Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
gesamte Gebilde lag waagerecht und hatte eine ungefähre Länge von einen Meter. Er zog vorsichtig daran und stellte fest, dass seine Bemühungen schließlich belohnt wurden. Es lockerte sich und rutschte aus dem Sand heraus. Warum war es nicht mit dem Boden verwachsen? Warum ließ es sich so einfach herausziehen? Diesen Fragen konnte sich John momentan nicht widmen. Es musste später geklärt werden.
Da rundherum das Wasser vom aufgewirbelten Sand vernebelt war, konnte keiner von ihnen genau erkennen, was es darstellte.
Franklyn gab das Zeichen zum Auftauchen, denn sein Tauchcomputer begann, Pieptöne von sich zu geben. Er hatte die absolute Nullzeitgrenze erreicht und wurde unsanft von seinem Computer ermahnt, aufzutauchen.
Gemeinsam folgten sie dieser Aufforderung und legten einen Zwischenstop bei fünf Metern ein. Auch dies wurde vom Tauchcomputer gefordert. In fünf Metern Tiefe war das Licht wesentlich besser. Farben waren jetzt sehr gut zu erkennen. Endlich konnten sie erkennen, was John dort unten aus dem Sand gezogen hatte. Es war ein runder Metallstab, der nicht im Geringsten verrostet war. Vermutlich handelte es sich um ein sehr widerstandsfähiges Metall. Noch nicht einmal Lebewesen oder Verkrustungen hatten sich auf seiner Oberfläche angesiedelt beziehungsweise angelagert. War das Metall so dermaßen abstoßend, dass sich nichts darauf festhalten konnte?
Franklyn schoss plötzlich ein übler Gedanke durch den Kopf: Während des zweiten Weltkriegs wurden Brandbomben benutzt, die diesem Gegenstand sehr ähnlich waren. Es waren damals allerdings achteckige Stäbe gewesen, die eine verheerende Wirkung hatten. Sie waren damals mit einem Phosphorgemisch gefüllt, das sogar unter Wasser weiterbrannte. Hoffentlich handelte es sich bei diesem Stab nicht um so etwas Gefährliches. Dieser Stab hier war zwar nicht achteckig, doch konnte man sich auf derlei Dinge verlassen? Womöglich waren auch runde Brandbomben produziert worden. Für das Tauchboot und die gesamte Mannschaft würde es totale Zerstörung sowie den sicheren Tod aller auf ihm befindlichen Menschen bedeuten, wenn es eine Bombe war und sie unvorhergesehen zünden würde.
Sie würde sich niemals löschen lassen, wenn sie einmal entflammt ist. Vermutlich frisst ihr Feuer sich gnadenlos durch jede Etage, bis sie schließlich alles in Brand gesetzt hat. Das Finale ihrer Arbeit wäre dann das sichere Versenken, indem sie sich auch noch durch den Bootsboden brennt.
Endlich nach dem Zwischenstopp oben an der Wasseroberfläche angekommen hievten die vier den Stab wie ein rohes Ei an Bord. Als der Kapitän den Gegenstand erblickte, bekam er angsterfüllte, weit aufgerissene Augen und schrie »Werft das verfluchte Teil über Bord, das ist eine Brandbombe! Wollt Ihr, dass wir alle sterben?« Er war völlig außer sich und drängte sich vor lauter Angst in die letzte, ihm verbleibende Ecke.
»Hey, beruhige dich mal. Wäre das eine Bombe, wäre sie bestimmt nicht so sauber und glatt. Das Ding ist weder zerkratzt noch verrostet. Ich glaube kaum, dass sich jemand die Arbeit macht, eine Bombe zu polieren, bevor er sie wirft.«
»Vielleicht liegt sie noch nicht lange dort unten. Oder es ist nichtrostendes Metall! Vielleicht handelt es sich sogar um eine uns unbekannte Legierung.«
»Ja sicher«, bemerkte John ironisch. »Beruhige dich. Es ist bestimmt einfach nur eine Metallstange. Die Menschen bauen Bomben und verpacken sie in hochwertiges, nicht rostendes Metall, weil sie erreichen wollen, dass sie auch in hundert Jahren noch funktionieren. Das ist keine Bombe. Aber wenn du so eine Panik davor hast, dann schlage ich vor, wir hängen den glänzenden Gegenstand an ein Seil und ziehen es in gebührendem Abstand hinter uns her. Wenn wir hingegen nicht fahren, lassen wir es am Seil herab bis auf eine Tiefe von sagen wir zehn Metern. Dann kann uns nichts passieren. Bist du damit einverstanden?«
»Solange das Teil nicht an Bord meines Bootes herumliegt, ist mir das egal. Mach damit, was du willst, aber lass es von Bord verschwinden. Ich brauche mein Boot noch.«
»Ich lasse es sofort verschwinden. Gib mir eine Minute. Wenn es tief genug im Wasser hängt, kann es kein Unheil anrichten. Ich erwarte nur von allen, dass es auch dort unten hängen bleibt und niemand sich daran zu schaffen macht. Ich werde es sehr regelmäßig kontrollieren.«
Anschließen nahm er sich ein zerrissenes Stück von einem Fischernetz, das er in einer Kiste fand und wickelte es um sein
Weitere Kostenlose Bücher