Dave Duncan
Koje an gegenüberliegenden Wänden, jedoch kaum eine Elle voneinander getrennt. Sie lag unter einem Laken. Er hatte sich bis auf ein Stück Stoff ausgezogen, das sie gerade noch als spärlich beschreiben würde. Vielleicht wollte er ihre jungmädchenhafte Neugier bezüglich seines männlichen Körperbaus befriedigen. Vielleicht wollte er aufschneiden, obwohl er sonst eigentlich nie mit irgend etwas prahlte – er stellte lediglich das Offensichtliche fest. Oder vielleicht versuchte er auch, das Beste aus einer unmöglichen Situation zu machen und sich so gut es ging wie ein verheirateter Mann zu verhalten.
Er war für die Koje zu lang und beinahe auch zu breit, ein glänzender, kupferfarbener Riese, alles, wovon ein Mädchen träumen konnte. Armer Azak! Der Skorpion war beseitigt, doch der Stachel steckte immer noch in der Wunde. Und die gräßlichen Verbrennungen in ihrem Gesicht schmerzten auch noch. Sie näßten jetzt – vielleicht würde sie nie wieder lächeln können. Azaks lebenslange Unfehlbarkeit geriet offenbar ins Wanken, sobald Inos in der Nähe war.
Er spürte ihren prüfenden Blick und wandte träge seinen Kopf. »Meine Liebe?«
»Azak?«
»Heiß, nicht wahr?« Er starrte wieder an die Decke.
Sie hatte noch nie zuvor gehört, daß er törichtes Geschwätz von sich gab.
Nach einer Weile flüsterte sie: »Ich werde es sagen, sobald ich kann. Es wird Euch mehr bedeuten, wenn ich es ehrlich meine.«
Er betrachtete sie von oben bis unten. »Wenn der Fluch nicht wäre, würdet Ihr es bereits vor Euch hin plappern –und es auch so meinen.«
»Da bin ich sicher. Ich wünschte, es wäre so.« Wirklich? Tat sie das wirklich? Meine Liebe. Mein Liebling. Liebster. Geliebter.
Warum nicht? Viele Frauen in Pandemia hatten gelernt, den Mann zu lieben, den das Schicksal ihnen zugedacht hatte. Warum sollte es bei ihr anders sein? Nur sehr wenige durften einen solchen Mann lieben.
Vertrau auf die Liebe!
Über ihrem Kopf waren Schritte zu hören. Das Schiff schaukelte kaum, und das übliche Quietschen und Knarren blieb zu ihrem Bedauern aus. Selbst die Möwen blieben still.
Sie dachte an Rap, der in Arakkaran in einer Zelle auf und ab lief. Der ehrliche, wohlmeinende, unbesonnene Rap. Vielleicht konnte sie Azak überreden… Nein, sollte er noch ein wenig mehr Zeit haben, seinen verletzten Stolz zu heilen. Er war eigentlich nicht wirklich rachsüchtig, dieser Azak. Er mochte tödlich sein, doch für gewöhnlich hatte er einen logischen Grund für das, was er tat – von seiner wahnsinnigen Eifersucht natürlich einmal abgesehen. Nach der Katastrophe mit dem Kuß in der Hochzeitsnacht hatte er sich selbst dafür die Schuld gegeben, daß er nicht daran gedacht hatte; ein geringerer Mann hätte ihr die Schuld gegeben oder den Göttern oder sogar Rap…
Es war zu heiß zum Sprechen. Es tat zu sehr weh, zu schweigen. »Azak?«
»Hm?«
»Wie reisen wir? Ich meine, im Impire? Soll ich wieder Hathark sein? Und welchen Namen und Rang werdet Ihr…«
»Ich werde Kar sein!« Er lachte leise über ihre Überraschung. »Der Name ist so gut wie jeder andere, Mein eigener könnte erkannt werden, da ich so bemerkenswert bin. Wir werden die Söhne des Sultans von Shuggaran sein. Der verräterische Hund ist so etwas wie ein Anhänger des Imperiums, das könnte uns helfen.«
»Aber… was ist mit Eurer Petition an die Vier?«
Azak warf den Planken über sich ein Stirnrunzeln zu. »Es gibt keine Petition an die Wächter. Wir reisen lediglich als junge Prinzen auf der Suche nach Wissen. Das ist nicht Sitte in Zark, aber die Imps werden nichts daran merkwürdig finden, wenn reiche junge Männer einen Ausflug um die Welt machen.«
Inos stützte sich auf einen Ellbogen, um ihn besser betrachten zu können. »Wenn Ihr ein Haremsmädchen haben wolltet, hättet Ihr ein Haremsmädchen kaufen sollen! Ich habe zufällig ein Hirn, und jetzt habt Ihr meine Neugier geweckt.«
Er wandte erneut den Kopf, und über sein Gesicht flog ein Lächeln, das bei ihm so selten war. »Das habe ich Euch also noch nicht ausgetrieben, oder? In Ordnung, meine Königin, denkt nur daran, daß die anderen das nicht wissen. Außer Zana natürlich. So weit es im Augenblick meinen Bruder und den Pöbel betrifft, spionieren wir gerade, und ich habe Euch mitgenommen, um den Verdacht von uns abzulenken. Versteht Ihr?«
Das Lächeln war verschwunden, und die roten Augen blickten drohend. »Natürlich.« Er war wie kastriert, und keine Scham konnte
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