Das Verbrechen von Orcival
getötet hat, so nur, weil er durch die Logik der Ereignisse dazu gezwungen wurde. Solange sie lebte, konnte er nicht fliehen, aber auch nicht länger weiterhin so auf Valfeuillu leben. Und schlieÃlich war dieses Papier, das er so hartnäckig suchte, obwohl ihm jede Minute das Leben kosten konnte, sein Todesurteil, der Beweis seines ersten Verbrechens. Nun ist auch klar«, fuhr er fort, »daà Mademoiselle Courtois der ewigen EntschluÃlosigkeit des Comte ein Ende gemacht hat. Seine Leidenschaft für sie, die immer wieder auf Hindernisse stieÃ, war wie ein Zwang. Als er erfuhr, daà seine Geliebte schwanger war â denn sie ist es wirklich, könnte ich wetten â, hat er den Kopf verloren und alle Vorsicht auÃer acht gelassen. Er muÃte einfach der Qual überdrüssig sein, die für ihn jeden Morgen aufs neue begann. Er glaubte sich verloren; dazu seine Frau, die sich der Freude hingab, ihn so verzweifelt zu sehen. Also trat er die Flucht nach vorn an und entschloà sich zum Mord.«
»Und Sie glauben, daà Mademoiselle Laurence seine Komplizin war?« fragte Doktor Gendron erstaunt.
Der Mann der Präfektur protestierte energisch. »Nein, nein, Herr Doktor, ganz gewià nicht, der Himmel bewahre mich vor solch einem Gedanken. Mademoiselle Courtois weià nichts von dem Verbrechen. Aber sie wuÃte, daà Trémorel seine Frau ihretwegen verlassen wollte. Dieses Weggehen ist zwischen ihnen besprochen und vereinbart worden; sie hatten miteinander verabredet, sich an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Ort zu treffen.«
»Aber dieser Brief!« erregte sich der Arzt.
Seit von Laurence die Rede war, verbarg Vater Plantat kaum seine Besorgnis.
»Dieser Brief«, erklärte er aufgebracht, »der eine ganze Familie ins allergröÃte Unglück stürzt, der vielleicht meinen armen Courtois tötet, ist nur ein weiterer Bestandteil der infamen Komödie, die uns der Comte vorspielt.«
»Oh«, meinte der Doktor, »ist das möglich?«
»Ich bin völlig der Ansicht des Herrn Friedensrichter«, versicherte der Mann von der Präfektur. »Gestern abend bei dem Herrn Bürgermeister hatten wir die gleiche Vermutung. Ich habe den Brief von Mademoiselle Laurence gelesen und immer wieder gelesen, und ich möchte wetten, er ist nicht von ihr. Der Comte de Trémorel muà ihn entworfen haben, sie hat ihn nur abgeschrieben. Täuschen wir uns nicht, meine Herren, dieser Brief wurde vorher genau entworfen. Nein, das sind nicht die Worte eines jungen unglücklichen Mädchens von zwanzig, die vorhat, sich zu töten, um der Schande zu entgehen.«
»Vielleicht haben Sie recht«, räumte der Doktor ein, »aber wie sollte es Monsieur de Trémorel gelingen, Mademoiselle Courtois zu diesem abscheulichen Vorhaben zu überreden?«
»Wie? Nun, Doktor, ich kenne mich zwar nicht so gut in der Psyche junger, wohlbehüteter Mädchen aus, aber mir kommt die Sache sehr einleuchtend vor. Ein junges Mädchen in der Situation von Mademoiselle Laurence muà bereit zu allem sein, selbst zum Sterben, um der öffentlichen Schande entgehen zu wollen.«
Vater Plantat seufzte. Er entsann sich einer Unterhaltung mit Laurence. Sie hatte ihn über mehrere giftige Pflanzen ausgefragt, die er angebaut hatte, vor allem interessierte sie, wie man die giftige Substanz aus der Pflanze gewann.
»Ja«, sagte er, »sie hat daran gedacht, zu sterben.«
»Nun«, griff der Beamte der Sûreté seinen Gedanken wieder auf, »wenn dem armen Mädchen derart finstere Gedanken durch den Kopf gingen, hatte Trémorel gewià leichtes Spiel. Zweifellos hat sie ihm gebeichtet, daà sie lieber den Tod vorziehe als die Schande, er hat ihr klargemacht, daà sie sich nicht töten dürfe, da sie ja schwanger sei.«
»Ja, ja, möglich«, schien der Doktor überzeugt zu sein. »Aber was für ein Gimpel«, sagte Monsieur Lecoq, »der nicht bedenkt, daà diese merkwürdige Ãbereinstimmung auffällt. Mademoiselle Laurence begeht Selbstmord, und der Leichnam des Comte ist unauffindbar! Leichen lösen sich schlieÃlich nicht einfach in Luft auf, zum Teufel. Aber nein, Monsieur wird sich gesagt haben: Man wird denken, man habe mich ermordet, wie meine Frau auch, die Justiz hat ihre Schuldigen, nämlich Guespin, also wird man nicht weiter suchen.«
Vater Plantat erging sich in
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