Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Quieken konnte ich leider nicht unterdrücken und es kam mir eher vor Überraschung über die Lippen. Schmerz spürte ich kaum.
Die Stelle an meinem Hals, die Tess mit den Lippen berührte fühlte sich taub und kalt an. Ich fing an zu schwitzten. Mein Herz galoppierte geschwind. Eine tiefe Macht berührte und umhüllte mein Herz. Mein gesamter Körper war so heiß wie wahre Glut.
Auf einmal hörte und sah ich nichts mehr. Ich schwamm in einer dunklen und heißen Finsternis. Langsam und kräftig atmete ich aus und ein.
Eine Sommernacht ohne Sterne, Mond oder Wolken. Und doch so wunderbar, dass ich nie mehr fort wollte. Ich vergaß alles. Sogar Mom, Lil und Tess. Ich genoss diesen einen Augenblick, bis er vorbei war. Tess schob mich ein Stück zur Seite und legte mich auf mein weiches Bett.
Meine Augen erkannten wieder die Zimmerdecke mit dem seltsamen großen Leuchter und Tess, die sich von mir ein paar Schritte entfernte. Ich wollte fragen, wohin sie jetzt ging, doch ich konnte mich nicht bewegen und mein Gehör war noch immer verstummt.
Noch immer spürte ich eine strahlende Macht in meinem Herzen. Ich schloss die Augen. Mein Blut pulsierte in meinen Adern und mein Herz pochte. Zuerst noch schnell, dann wurde es langsamer und immer langsamer. Es blieb stehen.
Ich bekam Panik. Starb ich oder war ich schon tot? Nein, dass konnte nicht sein. Ich konnte noch immer denken und auch noch das weiche Bett unter mir spüren. Was war passiert?
Meine beste Freundin starrte mich vor Schreck kurz an und verließ darauf das Zimmer wieder durch das geöffnete Fenster.
Meine Augenlider öffneten sich und die Dunkelheit schlug mir mit einer seltsamen Macht entgegen. Sie presste mir die Luft aus der Lunge. Ängstlich sprang ich aus dem Bett und landete elegant auf zwei Beinen. Huch .
Das Dunkel drückte mir auf die Seele. Ich brauchte Licht. Eilig lief ich zum Lichtschalter und knipste ihn an. Sofort wurde mir warm und wohl. Ich beruhigte mich.
"Was war nur los mit mir?"
Noch nie hatte ich Angst im Dunkeln. Von der Neugier getrieben, knipste ich das Licht wieder aus. Sofort spürte ich die aufkommende Panik.
Schon war es wieder hell.
Was nun? Meine Hand tastete zu meinen Rippen. Nichts. Nicht das kleinste Pochen.
"Bleib ruhig, nicht schon wieder in Panik geraten. Tot bist du ja nicht.", sprach ich laut zu mir selbst.
Zumindest fühlte es sich nicht so an, als wäre ich tot.
Ein Vampir. NEIN!
Tess sagte, sie konnte mich nicht verwandeln und ich vertraute ihr. Aber was könnte mit mir geschehen sein?
Die Augen! Sind sie rot?
Ich hechtete ins Badezimmer und..., nein. Rot waren sie nicht.
Aber... Aber...
Meine Haare standen kreuz und quer. Dunkle Ringe hatte ich unter den Augen und meine Augenfarbe war Bernstein. Ein richtig gelbliches Bernstein.
Oh, mein Gott, was war mit meinen kastanienbraunen Augen passiert. Ich blinzelte. Vielleicht war wirklich alles nur ein komischer Traum. Ich zwickte mich, doch diese seltsamen Augen blieben.
Mich täte es nicht wundern, wenn ich auch noch Katzenaugen bekommen würde. Auch mein Teint war bräunlich geworden. Früher war ich kränklich weiß gewesen. Ich vermisste mein früheres Aussehen nicht. Diesen Stil fand ich bei weitem besser. Richtig sexy.
Ich kicherte und strich mir über meine Haare, die leider immer noch genauso struppig waren. Nur nicht zu viel des Guten. Nun gut, ich war kein Vampir. Soviel, glaubte ich, stand fest. Im Kopf überflog ich eilig die Punkte, die dagegen sprachen.
Angst im Dunkeln, einfaches Atmen, heiße Körpertemperatur und bernsteinfarbene Augen.
Verdammt heiß war ich. Wirklich heiß. Als hätte ich fünfzig Grad Fieber. Wahnsinn und mir ging es nicht schlecht. Ich schlenderte ins Zimmer zurück und warf mich aufs Bett. Was war bloß los mit mir?
Noch immer war es draußen dunkel. Mein Wecker zeigte fünf Uhr. Gut, dachte ich, lange konnte es nicht mehr dauern, bis es hell werden würde. Das Dunkel, das durch das Fenster herein leuchtete, bedrückte meine Seele.
Leise und sanft hörte ich Lil schnarchen und wie immer brachte sie mir ein Lächeln ins Gesicht. Sam miaute vor dem Fenster und kratze an das Holz. Och, nein. Er wusste doch, dass er das nicht durfte. Ich stand auf und öffnete ihm zögernd das Fenster.
Sam blickte mir in die Augen und fauchte. Seine Zähne waren gefletscht. Angst und Trauer legten sich auf mein stilles Herz. Knurrte er mich etwa an?
Kannte er mich nicht mehr?
Wenn nicht, konnte ich es ihm nicht übel nehmen.
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