Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
Sandkörner durchs Stundenglas rinnen, die sie dazu trieben zu handeln.
    So vorsichtig und leise, wie es nur ging, bahnte sich Jenna einen Weg durch die Bäume. Das Messer hatte sie in der rechten Hand. Der silberne Talisman, den sie sich mit der
Linken vors Gesicht hielt, richtete sich zitternd in Richtung Lager aus. Am liebsten hätte Jenna einen Warnruf ausgestoßen, doch sie musste fürchten, damit einen Angriff des Dämons zu provozieren, bevor sie in einer guten Position war, um zurückzuschlagen.
    Ein grauenerregender Schrei durchriss die nächtliche Stille, unmenschlich, erfüllt von Schmerz und Zorn. Jenna, der klar war, dass es nun nicht mehr darum ging, unentdeckt zu bleiben, spurtete los, so schnell sie nur konnte. Ehe sie sich’s versah, stolperte sie über einen Ast, kam hart auf dem Waldboden auf und verlor dabei das Messer.
    Jenna stieß einen lauten Fluch aus. Beim Aufstehen durchzuckte sie ein stechender Schmerz, und einen Augenblick dachte sie, der linke Knöchel sei gebrochen. Doch sie hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Sie ließ sich auf alle viere nieder, kroch über den weichen Waldboden und suchte im Laub verzweifelt nach dem Dämonstodmesser.
    Wieder erklang ein schreckliches Brüllen, gequält und voller Angst, dem Jenna am liebsten einen Verzweiflungsschrei hätten folgen lassen. Da sah sie einige Schritte entfernt das Heft des Messers aus dem Laub ragen. Jenna kroch auf Händen und Knien darauf zu und zog die Klinge aus dem Boden. In diesem Moment stürmte eine schattenhafte Gestalt vom Lager her auf sie zu.
    Unwillkürlich holte Jenna aus, um das Messer zu werfen. Doch dann sah sie einen wehenden Umhang und erkannte Meister Cheverys teigiges Gesicht, das im Mondlicht noch blasser wirkte als sonst, verzerrt vor stummem Entsetzen. Jenna hoffte, dass auch Calvyn auf der Flucht war, doch im Grunde ihres Herzen wusste sie, dass das nicht zu ihm gepasst hätte.
    Keuchend vor Schmerzen in ihrem Fußgelenk, rappelte Jenna sich auf. So schnell es irgend ging, humpelte sie auf
das Lager zu. Am Rand des Wäldchens angekommen, konnte Jenna sehen, dass der Dämon Calvyn mit seinem Blick gefangen hielt und drauf und dran war, ihn zu töten. Jenna würde unmöglich schnell genug bei dem Monstrum sein, um ihm das Messer in den Leib zu rammen, und ihr Bogen lag im Zelt. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, das Messer zu werfen, und darin war sie wahrlich keine Meisterin.
    Fesha hatte den anderen Rekruten einmal seine Messerwurfkünste vorgeführt, während Jenna nebenan mit ihrem Bogen trainiert hatte. Sie hatte damals die Bemerkungen des lustigen kleinen Mannes mit halbem Ohr mitbekommen und versuchte nun, das wenige, was sie aufgeschnappt hatte, zu beherzigen.
    Als sie das Messer mit aller Kraft, die sie aufbrachte, auf den Weg schickte, hatte die unvermeidliche Gewichtsverlagerung vom rechten auf den linken Fuß unglücklicherweise zur Folge, dass ihr im entscheidenden Moment des Abwurfs der geschwächte linke Knöchel wegknickte. Bereits im Fallen wusste Jenna, dass das Messer sein Ziel verfehlen würde, da sie es etwas zu früh losgelassen hatte und die Wurfbahn zu hoch war.
    Wie in Zeitlupe folgten Jennas Augen dem im Mondlicht glitzernden Dämonstodmesser, während sie mit den Unterarmen ihren Sturz abfing.
    Der Krill ergötzte sich währenddessen an der Hilflosigkeit seines Opfers. Das Messer befand sich noch in der Luft, da baute er sich zu seiner vollen Größe auf, um Calvyn den tödlichen Schlag beizubringen. In diesem Moment fuhr ihm die Klinge mit tödlicher Wucht seitlich in den Schädel.
    Das Glühen in den Augen des Dämons erlosch, und Calvyn stolperte rückwärts, weg von dem Monstrum, gerade rechtzeitig, bevor es vornüberkippte. Als es mit einem
dumpfen Schlag auf den Boden prallte, füllten sich Jennas Augen mit Tränen der Erleichterung. Lautlos dankte sie dem Schöpfer für die Fügung des Schicksals, die Calvyn das Leben gerettet hatte. Es folgte ein Moment völliger Stille, dann schallte Calvyns Stimme, angespannt bis aufs Äußerste, vom Lager her durch die Nacht.
    »Jenna, sind noch mehr da?«
    Mehr? Jenna hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass es mehr als ein Dämon sein könnte. Rasch drehte sie sich auf den Rücken und hielt den Silberpfeil hoch. Er machte keinerlei Anstalten, sich in eine bestimmte Richtung zu drehen. Jenna seufzte erleichtert.
    »Nein, da sind keine mehr«, rief sie zurück. »Bist du verletzt?«
    »Nicht so schlimm, wie es unter diesen

Weitere Kostenlose Bücher