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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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das Bett nicht allzu unbequem.
    Das Farmhaus war erfüllt vom Duft der frischen Blumen, die am Morgen mit der Post und anderen Vorräten eingeflogen worden waren. Die Frauen hatten gewienert, bis die alten Holzmöbel und die verschrammten Bodendielen blitzten, und Jake dazu überredet, auf einen Stuhl zu steigen und die Spinnweben zu entfernen, die wie Hängematten unter den Deckenbalken hingen.
    Als alles sauber war, hatte Fiona darauf bestanden, Miriam zu fotografieren, und diese hatte nach einigem Sträuben ein frisch gebügeltes Baumwollkleid angezogen und sich das Haar gebürstet, das in weichen Wellen ihr Gesicht umrahmte. Nun saß sie auf der Veranda vor dem Hintergrund der grellgelben Akazienblüten, bemüht stillzuhalten. Es gab so vieles, woran sie sich erinnern, so vieles, was sie noch tun musste, dass sie hierwirklich ihre Zeit verschwendete; außerdem hatte sie es noch nie leiden können, wenn man sie fotografierte. Aber sie wollte Fiona nicht enttäuschen. Und was schadete es schon, wenn sie sich ein paar Minuten nahm, um ihrer Enkelin einen Gefallen zu tun?
    Sie blickte starr in die Kamera und spielte an ihren Ringen. Der Diamant saß locker auf dem Finger, genau wie ihr Trauring, aber heute war ein besonderer Tag, und wenn sie ihn trug, fühlte sie sich Edward näher. Ihre Gedanken wanderten umher, während der Verschluss klickte und die Kamera sirrte und Fiona sie hierhin und dorthin schauen ließ. Sie fragte sich, wie die Bilder wohl werden würden. Sie würden natürlich eine Fremde zeigen: eine Frau, die vor der Zeit gealtert war – wie es mit allen Frauen geschah, die ihr Leben hier draußen in diesem rauen Land verbracht hatten –, und nicht das junge Mädchen, das immer noch tief in ihr verborgen war.
    Miriam seufzte. Wo waren nur all die Jahre geblieben? Und wie würde man sich an sie erinnern, wenn sie nicht mehr da wäre? Hoffentlich würde man liebevoll an sie zurückdenken, so wie sie selbst sich heute noch an ihren Vater erinnerte.
    Fionas Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. »Okay, Mim. Das war ’s.« Fiona spulte den Film zurück, nahm ihn aus der Kamera und verstaute ihn in einer Tasche. »Eigentlich müsste ich sie bis heute Abend entwickelt haben«, sagte sie lächelnd. »Ich habe meine Geräte mitgebracht.«
    Miriam war überrascht. »So schnell? Musst du den Film nicht einschicken?«
    Fiona schüttelte den Kopf, und ihr Haar wehte im Wind wie eine Wolke. »Heutzutage nicht mehr.« Sie lachte. »In meinem Job wäre das ’ne Katastrophe.«
    Miriam ging ins Haus und überließ ihre Enkelin Jake. Fiona wurde immer sehr lebhaft, wenn sie über ihre Reisen, ihren Beruf und ihre Ambitionen reden konnte, und Miriam lächelte,als sie für alle eine Kanne Tee zubereitete, damit sie sich den Staub aus der Kehle spülen konnten. Fiona sah sehr hübsch aus in ihrem Kleid, auch wenn es zu kurz war. Schade, dass sie diese blöden Jeans nicht öfter mal ablegte.
    Sie setzten sich auf die Veranda und warteten auf die Ankunft der anderen. Miriam ließ sich in die Polsterkissen zurücksinken und betrachtete ihr entlegenes Königreich. Es ist angenehm hier im Schatten, dachte sie, als sie auf den Hof hinausschaute. Die reflektierte Hitze flirrte über den Blechdächern; kleine Luftspiegelungen schwammen wie Pfützen über der dunklen Erde, und helles Sonnenlicht tüpfelte die Schatten unter den Bäumen. Aber unter dem kühlen Grün der schützenden Bäume war die Hitze erträglich, und die leichte Brise war eine Erholung nach der Hektik des Hausputzes.
    Miriam dachte an ihre Familie und an die bevorstehende Geburtstagsfeier, während sie den trägen Flug eines Habichts beobachtete, der am blauen Himmel schwebte. Ihre Erwartungen waren gemischt; es würde schön sein, sie alle noch einmal wiederzusehen, wie in alten Zeiten mit ihnen um den Tisch zu sitzen und über unbedeutende Dinge zu plaudern – aber wie würden sie auf ihre Enthüllungen reagieren? Sie drehte den Ehering am Finger und schickte ein stilles Stoßgebet zu Edward, damit er ihr half, einen Tag zu überstehen, der anstrengend und traumatisch werden könnte.
    »Ich glaube, ich bin jetzt überflüssig«, sagte Jake und trank seinen Tee aus. »Soll ich Sie nicht lieber Ihrer Familie überlassen und in zwei Tagen zurückkommen? Bis zur Farm meiner Familie sind es nur ein paar Stunden, und ich habe versprochen, sie zu besuchen.«
    »Wollen Sie etwa kneifen, Jake Connor?« Mim fixierte ihn mit erzürntem Blick, aber das Grübchen in

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