Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
wunderte es noch immer, dass keine neugierigen Menschen in Sicht waren. Nachdem die Tür zu Bruch gegangen war, hätten sie Susans Schreie meilenweit hören müssen.
Wir hatten Susan befohlen sich wenigstens das dunkelste Blut von der Haut zu waschen und sie hatte es dann auch getan. Nur wenn man einen genaueren Blick auf sie warf, konnte man an manchen Stellen verkrustetes Blut erkennen. Die Hose hatte sie nicht gerne wieder übergestreift, doch nachdem wir nichts anderes fanden, was wunderlich war, war ihr nichts anderes übrig geblieben.
Wir hatten ihr angeboten, Jonathan im Maiks Garten zu begraben und sie hatte mit eingestimmt. Gegen eine offene Beerdigung hatte sie sich gesträubt. Ich konnte es verstehen. Ich musste einfach die Daumen drücken dass Maik nichts dagegen haben würde. Es wäre peinlich, wenn er es nicht zuließe. Leider nagten an mir kleine Zweifel.
Arianna ging neben mir. Man merkte ihr an, dass sie das Licht und die Wärme genoss. So wie ich. Sie würde am liebsten hüpfen oder vor Freude in die Luft springen, doch sie ließ es glücklicherweise bleiben.
Susan war im ersten Lichtstrahl leicht zusammengezuckt und hatte misstrauisch der Sonne entgegen gestarrt. Es dauerte jedoch nicht lange und sie hatte sich richtig entspannt. Auch ihre verzerrte Mine hatte sich ein wenig gelockert.
Eddi hielt seine rechte Hand beruhigend auf ihrer Schulter. Wie ein richtiger Arzt. Es wäre nicht einmal unpraktisch, einen unter uns zu haben. Eine Menge Vorteile hatte es.
Ich war total erledigt und wollte mich einfach nur noch ausruhen. Es war viel Zeit, bei Jonathans Geburt vergangen. Mittlerweile war es Spätnachmittag. Hoffentlich bekam Lil etwas zu essen.
Vielleicht hatten sie ja das Lagerhaus schon bewohnbar gemacht. Es würde mir keinen Spaß machen wieder so eingeengt zwischen ... ist ja egal zwischen wem, zu schlafen. Meine Fantasie könnte abermals ihren freien Lauf nehmen.
Arianna war ganz anderen Gedanken gefolgt als ich, denn plötzlich stellte sie eine Frage, die mich auch interessierte. Eigentlich hätte ich sie als Anführerin erst stellen sollen.
"Ed. Wie hast du Susan gefunden? Ich hatte kein Wimmern oder Schreien gehört. Es war die verlassenste Gegend der Welt. Niemand hätte es dir heimlich verraten können. Sag schon, wie hast du sie aufgespürt?"
Eddi hielt ihren fragenden Blick locker stand, und doch verfinsterte sich sein Gesicht spielerisch.
"Hattest du mich gerade Ed genannt. Ari ich kann diesen Spitznamen nicht ausstehen. Merk dir das."
Auch Arianna wurde wütend.
"Hey, hör du mit Ari auf. Wie blöd hört sich das denn bitte an."
Eddi fing an frech zu grinsen und das Mädchen lächelte scharmant zurück.
Ich schüttelte nur belustigt den Kopf. Er umging Ariannas Frage prächtig. Würde sie das ablenken?
"Dann haben wir beide eine Bedingung. Ich verspreche deine einzuhalten, wenn du das für meine auch tust."
Arianna nickte. Beinahe wäre sie seelenruhig weitergegangen. Aber nur beinahe.
"Du hast meine Frage nicht beantwortet."
"Welche Frage?"
Er warf uns einen fragenden Blick zu. Hinter seiner Mine konnte ich seine Unsicherheit jedoch erkennen.
"Eddi", das war ich. Ich hasste es, wenn jemand vom Thema abkam und das nur weil es ihm peinlich war.
"Du weißt genau was sie gefragt hatte. Mich interessiert es auch, was du zu sagen hast."
Seine Geduld war am Ende und er warf mir einen unheimlich bösen Blick zu. Innerlich zuckte ich zusammen, doch ich nahm meinen Mut und blickte ihm direkt in die Augen. Es war purer Trotz. Warum sollte er es auch einer Jüngeren verraten. Ich war ja nur ein sechzehnjähriges Mädchen, das natürlich nur Jungs im Kopf hatte und bei erwachsenen Gesprächen nicht teilhaben durfte. So ein Käse. Mein Freund hatte mich verlassen, als ich vierzehn war und ich hatte mir geschworen, mir mit der Liebe ein wenig mehr Zeit zu lassen. Nun vielleicht, aber nur vielleicht konnte ich den Schwur halten.
Nach einer Weile gab Eddi nach und blickte verlegen zur Seite. Natürlich war ich total froh, über diesen Sieg, aber ich verriet es nicht. Wie blöd käme das?
"Nun ... ich weiß es selbst nicht genau. Es war purer Instinkt, dem ich folgte. Ein stummer Hilfeschrei leitete mich. Natürlich ging ich diesem Schrei nach, als Arzt. Es war ... Ich kann es nicht richtig erklären. Ich musste ihm folgen. Ich weiß selbst, dass sich das völlig verrückt und idiotisch anhört, aber es hat uns geholfen."
Er hatte es nur gefühlt?
Oh, ja es klang wirklich
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