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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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die Knie, ohne auf die unruhigen Pferde, die rollenden Kutschräder und den Staub auf seiner Hose zu achten. »Ihr seid beide unbezahlbar«, rief er mit ernster Eindringlichkeit. »Kostbarer als jeder Diamant. Ich würde lieber sterben als dich verlieren.«
    Maureen fing an zu zittern – ob vor Kälte oder innerer Bewegung, wusste sie nicht. Aber sie streckte weiter entschlossendas Kinn vor, obwohl sie sich danach sehnte, ihn in die Arme zu nehmen. »Schöne Worte, Henry. Dann wirst du also mit mir nach England fahren? Deine Familie, dein Geld und alles andere hinter dir lassen?«
    Henry umschlang ihre Hüften und schmiegte die Wange an ihren kleinen runden Bauch. Seine Stimme war sanft und von Liebe und Schmerz erfüllt.
    »›Komm leb mit mir und lass dich lieben, und uns wird alle Lust beschieden, die Hain und Hügel, Berg und Feld und Wald gewährt auf dieser Welt.‹« Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen, während er mit den Versen fortfuhr. »›Dann mach ich dir ein Bett aus Rosen, Sträuße aus Blüten, frisch entsprossen, Kopfputz aus Blumen, einen Rock mit Myrtenzweigen hübsch bestickt.‹«
    Heiße Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie langsam auf die Knie und in seine Arme sank. »Das ist schön«, flüsterte sie. »Ich wünschte, auch ich könnte solche Worte aneinanderfügen.«
    Er küsste ihr die Tränen weg und achtete dabei sorgsam auf die Schrammen und Blutergüsse. »Es sind nicht meine Worte – ich wünschte, sie wären es. Aber was sie ausdrücken, passt wunderbar zu diesem Augenblick.« Er nahm ihr Kinn in die Hand und hob ihr Gesicht zu sich, sodass sie in seinen Augen zu ertrinken glaubte. »Das Gedicht heißt ›Der verliebte Schäfer an seinen Schatz‹ und ist von Christopher Marlowe. Leider kenne ich es nicht ganz.« Er lachte leise. »Aber ich verspreche dir, ich werde es dir eines Tages vorlesen.«
    Maureen klammerte sich an ihn. Sie verlor sich in seinen Armen, und die Wärme seiner Liebe spendete ihr Mut und neue Kraft. Aber als sie sich schließlich voneinander lösten und er ihr in die Kutsche half, erblickte sie etwas, was ihr das Mark gefrieren ließ.
    Eine große schwarze Krähe beobachtete sie von der hohen Warte eines nahen Baumes aus, mit gelben Augen, kalt und wissend. Maureens keltischer Instinkt warnte sie: Das war der Bote einer Finsternis, die ihnen folgen würde, wohin sie sich auch flüchteten. Ein Prophet des Unheils, der dafür sorgen würde, dass sie für ihre sündhafte Verbindung bezahlten.
    Miriam tauchte aus jenen dunklen Tagen auf und blinzelte im Sonnenlicht. »Sie nahmen das Postschiff nach England«, fuhr sie leise fort. »Sie glaubten sich am Anfang eines schönen neuen Lebens, und keiner von beiden war auf das vorbereitet, was tatsächlich geschehen sollte.«
    Jake war fasziniert, aber er sah auch die Schatten der Müdigkeit unter ihren Augen. »Sie sind erschöpft«, stellte er sanft fest. »Vielleicht sollten wir uns den Rest der Geschichte für ein andermal aufheben.«
    Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. »Zeit ist der einzige Luxus, den ich nicht habe. Ich bin eine alte Frau, Mr Connor, und es ist schon zu lange her, dass die Geschichte meines Vaters erzählt wurde. Wenn ich noch Gelegenheit haben soll zu zeigen, wie er betrogen – und für dieses Ding in der Spieldose zweifellos ermordet – wurde, dann habe ich keine Zeit zum Ausruhen.«
    »Ermordet?« Jake machte große Augen. »Von Mord haben Sie bisher nicht gesprochen.«
    »Ich weiß«, sagte sie verbittert. »Ich will es auch nicht glauben – aber je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass Kate Recht hatte.«
    »Kate?« Wieder war er verwirrt. »Meinen Sie Kate Kelly?« Er richtete sich auf und blies die Wangen auf. »Was um alles in der Welt hat sie denn damit zu tun?«
    Miriam schaute in den Hof hinaus. Frank war dabei, denabendlichen Ausritt zu organisieren, und die Pferde wimmelten durcheinander. Beim Anblick ihrer perfekt geformten Köpfe und des in der Abendsonne glänzenden Fells lächelte sie vor Stolz, und ein Wohlgefühl durchströmte sie. »Das werden Sie schon sehen«, sagte sie.
    Jake holte seine Reisetasche aus dem Wagen und brachte sie in eines der freien Zimmer. Es war ein hübsches Zimmer; die Sonne flutete zu den Fenstern herein, die zur Koppel hinausgingen, und ließ die blanken Holzdielen schimmern. Manches hier erinnerte noch an Miriams Tochter, und Jake nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich mit ihr bekannt zu machen.
    Eine Reihe

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