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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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erreicht, während er mit seinem Krisenstab tagte, um über die Geschehnisse auf Cape Canaveral zu beratschlagen. »Soll ich jetzt etwa persönlich den Startknopf drücken?«
    Wütend machte er eine halbe Drehung in dem gepolsterten Sessel, der am Kopf des langen Konferenztisches im Situation Room stand. Betreten und zugleich erstaunt blickte ihn sein Beraterstab an. In einer solch aufgewühlten Verfassung hatte niemand zuvor den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten erlebt.
    »Nicole Borman, die Startleiterin im KSC, hat mir die Situation erläutert. Wenn nicht das Kontrollzentrum in Houston den Gegencheck macht, wird der Start zum Vabanque-Spiel. Ich halte das, ehrlich gesagt, für ziemlich übertrieben«, war McNab über die Telefonanlage zu hören.
    »Kann mir hier bitte irgendjemand erklären, was es mit diesem technischen Kram auf sich hat?«, brüllte der Präsident in den Raum, worauf hin alle Anwesenden trotz ihrer hohen militärischen und politischen Ränge zusammenzuckten. Die Antwort war ein betretenes Schweigen. Einzig General Grant, der Sicherheitsberater, hatte eine halbwegs plausible Antwort parat.
    »Ich habe mir das bei einer früheren Gelegenheit einmal ausdrücklich erklären lassen, Mr President. In der letzten Stunde vor dem Start werden auf beiden Seiten, in Florida und in Houston, die Telemetriedaten der Rechner miteinander verglichen. Die Techniker haben unterschiedliche Komponenten zu überwachen und nur das optimale Zusammenspiel aller Systeme gewährleistet einen einwandfreien Start. Das ist wie im Cockpit einer großen Passagiermaschine, wo die Abstimmung vor dem Start zwischen den Piloten und dem Tower erfolgt. Im Cockpit gilt das Vier-Augen-Prinzip, man macht sich gegenseitig auf Fehler aufmerksam. Ähnlich verhält es sich jetzt in Florida und Texas. Die checken sich gegenseitig.«
    »Das ist ja alles schön und gut. Aber mich interessiert einzig und alleine die Frage, ob die Atlantis auch ohne die Überwachung durch Houston starten könnte. So wie ein Pilot auf dem JFK-Airport, der nicht auf die Startfreigabe des Towers warten will, sondern einfach losfliegt. Und im Luftraum über der Startrampe dürfte im Moment ja relativ wenig Betrieb herrschen, da diese feindliche U-2 bekanntermaßen abgeschossen wurde.«
    »Sie wollen Ihre Tochter aus der Gefahrenzone bringen, darum geht’s, oder?«, fragte McNab so beiläufig wie möglich.
    »Sehr geehrter Herr Minister«, antworte George T. Gilles gereizt. »Ich habe keine Ahnung, wie Sie reagieren würden, falls Ihre Tochter in den Händen von Terroristen wäre. Ich jedenfalls will sie möglichst sofort in sicherer Entfernung sehen, von mir aus ein paar hundert Meilen über der Erde. Meine Tochter, die Crew, und das Shuttle. Und gleichzeitig erwägen wir die Stürmung des MCC in Houston, damit nach einem Start kein blutiger Vergeltungsakt geschieht und unschuldige Mitarbeiter der NASA sterben.«
    Es blieb einen Augenblick ruhig in der Leitung, dann fuhr McNab fort. »Das scheint mir ein wenig unüberlegt. In dem Augenblick, wo Sie Atlantis vorzeitig starten lassen, könnte Ihnen die Presse dies als Feigheit auslegen. Man würde Ihnen persönliche Interessen vorwerfen, da ihre Tochter an Bord ist. Man würde Ihnen vorwerfen, Sie hätten das Leben der NASA-Techniker in Houston bewusst aufs Spiel gesetzt, damit Ihre eigene Tochter nicht stirbt. Außerdem ist nicht gesagt, ob der Sturm auf das MCC ohne Blutvergießen abgeht. Die halten dort über einhundert Geiseln wie einen menschlichen Schutzschild gefangen.«
    Die Einschätzung McNabs traf den Präsidenten wie ein Schlag. Fassungslos blickte er in die Runde und sah nur Männer und Frauen, die ihre Köpfe senkten. Niemand wollte in diesem Augenblick zugeben, wie sehr die Worte des Ministers für Heimatschutz den Nagel auf den Kopf trafen. In diesem Moment spürte das Staatsoberhaupt die ganze Verantwortung, die auf den Schultern lastete. Die Entscheidung, an irgendeinem Ort der Welt eine Atombombe auf feindliches Gebiet abzuwerfen, konnte nicht schwerer wiegen. Die Terroristen hatten alle Trümpfe in ihrer Hand. Selbst wenn die Crew von sich aus entscheiden würde, aus dem Shuttle zu fliehen, bedeutete dies nicht, das Houston ohne Blessuren davonkommen würde. Und so wie Gilles seine Tochter kannte, würde diese niemals freiwillig das Cockpit räumen. Es war eine Zwickmühle, so oder so, und sie konnte dem Präsidenten das Amt kosten. Wenn er jetzt nicht einen kühlen Kopf bewahrte,

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