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Das Verschwiegene: Roman (German Edition)

Das Verschwiegene: Roman (German Edition)

Titel: Das Verschwiegene: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linn Ullmann
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ein Jammer «, sagte Alma.
    »Ich glaube, sie sagt: Wer wohnt eigentlich in diesem Haus«, sagte Siri.
    »Ich glaube, sie sagt: Dieses ganze Gerede über die Liebe«, sagte Jon.
    »Ich glaube, sie sagt: Was glänzt und glänzt und wird doch nie eine Prinzessin«, sagte Liv.
    Ein paar Wochen später wurde Mille beerdigt. Siri und Jon sprachen darüber, ob sie hingehen sollten, aber was sollten sie sagen? Was sollten sie dort? Vielleicht würde man es ihnen übelnehmen.
    »Es ist von Anfang an schiefgelaufen«, sagte Siri. »Alles. Wir hätten mehr tun müssen.«
    Am Tag nach dem Begräbnis erhielt Jon eine SMS .
    Sie haben sie in der Erde gefunden, und jetzt begraben wir sie erneut. Sie war neunzehn, als sie uns verlassen hat, und Sie bleiben weiterhin stumm. A.
    Jon und Leopold hatten das Ende der Straße erreicht. Sie waren niemandem begegnet. Es gab nur ihn und Leopold und die Straße und den Schnee und sonst nichts auf der Welt. Doch dann brach langsam der Tag an, und eine kleine Gestalt offenbarte sich vor Jon. Er brauchte etwas Zeit, um sie zu erkennen, die Gestalt. Alsbald fiel ihm jedoch ein, wer sie war und wie sie hieß. Es fehlte nur das Fahrrad.
    »Hallo«, sagte Simen.
    »Hallo«, sagte Jon. »Wo hast du dein Fahrrad gelassen? Ich habe dich fast nicht erkannt.«
    Simen verdrehte die Augen und hob resigniert die Arme.
    »Aber es schneit doch die ganze Zeit.«
    »Fröhliche Weihnachten«, sagte Jon.
    »Ihnen auch frohe Weihnachten«, sagte Simen.
    »Hast du etwas Schönes bekommen«, fragte Jon.
    »Ja«, sagte Simen.
    »Was denn?«
    Simen ging weiter in Richtung Anleger und bedeutete Jon und Leopold mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.
    »Ich will nicht darüber reden, was ich zu Weihnachten bekommen habe«, sagte Simen. »Es ist nicht wichtig … Wissen Sie eigentlich, dass ich es war, der Mille im Herbst gefunden hat? Und zwei Kumpel von mir?«
    Jon holte tief Luft.
    »Ja, natürlich … du warst das … du …«
    »Er hat sie lebendig begraben«, sagte Simen und blieb stehen.
    »Das wurde bisher nicht bestätigt«, sagte Jon.
    »Es war KB . Das sagen alle. Er hat sie vergraben. Er hat hier in der Stadt gewohnt, und dann hat er sie vergraben.«
    »Ja«, sagte Jon.
    Simen sah ihn an.
    »Sie lag in der Erde. Dort sollte sie nicht liegen.«
    »Nein«, sagte Jon.
    »Wir haben nach einem Schatz gesucht«, sagte Simen.
    »Ja, davon habe ich in der Zeitung gelesen«, sagte Jon.
    »Die Sache war die«, sagte Simen, »dass Gunnar und Ole Kristian und ich im Sommer eine Milchkanne im Wald vergraben hatten …«
    »Eine Milchkanne?«, sagte Jon und sah Simen fragend an.
    »Ja, eine Milchkanne«, sagte Simen. »Das war sozusagen unsere Schatzkiste. Und der Punkt war, dass wir alle etwas Wertvolles in die Kanne legen sollten. Etwas richtig Wertvolles. Es sollte wehtun . Gunnar, zum Beispiel, hatte ein Autogrammheft mit den Autogrammen von Steven Gerrard, Fernando Torres, Xabi Alonso und Jamie Carragher. Das war sein Beitrag.«
    »Und was war dein Beitrag?«, fragte Jon.
    Simen antwortete nicht, er bückte sich und formte einen Schneeball, den er in Richtung Anleger warf.
    »Was war dein Beitrag?«, wiederholte Jon.
    »Ein Schmuckstück, ein kleiner Anhänger«, sagte Simen. »So ein Kreuz.«
    »War es dein Anhänger?«, fragte Jon.
    »Nein, er gehörte meiner Mutter«, sagte Simen und schaute Jon an. »Und sie ist immer noch ganz traurig, dass sie ihn verloren hat.«
    »Könnt ihr den Schatz nicht einfach wieder ausgraben«, fragte Jon. »Ich meine … kannst du diese Milchkanne nicht einfach wieder ausgraben und deiner Mutter den Anhänger zurückgeben? Du kannst ja sagen, dass du ihn gefunden hast, du brauchst ja nicht zu sagen, dass du … wie sollen wir es nennen … ihn dir eine Weile geborgt hast?«
    Simen sah Jon an und lächelte.
    »Ich soll lügen, meinen Sie?«
    »Eine Notlüge«, sagte Jon. »Das wäre eine Notlüge.«
    »Ja, aber das geht doch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Erstens«, sagte Simen, »war das ja gerade der Sinn des Schatzes, dass er nicht wieder ausgegraben wird. Das macht ihn zu einem Schatz.«
    »Ja, aber …«, sagte Jon. Er wusste keine Antwort.
    »Zweitens«, sagte Simen. »Ich habe keine Ahnung, wo der Schatz liegt. Das ist genau das Problem. Gunnar und Ole Kristian, meine Kumpel, wollten den Schatz wieder ausgraben, und danach haben wir gegraben, als wir Mille gefunden haben.« Simen schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass wir an der falschen Stelle gegraben haben. Ich wusste, dass

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