte sie jemand vergessen? Aber trugen Bretter Schuhe?
O verdammt, dachte der Pfähler, und eine bohrende Furcht drückte seinen Hals zu.
Eine Sekunde später schwang das Pendel über der Gestalt, die rücklings auf dem Boden lag.
Der Stein bewegte sich so schnell, als wollte er sich nicht mehr beruhigen. Er hatte das Böse entdeckt, und es trug in diesem Fall auch einen Namen.
Vor Mareks Füßen lag Milan!
***
Der alte Juri war allein in der Hütte zurückgeblieben, und er war froh darüber, daß Marek ihn verlassen hatte, denn sterben wollte er ganz allein. Er
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