de la Cruz, Melissa - The Immortals 1
schwarze, glänzende und brummende Biester – aus dem Tempeleingang.
Das war der Moment, in dem Bliss zu schreien begann.
11
A ls Skyler am späten Nachmittag die Praxis von Dr. Pat in der Fifth Avenue erreichte, dachte sie immer noch über das nach, was Jack nach Angies Beerdigung gesagt hatte. Er hatte sie gefragt, warum sie seine Nachricht ignoriert hatte, und sie hatte ihm erklärt, dass sie die Zeilen schlichtweg für einen Scherz gehalten hatte.
»Du findest es also witzig, dass Angie tot ist?«, hatte er mit finsterer Miene gefragt. Sie hatte protestieren wollen, aber dann war sie von ihrer Großmutter gerufen worden und musste zu ihr gehen. Seinen Blick, in dem sie tiefe Enttäuschung gelesen hatte, konnte sie nicht vergessen. Skyler pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Warum hatte er eine so starke Wirkung auf sie?
Eine dürre Frau in einem Fuchspelzjäckchen auf der anderen Seite des Wartezimmers starrte sie an. Skyler starrte trotzig zurück.
Cordelia hatte viel Gedöns um Skylers Untersuchung gemacht. Dr. Pat war eine berühmte Hautärztin. Das Wartezimmer erinnerte an die Räume von exquisiten Hotels. Alles war in Weiß gehalten, ein Flokati lag auf den Fliesen. Weiße Couchtische, Ledersofas und Sessel sorgten für ein nobles Ambiente. Gerahmte und signierte Fotos von Topmodels und hoch bezahlten Schauspielerinnen hingen an den Wänden. Skyler vermutete, dass Dr. Pat dafür sorgte, dass deren Haut so makellos wie auf den Bildern blieb.
Sie versuchte, nicht mehr an Jack zu denken und begann gerade in den Hochglanzprospekten zu blättern, die das Know-how der Ärztin priesen, als sich die Tür des Behandlungszimmers öffnete und Mimi Force herausmarschiert kam.
»Was willst du denn hier?«, fauchte Mimi.
»Ich sitze hier nur zum Spaß«, entgegnete Skyler, obwohl klar war, dass Mimi die Frage rhetorisch gemeint hatte. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
Mimi funkelte Skyler wütend an. Ihr ganzes Gesicht war mit kleinen roten Stichen übersät. Sie hatte ihre Haut mit Laserstrahlen ein wenig aufrauen lassen. Es half, die blauen Adern zu verbergen, die sich um ihre Augen herum gebildet hatten. »Das geht dich nichts an.«
Skyler zuckte mit den Achseln.
Mimi ging zum Ausgang und knallte die Tür hinter sich zu.
Ein paar Minuten später rief die Schwester Skyler auf und führte sie ins Behandlungszimmer. Sie wog Skyler und maß ihren Blutdruck. Dann gab sie ihr ein rückenfreies Krankenhausnachthemd. Skyler zog sich aus, streifte das Hemd über und wartete ein paar Minuten auf die Ärztin.
Dr. Pat war eine ernst blickende, weißhaarige Frau. Ohne vorher zu grüßen, musterte sie Skyler von oben bis unten und sagte schließlich: »Du bist dünn.«
Skyler nickte. Ganz egal, was sie aß, sie nahm kein Gramm zu. Oliver wunderte sich immer darüber. »Du müsstest wie eine Tonne aussehen«, pflegte er zu sagen, »bei dem, was du alles verschlingst.«
Dr. Pat inspizierte die Male an ihren Armen und fuhr mit dem Finger das Muster entlang, das sich dort gebildet hatte. »Wird dir oft schwindelig?«
»Manchmal.«
»Und fragst du dich dabei, wo und wer du wirklich bist?«
»Wie bitte?«
»Glaubst du manchmal, dass du träumst, obwohl du wach bist?«
Skyler hob fragend die Schultern. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Wie alt bist du?«
»Fünfzehn.«
»Also genau im richtigen Alter«, murmelte Dr. Pat. »Aber du hast noch keine Flashbacks, oder doch?«
Skyler runzelte die Stirn. Sie erinnerte sich plötzlich an den Abend in der Bank . Sie war auf dem Weg zur Toilette mit einem fremden Mann zusammengestoßen. Sie hatte ihn nur einen Moment lang gesehen. Er war schlank und breitschultrig gewesen, hatte einen dunklen Anzug getragen und sie mit seinen grauen Augen durchdringend angeschaut. Im nächsten Augenblick war er spurlos verschwunden gewesen. Sie wusste nicht, woran es lag, aber aus irgendeinem Grund war er ihr vertraut vorgekommen.
Sollte sie Dr. Pat davon erzählen? Sie war sich nicht sicher, ob es wichtig war, also behielt sie es schließlich doch für sich.
Die Ärztin nahm einen Rezeptblock heraus und begann etwas aufzuschreiben. »Ich werde dir eine Salbe verordnen, mit der du die Adern zunächst einmal überdecken kannst. Es ist aber nichts, worüber du dir Sorgen machen musst. Ich sehe dich dann im Frühjahr wieder.«
»Wieso? Was passiert denn im Frühjahr?«
Aber die Ärztin wollte sich dazu nicht äußern.
Skyler verließ die Praxis mit mehr Fragen als
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