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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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Ich kannte mich ja selbst kaum noch.
    "Sam. Was ist los?"
    Noch immer rührte er sich nicht und fauchte.
    "Komm endlich, sonst mache ich das Fenster zu und lasse dich nicht mehr herein."
    Mir war die Nacht nicht geheuer und wollte mich schnell zurückziehen.
    "Na los.", fauchte ich.
    Er miaute zaghaft und sprang über meinen Rücken ins Zimmer. Sofort flitzte er durch den Türspalt. Ich hörte schlurfende Schritte und Lils Schnarchen war verstummt. Meine Schwester drückte meine Zimmertür auf und trat herein. Still und leise kam sie näher und nahm meine Hand. Doch fluchend zog sie sie wieder zurück.
    "Au. Du bist ja ganz heiß."
    Sanft strich sie meinen Arm entlang.
    "Du hast Fieber und bist krank. Ich glaube, ich habe dich angesteckt."
    "Nein, hast du nicht."
    "Du darfst nicht krank werden. Bitte, nicht."
    Ich blickte ihr in die Augen. Sie füllten sich mit Tränen. Lil schlang die Arme um mich und achtete nicht mehr auf die Hitze.
    "Nein, nein."
    "Lil ich bin nicht krank."
    Sie schluchzte.
    "Aber, deine Augen, sieh deine Augen an. Du bist krank. Ich muss es Mom sagen."
    "Ja, okay. Ich fühle mich doch nicht so besonders gut, aber wahrscheinlich ist es nur eine leichte Erkältung, die Mom nicht interessieren würde. Komm, ich bringe dich wieder ins Bett. Es ist noch viel zu früh, um aufzustehen."
    Sie nickte und wäre beinahe im Stehen eingeschlafen. Ich kicherte und fing meine Schwester auf. Ich nahm sie an der Hand und führte sie in ihr Zimmer.
    "Warum bist du so heiß? Ich hatte Fieber, aber so heiß war ich nicht."
    Ich zuckte mit den Schultern und legte sie unter ihre Bettdecke. Das Zimmer meiner Schwester war genau das Gegenteil zu meinem Zimmer. Die Wände waren einfach weiß und ihre Bettdecke und die Vorhänge strahlten im festem Pink. Überall waren kleine violette Pferdchen mit Flügeln. Ihr Zimmer war auch viel größer als meines, aber ich fand mein kleines Zimmer zum knuddeln.
    "Schlaf, jetzt.", sagte ich und strich ihr mit der Hand über die Stirn. Nur ganz kurz zuckte sie zusammen und ließ sich dann nichts mehr anmerken. Ich blieb an der Tür noch einmal stehen und blickte zurück. Lil lächelte mich traurig an.
    "Schlaf.", war das einzige was ich noch herausbekam.
    Ich wollte weinen. Tränen sollten meine Wange kühlen, doch es kamen keine. Meine Augen blieben trocken und füllten sich nicht einmal mit Wasser.
    Mich wunderte heute nichts mehr. Mir kam es so vor, als wäre ich in einem anderen Körper aufgewacht, doch so war es nicht. Noch immer hatte ich die gleiche Größe, die gleichen Haare und die gleiche Stimme. Ich war noch immer Sandy.
    Okay, wenigstens etwas.
    Im Flur blieb ich noch einmal stehen und starrte verwundert in die Richtung meines Zimmers. Hatte ich nicht das Licht angelassen? Jetzt, als ich die Dunkelheit erblickte, kam wieder tiefe Furcht in mir auf. Ich versuchte ruhig zu bleiben und mich zu konzentrieren.
    In der Luft hing etwas Gefährliches. Meine Hände fingen an zu zittern. Jemand war hier und dieser jemand suchte mich nicht auf, um mit mir zu sprechen.
    Langsam schlich ich weiter. Das Einzige was mich beruhigte waren die sanften Schnarchlaute meiner Schwester. Ich trat in mein Zimmer und schloss eilig die Tür hinter mir. Lil musste nicht alles mitbekommen.
    "Wer ist da?", flüsterte ich. "Komm hervor."
    Unterdrückte Wut schwang in meiner Stimme.
    Ich vernahm ein leises Zischen. Sam? Nein, der konnte das Licht nicht abschalten.
    Wind umwehte meine Haar und kühlte meine Stirn. Verdammt, ich hatte vergessen das Fenster zu schließen. Vielleicht war nur eine fremde Katze eingedrungen. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und starrte wieder auf das offene Fenster.
    Plötzlich sprang mich etwas von hinten an und schleuderte mich mit voller Wucht gegen meinen Schreibtisch. Die Lampe stürzte zu Boden und zerbrach. Bei dem lauten Geräusch zuckte ich zusammen.
    Ruckartig drehte ich mich um und fauchte. Ein kleiner Schmerz im Zahnfleisch ließ mich aufstöhnen. Mit der Zunge fühlte ich seltsame spitze Zähne, die vor meinen Eckzähnen herausgebrochen waren. Leider hatte ich keine Zeit sie näher zu betrachten.
    Auf einmal leuchteten mir grelle rote Augen entgegen und das Erste was ich dachte, war „Tess?“.
    Nein, dass war nicht Tess. Meine Freundin würde mich niemals angreifen. Abermals sprang mich der Vampir an, ich stürzte zu Boden und zog ihn mit mir hinab.
    Es wäre bestimmt nicht lustig, wenn Lil hereinkommen würde.
    Hass durchschüttelte meinen Körper

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