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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Furcht war. Doch Velar hasst dich deshalb, Bran. Und das darfst du nie vergessen.«
    Es donnerte im Osten. Bran sah hoch und blinzelte in den Regen. Die Wolken wälzten sich wie gewaltige Heere aufeinander zu.
    »Ich hätte ihn ersäuft.« Nangor flüsterte in sein Ohr. »Er ist eine Ratte. Männer wie Velar sind eine Gefahr für die Mannschaft. Es nutzt nichts, sie an den Mast zu binden. Du musst ihn töten.«
    Bran riss sich von ihm los. Eine Weile blieb er stehen und rang nach Atem, denn Nangors Worte schnürten ihm die Kehle zu. Die Luft war schwer von Donner. Schweiß rann seinen Rücken hinab.
    »Ich habe zweimal gegen Velar gekämpft.« Bran warf seinen Umhang ab. »Das erste Mal beim Zweikampf der Häuptlinge. Das andere Mal, um ihn und Cergan zu trennen. Beide Male habe ich gewonnen. Und es ist bei uns nicht Brauch, einen der Unsrigen zu töten.«
    Nangor zog sich die Kapuze über den Kopf. Erneut brüllten die Wolken. »Unwetter«, sagte er. Dann stieg er über den Landgang.
     
    Und das Unwetter kam. Als Bran über die Treppe nach unten kletterte und die Luke über sich verriegelte, rasten die Windböen über das Atoll. Regentropfen klatschten auf das Deck. Die Vertäuungen knirschten, und der Donner rollte wie das Grollen zürnender Götter über das Schiff.
    Bran sank am Feuer nieder, warf den nassen Umhang ab und blinzelte zu den Gestalten im Halbdunkel hinüber. Dielan und Gwen saßen auf der anderen Seite der Glut. Neben ihnen lag Lillevord und schlief. Linvi trocknete Lederhosen über dem Feuer und Turvi lehnte mit dem Rücken an einem Balken. Von der Schmiedebank waren Hammerschläge zu hören.
    »Hagdar steht an der Schmiede.« Turvi schob ein Tangbündel mit seiner Krücke in die Glut. »Er ist ein starker Junge, der kleine Hagdar.«
    Kaer trat aus dem Schatten und legte die Arme um seinen Vater, doch Turvi winkte ihn weg.
    »Das war jetzt wirklich eine lange Reise, aber wenn wir ankommen, werden wir ein Fest für deinen Sohn halten, Noj.«
    Bran beugte sich im Lichtschein der Glut vor. »Ich bin nicht Noj. Ich bin Bran, Febals Sohn.«
    »Ich glaube, Febal ist nicht gut zu seinen Söhnen, Noj.« Turvi fuhr sich durch seine weißen, widerborstigen Haare. »Ich glaube, er schlägt sie.«
    Kaer nahm erneut den Arm seines Vaters. Da riss sich Turvi los und schlug mit der flachen Hand nach ihm. Die Frauen und Männer am Feuer blickten auf. Lillevord versteckte sich hinter Gwen. Turvi grinste und legte sich die Krücke über den Schoß.
    »So musst du mit denen umspringen, Noj. Dann lernen sie. Aber jetzt lass uns trinken.« Er deutete auf die Decksplanken. »Hör doch, wie der Regen aufs Dach trommelt. Bald ist es Winter, Noj. Hast du das Zaumzeug für die Schlitten geölt?«
    Bran hängte seinen Umhang zum Trocknen über einen Nagel und trat in das Dunkel zwischen den Ruderbänken. Turvi war zurück in der Felsenburg, und niemand konnte ihn von diesem Gedanken abbringen. Bran hatte früher nicht daran gedacht, doch jetzt verstand er, wie hart das für den Alten sein musste. Sein ganzes Leben hatte er in den Bergen gelebt. Der Einbeinige floh in seine Träume, denn sie hatten eine gute Zeit, als Turvi jung war. Die Gesetze des Felsenvolkes hatten ihnen eine Zeit lang Geborgenheit gegeben. Bran wusste das, und er wusste auch, dass Velars Hass auf ihn in den Köpfen anderer weiterleben würde, wenn er ihn tötete. Sie würden ihren Häuptling für diesen Mord hassen, und nur wenige, wie Hagdar und Dielan, würden ihm den Rücken stärken.
    Bran fasste sich an die Stirn. Er wollte einfach nicht mehr an Velar denken. Dies war eine Zeit der Freude, hatte Turvi gesagt. Bran duckte sich unter eine Taurolle und trat in den Bugraum.
    Tir saß zwischen den Fellen. Sie hatte das Kind im Arm, und als Bran über den Querbalken trat, legte sie den Finger an ihre Lippen. Bran zog Hemd und Stiefel aus. Ulv schlief jetzt. Er lag mit seinem leicht geöffneten, kleinen Mund an ihrer Brust. Sein weiches Bein ragte unter einem dicken leinenen Lendenschurz hervor. Er war der Erste, dachte Bran. Der Erste der neuen Generation. Mit ihm sollte das Felsenvolk weiterleben und sich in diesem Land im Norden vermehren.
     
    In dieser Nacht wurde das Gewitter so schlimm, dass selbst Turvi aus seiner Umnachtung aufschrak und erklärte, dass dies das schlimmste Unwetter sei, dass er jemals miterlebt hätte. Das Felsenvolk versammelte sich unter den Talglichtern und betete zu den Namenlosen, Kragg zu beschützen, denn es hieß, dass

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