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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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würde dich natürlich Thiago. Aber ich würde dich wiedererwecken. Du müsstest mir nur zeigen, wie das geht.«
    Oh, ist das alles? »Okay, ich mach dir einen Vorschlag«, hatte Karou mit einem aufgesetzt fröhlichen Lächeln erwidert. »Lass uns doch stattdessen lieber dich wiedererwecken. Ich hab so viele Ideen für deinen nächsten Körper.« Ihr Vorschlag hatte Ten nicht sonderlich gut gefallen, aber Karou interessierte es auch nicht wirklich, was Ten gefiel. Du könntest wieder eine Kirin sein. Die pure Dreistigkeit dieser Bemerkung ärgerte Karou immer noch. Hatte die Wölfin das alles mit Thiago besprochen? Vielleicht würde Karou als Chimäre tatsächlich weniger auffallen, aber für den Moment machte es überhaupt keinen Sinn, auch nur darüber nachzudenken. Sie musste ein Mensch bleiben, um das Essen für die Rebellen, Stoff für ihre Kleidung und Rohmaterialien für Aegirs Schmiede zu beschaffen, ganz zu schweigen von den Zähnen. Aber würden sie irgendwann von ihr verlangen, dass sie sich wiedererwecken ließ?
    Tja, sollten sie doch verlangen, was sie wollten. Karou sah auf die Hamsas in ihren Handflächen hinab; sie kamen ihr fast vor wie eine Signatur. Diesen Körper hatte Brimstone für sie erschaffen, und sie würde ihn behalten.
    Gelächter holte sie in die Gegenwart zurück. Ziri und Ixander trainierten immer noch, der neue Wiedergänger hatte gerade die Balance verloren und trudelte nun langsam zu Boden. In dem Versuch, das Gleichgewicht wiederzufinden, schlug er mit seinen plumpen Flügeln aus und krachte rückwärts in die halb zerfallene Brustwehr, die den Hof umsäumte, löste eine Lawine aus Lehm und Dreck aus und hing schließlich mit einer Hand hilflos an der Mauer. Und lachte. Auch Ziri und ein paar andere lachten, und das klang so fremd, so unbeschwert. Auf einmal wurde Karou bewusst, dass sie ihnen nachspionierte, denn die Chimären lachten nie, wenn sie in der Nähe war, und würden sicher sofort aufhören, sobald sie sie bemerkten. Rasch zog sie sich tiefer in die Schatten zurück, denn das wollte sie auf keinen Fall.
    Ziri machte einen Satz nach vorn und schlug mit der flachen Seite seines Schwerts auf Ixanders Hand, so dass der Akko seinen Halt an der Mauer verlor und brüllend zu Boden stürzte. Der Aufprall war heftig, aber Ixander erholte sich rasch und versuchte Ziri zu erwischen, der ihm – immer noch lachend – im Vorbeifliegen Hiebe auf den Helm verpasste und sich dann blitzschnell aus seiner Reichweite entfernte. Ein paar Schaulustige kamen hinzu, es gab spöttische, aber offensichtlich gutgelaunte Zwischenrufe – und als Ixander sich endlich wieder in die Luft schwang, um die Verfolgung aufzunehmen, applaudierten und jubelten die Umstehenden.
    Alle fünf Patrouillen waren vollzählig nach Eretz zurückgekehrt, und keiner der Soldaten war ernsthaft verletzt gewesen. Thiago war in bester Stimmung, und in der Kasbah herrschte eine Atmosphäre des Triumphs – auch wenn Karou immer noch nicht recht wusste, worin genau dieser Triumph eigentlich bestand. Eine der Bauersfrauen, die das Essen kochten, hatte ein neues Banner für Thiago gewebt, nachdem sein altes in Loramendi verbrannt war; zwar war es aus Segeltuch statt aus Seide und deutlich schlichter, aber es zeigte einen weißen Wolf und die Worte: Sieg und Vergeltung, Thiagos Motto. Das jetzt anscheinend für alle galt.
    Karou bevorzugte das Banner des Kriegsherrn – ein Geweih, aus dem Blätter sprossen, als Zeichen für neues Wachstum – aber sie war auch alles andere als immun gegen den Wunsch nach Vergeltung – heiß und entsetzlich pulsierte er durch ihre Adern: wie ein urtümlicher Trommelwirbel, wie ein Zähnefletschen. Und sie musste zugeben, dass Thiagos Motto sich besser als Schlachtruf eignete.
    Das Banner hing über der Galerie am Kopfende des Hofes und schien der Welt das Ansehen des Weißen Wolfs kundzutun. Wo ist meins? , dachte Karou unwillkürlich, und der Gedanke war so komisch, dass sie fast gelacht hätte. Warum nicht? »Wir beide kämpfen für die gleiche Sache«, hatte Thiago gesagt. Was würde er also machen, wenn sie direkt neben seinem ihr eigenes Banner hisste? Und was wäre auf ihrem Banner zu sehen? Eine Zahnkette? Zangen? Nein. Eine Schraubzwinge, und ihr Motto wäre: Autsch .
    Sie lächelte. Es war ein wirklich lustiger Gedanke, aber ihr Lächeln verblasste schnell, weil sie niemanden hatte, dem sie davon erzählen konnte. Die Soldaten im Hof lachten immer noch, aber sie stand im Schatten.

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