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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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rollte eine kleine Kugel aus dem Schmutz. Sie war nicht groß wie die anderen und bestand auch nicht aus Stein, sondern einem weißen Metall. Sie prallte an seinem Stiefel ab und kam ihm seltsam leicht vor. Die Schlammreste fielen davon ab, und sie schwebte in die Höhe.
    Oder hatte ihn die schlechte Luft bereits benommen gemacht?
    Er wich von der Kugel zurück, wußte, daß er jetzt eigentlich gehen mußte, aber sie kam ganz nahe und wirkte so echt, daß er danach griff und sie auffing. Er blinzelte dabei, schüttelte den Kopf. Es gab doch nichts, das nach oben fiel. Und doch fühlte sie sich echt an, feucht und kalt. Sie war etwa zweimal so groß wie sein Daumenballen. Auf ihre Art schwer, schwebte die Kugel nach oben.
    Später schien ihm jener Augenblick wie ein verblassender Traum. Das nächste, woran er sich erinnerte, war, wie er auf den Felsen oben aufwachte. Schmerz durchzuckte seinen Kopf, sein Körper tat weh, weil er sich übergeben hatte. Seine Hände waren aufgerissen und geschwollen.
    Als er sich aufsetzen konnte, fand er die kleine Kugel sicher in einer der Taschen seines zerrissenen, schmutzigen Overalls. Er holte sie heraus und wischte sie ab. Lange saß er da und zerbrach sich den Kopf. Das war eine andere Art von Drachenei, und seit er es besaß, schien ihm alles noch aufregender und geheimnisvoller denn je. Schon jetzt kam es ihm vor wie sein wertvollster Besitz.
    Die Kugel war ihm Beweis für den Mut, den er stets in Zweifel gezogen hatte, zugleich Lohn für all die Risiken, die er eingegangen war. Ihr silbernes Wunder schien irgendwie zu dem obskuren Drang zu passen, der ihn zu ihr geführt hatte. Da er nicht wußte, warum und wonach er suchte, brauchte er auch nicht zu wissen, was er gefunden hatte.
    Wahrscheinlich würden die Leute sie in irgendeinem Museum ausstellen wollen, aber ihm war sie zu wertvoll, als daß er sie hätte weggeben wollen. Als er wieder gehen konnte, trug er sie zur Schule und versteckte sie in seinem Schreibtisch, ganz unten in einer Schachtel, auf die er alte Tutorenbänder legte, um sie zu beschweren.
    Hin und wieder holte er sie heraus, um seine Phantasie daran zu erfreuen, und fragte sich, was sie wirklich war und ob diejenigen, die sie vor alter Zeit erschaffen hatten, wirklich von den Welten des Drachen gekommen waren. Aber in jene toten Tunnels ging er nie wieder zurück, verspürte auch nicht den Wunsch dazu. Nicht einmal, um nach der Holokamera zu suchen, als ihm schließlich bewußt wurde, daß er sie verloren hatte.
    Allein schon die Tatsache, daß er die Kugel hatte, machte ihn irgendwie zu einem besseren Bootsmann. Obwohl er nach wie vor jene Sportarten nicht mochte, die körperlichen Kontakt erforderten, entdeckte er in den Wintermondzeiten so viel Freude am Skilauf, daß er bald zum Anführer seines Klassenteams wurde. Plötzlich nahmen seine Studien eine neue Richtung. Die Kugel zeigte er nie jemandem, weil er nicht wollte, daß man sie ihm wegnahm. Aber er beabsichtigte, mehr über sie zu lernen. Er suchte sich Bänder über das prähistorische Kai und schrieb eine Klassenarbeit über die Schwarzen Jahrhunderte. Er stellte geheime Experimente mit der Kugel an. Als seine Physiktutoren zu den Bewegungsgesetzen kamen, maß er ihre Aufwärtsbeschleunigung: 0,9 Meter pro Sekundenquadrat. Einmal fragte er im Labor den Instruktor, was wohl negative Gravitation erzeugen könnte.
    „Bootsmann, bist du ein Idiot?“ Der weißbärtig Instruktor runzelte die Stirn. „Negative Gravitation hat keinen Platz in der Wissenschaft. Jeder Narr weiß das.“
    Die Zeit verging. Vom Drachen kamen keine Invasionsflotten der Humanoiden. Die Holoreporter vergaßen den Verlust von Captain Vorns Kyrone. Die Schiffsbeamten sprachen nicht länger von einer Rettungsexpedition. Statt dessen verkündeten sie Pläne von einer Erweiterung der Zone, um Kais Energienöte mit Thorium aus neuen Bergwerken von Malili zu lindern.
    Keth hatte schon lange Zeit keine Alpträume mehr über Humanoiden gehabt und begann langsam der Ansicht zuzuneigen, daß Brongs Geschichte schierer Phantasie entsprungen sein mußte. Er erledigte seine Lektionen und ging Skilaufen, wann immer sich dazu Gelegenheit bot. Hin und wieder, aber nicht mehr sehr häufig, zog er die unterste Schublade seines Schreibtischs heraus, um sich zu vergewissern, daß der weiße Metallball das nicht verloren hatte, das ihn in die Höhe zog, was immer es auch sein mochte. Er sprach nie davon, auch nicht zu Chelni, weil sein Wunder

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