Das Versprechen des Opals
ihrer Wange ließ erkennen, dass sie sich über ihn amüsierte.
»Ja«, gestand er grinsend. »Ich habe Ihnen meine Meinung über das, was wir besprochen haben, gesagt. Aber da Sie anscheinend entschlossen sind, nicht auf meinen Rat zu hören, hat es keinen Sinn, dass ich bleibe. Ich glaube, ich verschwinde besser, bevor die sprichwörtliche Substanz zu dampfen anfängt.«
»Verdammt, Sie werden hier bleiben und mir helfen!«, fuhr sie ihn an. »Sie ahnen nicht, wie schwierig meine Familie sein kann.« Ohne auf Fionas empörten Protest einzugehen, legte sie den Kopf schräg und beäugte ihn wie ein Spatz. »Ich dachte, Sie sind mein Sir Lancelot?«, spottete sie. »Ist die Rüstung etwa verrostet?«
Jake stand auf und wandte sich zum Hof. Ihm war sichtlich unbehaglich. »Das ist nicht fair«, brummte er. »Sie können nicht erwarten, dass ich Sie rette, wenn Sie zugleich meine Hilfe zurückweisen.«
Miriam musste im Stillen zugeben, dass er Recht hatte, aber dann zogen die Pferde auf der Koppel ihre Aufmerksamkeit auf sich. Irgendetwas hatte die Tiere beunruhigt. Sie liefen hin und her, bäumten sich auf und wedelten mit den Schweifen, sodass sie einander zu verletzen drohten. Laut und ausgiebig fluchend, versuchte Frank sie zu beruhigen. Aber gleich begriff sie, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Die Pferde stach einfach der Hafer, und das würde vergehen, wenn sie erst Gelegenheit hätten, draußen zu galoppieren. Die Tiere sehen wirklich prächtig aus, dachte Miriam mit glühendem Stolz.
Jake drehte sich um und schaute Fiona an. »Können Sie sie nicht dazu bringen, dass sie es sich anders überlegt?«
Fiona zuckte die Achseln. »Sorry, Jake. Ich bin in dieses kleine Geheimnis nicht eingeweiht. Ich bin die Letzte, die Sie da fragen können.« Sie lachte über seine offenkundige Frustration. »Außerdem kennen Sie Mim. Wenn sie einmal einen Entschlussgefasst hat, bringt sie niemand davon ab. Ich schätze, da haben Sie auf das falsche Pferd gesetzt, Jake.«
»Hier geht ’s nicht um eine verdammte Pferdewette«, knurrte er und fuhr sich verzweifelt durch das Haar. »Hier geht es um –«
»Jake.«
Miriams scharfer Einwurf brachte ihn zum Schweigen. Er seufzte. »Schon gut, schon gut!«, räumte er ein. »Aber ich bin nicht schuld, wenn alles schief geht. Ich hab versucht, sie zu warnen, aber sie hört ja nicht.«
Miriam hatte alle Mühe, nicht zu lachen. Jake erinnerte sie so sehr an Edward. Es lag an seiner leidenschaftlichen Art, an der Haltung seiner Schultern, an seiner blanken Hilflosigkeit, wenn er in einer Auseinandersetzung den Kürzeren zog. Sie hatte dieses Geplänkel damals genossen, und sie genoss es noch heute. Merkwürdig, wie wenig die Dinge sich ändern, dachte sie, als sie plötzlich ein Auto kommen hörte.
»Da sind sie«, sagte sie fröhlich. »Machen Sie nicht so ein finsteres Gesicht, Jake – das verdirbt Ihr gutes Aussehen.«
Leo hatte darauf bestanden zu fahren, denn obwohl Chloe hier zu Hause war, hatte man schon erlebt, dass sie sich verirrt hatte. Chloe achtete beim Fahren kaum auf die Straße, sie hörte lieber Radio und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Bei einer denkwürdigen Gelegenheit hatte sie einmal den falschen Highway genommen und sich am Ende mitten in Adelaide wiedergefunden.
Miriam umarmte ihre Tochter und ertrank dabei fast in einer Wolke aus Chanel No. 5 und scharlachrotem Chiffon. Aber sie genoss die Umarmung nach so langer Abwesenheit; sie wohnten so weit entfernt voneinander, dass sie einander zwangsläufig nur selten besuchen konnten. Chloe war ein bisschen runder geworden, aber das stand ihr gut – und wie demauch sei, dachte sie, Chloe war immer noch ihr kleines Mädchen, ihr Liebling, auch wenn sie schon über fünfzig war.
Leo stellte Gepäck und Champagnerkisten auf der Veranda ab und breitete die Arme aus, um Mim an seine Brust zu drücken. »Wie geht ’s meiner kleinen Liebsten?«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich höre, du wirst schon wieder einundzwanzig. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
Miriam kicherte und gab ihm einen scherzhaften Klaps auf den Arm, ehe sie sich aus seiner Umschlingung befreite. Sie hatte den Mann ihrer Tochter immer gern gehabt, und in diesem Augenblick erkannte sie, dass Jake vieles mit ihm gemeinsam hatte. Beide waren Männer, die die Frauen aufrichtig liebten, und sie fühlte sich mit beiden wohl. Nachdem sie sie miteinander bekannt gemacht hatte, überließ sie sie einer fröhlichen Diskussion über
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